11 Kunst-Highlights im April, die ihr nicht verpassen solltet
Da wir uns im April garantiert noch auf den ein oder anderen verregneten Tag einstellen müssen, eignen sich die nächsten Wochen perfekt, um durch die Museen und Galerien der Stadt zu streifen und schöne Kunst anzuschauen. Welche 11 Ausstellungen ihr diesen Monat auf dem Schirm haben solltet, erfahrt ihr in unserem monatlichen Artvergnügen. Viel Spaß damit!
1 Katharina Grosse: Spectrum without Traces
Katharina Grosse gehört zu den wichtigsten und erfolgreichsten Künstlerinnen der Gegenwart und ist vor allem für ihre großformatigen und farbintensiven Sprüh-Malereien bekannt, die gerne mal den (Leinwand-)Rahmen sprengen aka sich auf Wänden, Böden, Decken und allerlei Alltagsgegenständen verteilen. In der Galerie Max Hetzler ist aktuell ihre Ausstellung "Spectrum without Traces" zu sehen. Das Besondere: Grosse hat sich diesmal auf nur sechs Farben beschränkt, die sie ungemischt und pur auf die Leinwände gesprüht hat. Schaut unbedingt vorbei, wenn ihr in der Nähe seid.
2 Vier Elemente: Handwerk & Design aus Paris und Berlin
Im Rahmen der "Europäischen Tage des Kunsthandwerks" läuft im Kunstgewerbemuseum am Kulturforum noch bis Ende des Monats die Ausstellung "Vier Elemente: Handwerk & Design aus Paris und Berlin", in der die Vielfalt handwerklicher Gestaltung – von der Formensprache über Symbolik bis hin zu Materialien – präsentiert wird. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf der Kunst- und Designszene in den Metropolen Berlin und Paris, die seit Jahrhunderten mit großem Ideenreichtum und handwerklichem Know-how glänzen.
3 Sung Tieu: No Jobs, No Country
Die Künstlerin Sung Tieu setzt sich in ihren Video- und Soundarbeiten, Installationen und Objekten mit den Zusammenhängen von Architektur und Ideologie, Bürokratie und Machtstrukturen sowie mit den Auswirkungen des Kalten Krieges auseinander. Für ihre Schau "No Jobs, No Country", die im Neuen Berliner Kubstverein (n.b.k.) zu sehen ist, hat sie sich ausgiebig mit dem 'Objekt Gehrenseestraße' beschäftigt, einem großen Wohnheimkomplex aus DDR-Zeiten, der in den 1980ern in Berlin-Lichtenberg gebaut wurde. Damals waren hier vor allem Vertragsarbeiter*innen aus Vietnam untergebracht. Tieu, die 1987 in Vietnam geboren wurde, lebte von 1994 bis 1997 selbst in einem der Gebäude.
4 Өмә ([ome]; baschkirisch für "kollektive Selbsthilfepraktiken“)
Obwohl in Russland Menschen aus 185 verschiedenen ethnischen Gruppen leben, gilt das Land nach wie vor als "weiß". Dabei wurden ethnische Minderheiten auch in der Geschichte Russlands gewaltsam unterdrückt, es gab ethnische Säuberungen und Genozide. Das russische Regime jedoch stellt Kolonialismus gern als westlichen Import dar. Die Erzählung Russlands als antikolonialer Macht ist nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine auch zentraler Bestandteil der Kriegspropaganda. Die Ausstellung "Өмә ([ome]; baschkirisch für „kollektive Selbsthilfepraktiken“)" der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien zeigt, dass das nicht der Wahrheit entspricht und der aktuelle Krieg nicht isoliert von der Geschichte Russlands betrachtet werden kann, sondern die Fortsetzung einer historischen Kontinuität des russischen Imperialismus ist.
5 Unpacking Jak R. Maier
Die Ausstellung "Unpacking Jak R. Maier" dokumentiert das Leben und Werk des 2010 verstorbenen Berliner Künstlers Jak R. Maier, dessen künstlerisches und privates Archiv uns nun erstmals zugänglich gemacht wird. Wenn ihr nicht wisst, wer Jak R. Maier war, solltet ihr die Schau im temporären Bauhaus-Archiv nicht verpassen. Toll ist nämlich auch, dass die Ausstellungsmacher*innen einen Blick darauf werfen, wie Kunsthistoriker*innen und die Öffentlichkeit mit dem Archiv umgehen, dass das Bauhaus-Archiv von Jak R. Maier persönlich geerbt hat.
6 Elín Hansdóttir: What Happens when Nothing Happens?
Elín Hansdóttir hat ein besonderes Talent. Sie schafft es mit ihrer künstlerischen Praxis, Räume derart zu verwandeln, dass man als Besucher*in förmlich ins Wanken gerät und die Orientierung verliert – in einem positiven Sinne, versteht sich. Mit ihrer aktuellen Ausstellung "What Happens When Nothing Happens?", die ab dem 20. April in der Schering Stiftung zu sehen ist, gelingt ihr das wieder mal mit Bravour. Hansdóttir ist diesmal der Frage nachgegangen, wie Bilder und digitale Medien unsere Vorstellung von Räumen beeinflussen und hat sich dafür erstmals Möglichkeiten der Virtual Reality zu eigen gemacht.
7 Human Is
Die Ausstellung "Human Is" könnte zu keinem passenderen Zeitpunkt laufen als aktuell, wo der Klimawandel uns täglich vor Augen geführt wird und ChatGPT in aller Munde ist. Wie sieht unsere Zukunft aus? Was können wir von ihr erwarten? Und wie nah liegen Realität und Dystopie vielleicht heute schon beieinander? Fragen über Fragen, auf die im Schinkel Pavillon vielleicht die ein oder andere Antwort gegeben wird. In Form eines mehrdimensionalen Science-Fiction-Szenarios wird erörtert, inwiefern wir mit unserer heutigen Vorstellungskraft überhaupt in der Lage sind, uns eine Zukunft auszumalen und wie diese dann wohl aussehen könnte. Ein besonderer Fokus liegt auch auf dem Afrofuturismus, der eine Gesellschaft imaginiert, in der POC gleichberechtigt leben können.
8 Friedrich Kunath: Coming Home Was As Beautiful As Going Away
Friedrich Kunath ist Maler und hat große Teile seiner Kindheit in Berlin verbracht, bevor er über das Rheinland nach München und schlussendlich nach Kalifornien übersiedelte. Nun kehrt er für eine Ausstellung zurück in die Hauptstadt – und zwar ins KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst. Im Mittelpunkt der Schau "Coming Home Was As Beautiful As Going Away" steht die Installation "All Your Fears Trapped Inside", die aus persönlichen Gegenständen wie Möbeln, Büchern und Ölbildern von Kunath besteht. Was er uns damit wohl sagen will?
9 Tehching Hsieh
Die Neue Nationalgalerie zeigt seit dem 1. April parallel zur Ausstellung von Gerhard Richter auch Arbeiten von Tehching Hsieh. Hsieh ist für Langzeitperformances bekannt, mit denen er die Medien- und Performancekunst seit den 1970er Jahren maßgeblich mitprägte. So wie auch Richters zeitgenössische Malerei, markiert seine Kunst einen wichtigen Wendepunkt im generellen Kunstverständnis des 20. Jahrhunderts. Die Film- und Fotoinstallation in der Neuen Nationalgalerie zeigt, wie der Künstler sich ein Jahr lang dabei fotografierte, wie er stündlich eine Stempeluhr bedient und dabei irgendwann in eine Art Delirium verfallen ist.
10 Christina Quarles: Collapsed Time
Der Hamburger Bahnhof zeigt zurzeit die erste institutionelle Einzelausstellung der US-amerikanischen Malerin Christina Quarles in Deutschland. Mit "Collapsed Time" erwartet euch eine raumgreifende Installation, die den gesamten Ausstellungsraum mithilfe von riesigen Stoffbahnen aus Mull unterteilt und ein bisschen an die lichtdurchlässigen Stoffkulissen aus dem Theater erinnert. Aber nicht nur das, in ihrer Malerei setzt sich Quarles mithilfe von verschiedenen Farbmustern und Bildebenen mit rassifizierten, queeren Körpern auseinander, die mit Zwängen ringen, die ihnen die Außenwelt auferlegt.
11 Gallery Weekend Berlin
Vom 28. bis zum 30. April findet das 19. Gallery Weekend Berlin mit 55 teilnehmenden Galerien statt. Die zahlreichen Ausstellungseröffnungen und Veranstaltungen an diesem Wochenende bringen jedes Frühjahr Sammler*innen, Künstler*innen, Museumsdirektor*innen, Kurator*innen, Journalist*innen und Kunstliebhaber*innen aus der ganzen Welt in die Stadt. Es wird also wie jedes Jahr einiges los sein in Berlin zu dieser Zeit. Welche Galerien teilnehmen, speziell zusammengestellte Exhibition Walks zur Orientierung und was es sonst noch alles zu sehen gibt, lest ihr im Programm auf der Website.