Kieztour: So verbringt ihr einen schönen Tag in Onkel Toms Hütte

© Tinanya Mendy

Wenn man nicht ohnehin schon im Südwesten Berlins wohnt, verläuft man sich eher selten ins ruhige Zehlendorf mit seinen grünen Wäldern und schicken Villen. Doch fernab vom Trubel der Hauptstadt gibt es hier richtig interessante Ecken, wie den Kiez Onkel Toms Hütte. Bei einer Erkundungstour trefft ihr auf grüne Rückzugsorte, moderne Architektur und kleine Leckerbissen – also los geht's!

© Tinanya Mendy

Wer sich über den ungewöhnlichen Kieznamen wundert: Ende des 19. Jahrhunderts stand hier ein beliebtes Ausflugslokal, in dem Gastwirt Thomas im Sommer kleine Schilfhütten aufstellte. Aus "Toms Hütten" wurden "Onkel Toms Hütten", nach dem gleichnamigen berühmten Roman von Harriet Beecher Stowe über Sklaverei in den USA. Ende der 1920er entstanden dann in dem damals kaum besiedelten Zehlendorf eine Siedlung und U-Bahnstation mit demselben Namen. (Eine Petition zur Umbenennung der Örtlichkeiten mit dem rassistisch geprägten Begriff lief bisher ins Leere.)

© Tinanya Mendy

Startet direkt beim U-Bahnhof Onkel Toms Hütte, der vorletzten Station der U3 Richtung Krumme Lanke. Beim Aussteigen befindet ihr euch schon gleich in der überdachten Ladenstraße, einer kleinen Geschäftspassage mit unter anderem Blumen-, Tee- und Buchladen links und rechts vom Bahnsteig. Willkommen im wohl einzigen Einkaufszentrum, durch das eine U-Bahn fährt!

1. Mit Kaffee starten bei Toms Kaffeerösterei

© Tinanya Mendy

Toms Kaffeerösterei findet ihr ebenfalls in der Ladenstraße, wo der ehemalige Polizist Tom vor zehn Jahren sein Café eröffnet hat. Hier bekommt ihr über 24 Kaffeesorten, die direkt neben dem Café in einer gläsernen Manufaktur geröstet werden. Beim Trommelröstverfahren werden die Bohnen sehr langsam und bei niedrigen Temperaturen geröstet und werden so besonders säurearm und aromatisch. Den Kaffee könnt ihr natürlich nicht nur probieren, sondern die Röstmischungen auch kaufen, ebenso wie Pralinen, Schokolade und Kaffeezubehör. Die Zehlendorfer Fangemeinde ist groß und das Café gut besucht mit Stammkund*innen, die mit den Baristas schäkern. Gönnt euch eine Tasse vom Verkaufsschlager "Zehlendorfer Röstung" und setzt euch vor eines der großen Fenster, durch die ihr die U3 vorbeisausen seht.

Toms Kaffeerösterei | Ladenstraße 50, 14169 Berlin| Montag – Freitag: 10–18 Uhr⁠, Samstag: 10–16 Uhr⁠  | Mehr Info

2. Über Onkel Toms Wochenmarkt schlendern

© Tinanya Mendy

Am Vorplatz der Ladenstraße findet jeden Donnerstag ein kleiner Wochenmarkt statt. Hier könnt ihr euch mit Obst, Gemüse und Blumen eindecken. Für Käsespezialitäten sorgt die Bert & Bohni Cheeserie mit handwerklich hergestelltem Käse aus kleinen Betrieben. Bei Traubenreich gibt es deutsche Weine von Jungwinzern und von der Bio-Bäckerei Endorphina Sauerteigbrote Scones und handgerollte Croissants. Es lohnt sich, hier zur Lunchzeit durchzuschlendern, dann könnt ihr bei Nudel und Co frischgefertigte Pasta mit selbstgemachten Saucen und Pesto futtern – und zum Nachtisch Waffeln vom Waffelmann.

Onkel Toms Wochenmarkt | Ladenstraße 99, 14169 Berlin| jeden Donnerstag: 12–18.30 Uhr⁠ | Mehr Info 

3. Architektur bestaunen in der Siedlung Onkel Toms Hütte

© Tinanya Mendy
Flickr | Frank van Leersum

In Bahnhofsnähe, rund um die Seitenstraßen der Argentinischen Allee und Riemeisterstraße, liegt die Waldhaussiedlung Zehlendorf – auch Onkel Toms Hütte genannt. Die Architekten Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg ließen hier als Teil vom sozialen Wohnungsbau in der Weimarer Republik zwischen 1926 und 1932 rund 1.900 Wohnungen und Familienhäuser errichten. Mit der Architektur der Berliner Moderne sorgten sie in dem bis dahin nur dünn besiedelten Villenvorort für Aufsehen: Die Fassaden und Fensterrahmen der Häuser erstrahlen abwechselnd in intensivem Grün, Gelb oder Blau. Wegen der bunten Farben verunglimpften die Nationalsozialisten die Wohneinheiten als "Papageiensiedlung", doch den Namen tragen die Bewohner*innen heute noch mit Stolz. Seit 1995 steht die Waldsiedlung sogar unter Denkmalschutz. Bei einem Spaziergang seht ihr, wie schön die bunten Häuschen in die Natur eingebettet sind.

Siedlung Onkel Toms Hütte | zu beiden Seiten der Argentinischen Allee

4. Kunst gucken und am Wasser sitzen im Haus am Waldsee

© Tinanya Mendy

Wenn ihr Richtung U-Bahnstation Krumme Lanke lauft, kommt ihr zum Haus am Waldsee. Das Museum liegt lauschig eingebettet zwischen Bäumen und dem namensgebenden Waldsee. Der wunderschöne Skulpturenpark hinter der Villa ist umsonst zugänglich, mit vielen Sitzgelegenheiten und Blick aufs Wasser. Schon ab 1946 wurden im Haus am Waldsee bewusst Kunstwerke ausgestellt, die im Dritten Reich noch als "entartet" galten; heute werden wechselnde Ausstellungen mit internationaler zeitgenössischer Kunst gezeigt. Noch bis Januar 2025 seht ihr hier Gisèle Viennes lebensechte Puppeninstallationen in "This Causes Consciousness to Fracture".

Haus am Waldsee | Argentinische Allee 30, 14163 Berlin | Dienstag – Sonntag: 11–18 Uhr, jeder 2. Freitag im Monat: 11–20 Uhr⁠ | Eintritt Ausstellung: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro | Mehr Info

5. Kuchen schlemmen im Café im Haus am Waldsee

© Tinanya Mendy

Zum Gebäude gehört auch das Café im Haus am Waldsee, wo ihr auf jeden Fall noch Halt machen solltet. Im großen lichtdurchfluteten Museumscafé sitzt ihr zwischen hellen Holztischen, Pflanzen und Blumenarrangements – oder bei schönem Wetter draußen im Skulpturenpark. Es gibt Kuchen und Kaffee in Bioqualität sowie eine wechselnde Tageskarte mit hausgemachten Suppen, Salaten und Quiches. Der perfekte Abschluss für eine Tour durch Zehlendorf!

Café im Haus am Waldsee | Argentinische Allee 30, 14163 Berlin | Dienstag – Sonntag: 11–18 Uhr, jeder 2. Freitag im Monat: 11–20 Uhr⁠ | Mehr Info

Mehr Kieztouren

Kieztour Tempelhof
So verbringt ihr einen schönen Tag in Tempelhof:
Weiterlesen
Kieztour Köpenick
So verbringt ihr einen schönen Tag in Köpenick:
Weiterlesen
Zurück zur Startseite