Vegan, Japanisch und buddhistisch inspiriert – Fine Dining im Oukan in Mitte

© Wiebke Jann

Das Oukan zählt zu jenen rar gewordenen Hinterhofjuwelen in Berlin, die nur findet, der*die weiß, wo zu suchen ist. Und obwohl wir das gleichnamige Deli im Vorderhaus kennen, hat es eine Weile gedauert, bis wir die rot lackierte Tür gefunden haben. Durch einen schwarz verspiegelten Vorraum gelangen wir vorbei an kleinen Separées, hinein in einen sehr hohen Raum mit einer langen Tafel und einigen kleineren Tischen. Es dominieren Beton, helles Holz, die Farbe Schwarz und ein riesiger Bonsai in der Mitte des Raums – es ist unschwer zu erkennen, dass hier ein Designer am Werk war.

Dieser Designer heißt Tran Mai Huy Thong, der nach dem Ryong und dem Con Tho mit dem Oukan ein ganz besonderes Projekt ins Leben gerufen, denn während draußen der typische Mitte-Trubel herrscht, dreht sich in dem durchdachten Fine-Dining-Restaurant alles um das Thema Achtsamkeit und Ruhe. Wir sitzen in einem minimalistischen japanischen Tempel mitten in Berlin.

© Marina Beuerle
© Wiebke Jann

Vegane buddhistische Tempelküche und Teebegleitung

Was sich schon im Interieur andeutet, wird auf der Karte weitergedacht. Heraus kommt eine von der japanischen Tempelkost inspirierte und auf der sogenannten Shōjin-Ryōri-Tradition aufgebaute Karte. Dabei setzt das Oukan auf eine saisonale, rein pflanzenbasierte Küche, für die es zumeist auf Produkte aus der Region zurückgreift, Sojasoßen und Misopasten kommen sogar aus Berlin. Der Clou: Alle Gerichte werden in Zusammenarbeit mit Mönchen aus einem Kloster im Rhein-Main-Gebiet gestaltet. Dazu gehören Weizenmehl und weißer Zucker offenbar nicht, darauf wird in der Küche nämlich verzichtet. Dafür wird auf die Kraft von Tee gesetzt. Für die perfekte Teebegleitung sorgen Tee-Sommeliers und -Sommelières, die uns ganz nonchalant Wissen über die verschiedenen Sorten, den Anbau, die Farbe und die heilende Wirkung des kalt aufgebrühten Getränks weitergeben.

Den Auftakt machte ein Paprika-Yuzu, das geschmacklich an ein fernöstliches Ajvar erinnert und aus der Kudzu-Pflanze gewonnen wird. Ihr wird eine beruhigende Wirkung nachgesagt, und wir glauben, da ist was dran. Die erfrischende Kombination von Rettich und Yuba, ein aus der Haut der Sojamilch gewonnener Fleischersatz aus Japan, verspeisen wir deshalb in aller Ruhe und süffeln dazu abwechselnd an unseren Tees und unserem Wein. Denn ja, eine Weinbegleitung gibt es auch.

© Wiebke Jann

Es folgte unser geschmackliches Highlight, eine Fächerkartoffel garniert mit eingelegten Zwiebeln und Trüffel-Majo. Die Kartoffel ist außen fantastisch knusprig, innen schön sämig und spielt mit perfekt mit der leichten Säure der Zwiebeln und der intensiven Trüffel-Majo zusammen. Danach wird es spektakulär, denn der Hauptgang wird unter einer großen Glocke mit sehr viel Nebel serviert – diese Art Präsentation kennen wir sonst nur von "Chef's Table". Beim Öffnen kommt eine Krause Glucke zum Vorschein, eine Pilzart, die kross frittiert und auf Moos gebettet ist und in der Konsistenz an Hähnchen erinnert. Und weil das noch nicht genug ist, schlummert darunter ein fermentierten Blumenkohl zusammen mit Kürbis und Brunnenkresse. Spätestens mit dem Dessert, einem veganen Cheesecake mit Quitte, der so unverschämt gut und nach dem nicht-veganen Original schmeckt, sind wir pappsatt und seelig. Wie (ent)spannend kann ein Menü bitte sein?

© Wiebke Jann
© Wiebke Jann

Als wir beim Gehen in einen der Spiegel im Flur schauen, sehen wir seelenruhige Gesichter mit roten Wangen. In der Zen-Philosophie dienen die Spiegel dazu, zu reflektieren. Wenn wir den Abend Revue passieren lassen, bleiben uns vor allem das sympathische und super aufmerksame Team und die feinen Geschmacksnuacen im Kopf. Das Oukan ist der perfekte Ort für ein ganz besonderes veganes Fine-Dining-Erlebnis.

Alle Infos zum Oukan auf einen Blick:

Unbedingt probieren: Die Teebegleitung, wenn ihr gerne grünen Tee trinkt. Das Gericht Kartoffel & Trüffel.

Veggie: Alle Gerichte sind vegan.

Besonderheit des Ladens: Der riesige Bonsai, der den Hauptraum dominiert.

Mit wem gehst du hin: Menschen, die Lust haben, ihren kulinarischen Horizont zu erweitern und echte Tee-Liebhaber*innen.

Für Fans von: 893 Ryotei und Cookies Cream

Preise: 6-Gänge-Menü 79 Euro, Teebegleitung 35 Euro, Weinbegleitung 51 Euro | À la carte: Vorspeise 10–19 Euro, Hauptgang 24–28 Euro

Oukan | Ackerstraße 144 (Hinterhof), 10115 Berlin| Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag: 18–23 Uhr, Sonntag: 10–19 Uhr | Mehr Info

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