Nuggets nachts um drei: In meinem Herz ist immer ein Platz für McDonalds
2018, 3:37 Uhr, ein einsamer Mann schleppt sich, ja torkelt fast, eine lange, dunkle Straße entlang. Plötzlich entdeckt er am Ende ein Licht. Es leuchtet, ja glüht fast, golden am Horizont. Und der einsame Mann weiß plötzlich, dass er heute nicht hungrig ins Bett fallen wird. Ja, nicht mal mehr einsam, er wird sich sein Schlafgemach nämlich mit Fritten, Nuggets und einem Burger von McDonalds teilen.
Nachts bei Mäcces einzufallen und dem Körper ein bisschen Salz und Fett im Kampf gegen die nächtlichen Strapazen zu reichen, ist nur einer der Gründe, warum es wirklich vollkommen ok ist, ab und zu mal zum goldenen "M" zu pilgern. Ich stelle mich hier nicht hin und verkläre Fast Food. Weder hat Mäcci die besten Zutaten, noch die zufriedensten Mitarbeitenden, noch ist es da außergewöhnlich lecker. Aber es ist verlässlich. Wie Tempo, oder Nivea, oder ein Ausscheiden der Deutschen bei der Männer-WM.
Mit Fast-Food-Ketten in Deutschland ist es letztlich wie mit Starter-Pokémon.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mich hier auf Ronald McDonald konzentriere. Burger King hat in den letzten Jahren einmal zu viel die veganen Nuggets mit "echtem" Fleisch vertauscht. Oder das Burgerbrot mit Mausekot. Und zu Subway gehen wirklich nur Weirdos, sorry. Frühkindliche Prägung entscheidet wohl, ob man lieber zu McDonalds, Burger King oder Subway geht. Mit Fast-Food-Ketten in Deutschland ist es letztlich wie mit Starter-Pokémon. Es gibt drei Stück, alle haben Vor- und Nachteile – und am Ende ist Glurak halt doch das Beste.
Aber ich bin mir sicher, auch beim Marktführer "Systemgastro" gibt es Leichen im Kühlkeller. Da können sie noch so sehr auf regionalen Lieferketten und Recyclingzielen rumreiten, niemand geht zu Mäcces, weil es dort die besten Bio-Buletten Brandenburgs gibt. Nein, zu McDonalds gehen wir, weil er nachts noch offen hat oder weil wir bei Köckern West vor Leipzig auf die Raststätte gefahren sind. Und manchmal, weil ein McFlurry einfach wohlige Jugendnostalgie erzeugt. Und die Frage, wie sich dieses Produkt jemals durchsetzen konnte.
Die Pommes holen den Kindergeburtstag zurück, der Erdbeer-Milkshake schmeckt nach ersten Dates.
Ich komme vom Land. Nicht aus dem Osten, aber doch aus jenem Land, das Moritz von Uslar so treffend wie wahr als eine Gegend beschreibt, in der man Auto fährt, um Auto zu fahren. Und wenn es im Rundkurs ums Dorf eben doch mal eines Zieles bedurfte, dann war das der gelbe geschwungene Großbuchstabe in der nächsten "Stadt". Wenn ich an einem kaputten Sonntag im Mäcci in der Wrangelstraße vor mich hinvegetiere, dann erinnere ich mich an früher. Die Pommes holen den Kindergeburtstag zurück, der Erdbeer-Milkshake schmeckt nach ersten Dates und einen Cheesie später fühle ich mich, als ob wir gerade die A-Jugend von Hinterbittelbach geschlagen hätten.
Das kann der Burgermeister nicht. Die Burger sind da oder bei Goldies natürlich trotzdem um Welten besser. Gesund ist McDonalds nicht, nahrhaft ist McDonalds auch nicht. Aber ok ist McDonalds. Es ist ok. Gerade heute. Wo die ganze Welt durchdreht und die Meinungen ständig so weit auseinanderklaffen. Da fühlt es sich einfach geborgen an, dass um drei Uhr nachts die immergleichen Nuggets auf mich warten. Klar ist es ökologisch und moralisch besser, vegan zu leben. Ebenso klar ist es, dass Billigfleisch aus Massentierhaltung verboten gehört. Aber manchmal liegt die gelebte Wahrheit halt in der Mitte. Manchmal liegt die Wahrheit bei McDonalds.