Hertha, Union und Nina Hagen: 11 spannende Fakten zum Berliner Fußball
An legendären Duellen und Derbys ist der Fußballsport wahrlich nicht arm. Arsenal und Tottenham kämpfen im North London Derby. Das Derby della Madonnina in Mailand. Oder auch El Clásico, also Barcelona gegen Real Madrid. Mailand oder Madrid, Hauptsache die Stadt brennt. Wenn in Berlin der 1. FC Union und die Hertha aufeinandertreffen, spricht allerdings niemand vom Köpenicker Klassiker. Dabei hatte das Derby immerhin schon mal einen bedeutungsschwangeren Slogan, "Hertha und Union – eine Nation". Was es damit auf sich hat und was es sonst noch so Spannendes zum Berliner Fußball zu wissen gibt, haben wir pünktlich zum Anpfiff zusammengetragen – egal, ob ihr es mit der Alten Dame, den Eisernen oder dem Gelben Ballon haltet.
1. Tasmania und die legendären Negativrekorde
Union spielt inzwischen in der Europa League, die Hertha hält immerhin die Klasse, aber wirklich berühmt ist nur die Tasmania. Der vielleicht legendärste Verein der Hauptstadt wird allerdings nicht durch Höchstleistungen bekannt, sondern durch das Gegenteil. Die wenigsten Tore (15), die meisten Gegentore (108), die längste sieglose Serie (31) oder das Spiel mit den wenigsten Zuschauer*innen (827). Negative Bundesliga-Rekorde? Tasmania 1900 Berlin hat sie fast alle.
2. "Hertha und Union – eine Nation"
Inzwischen gibt es zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin wieder eine ganz sportliche Rivalität. Wie so vieles lässt sich übrigens auch die Anhängerschaft der aktuellen Berliner Topklubs zwischen Ost und West aufteilen. Auf dieser ausführlichen Karte könnt ihr mal nachschauen, wie es gerade in eurem Kiez steht. In den Jahren der innerdeutschen Teilung war von geteilten Lagern keine Rede. Unter dem Motto "Hertha und Union – eine Nation" gab es zwischen den Anhänger*innen der Klubs sogar eine rege Fanfreundschaft. Hertha-Fans besuchten Ost-Berlin zu Spielen von Union, während Unioner*innen zu den Auswärtsspielen der Hertha in der DDR und im sozialistischen Ausland reisten.
3. Die Hertha – alte Dame oder alter Dampfer?
Warum zur Hölle ist die Hertha denn jetzt eigentlich eine "Alte Dame"? Und warum heißt ein Fußballverein überhaupt "Hertha"? Nun, als die Brüderpaare Lindner und Lorenz den Klub am 25. Juli 1892 gründeten, waren sie wohl häufig an Havel und Spree unterwegs. Damals kreuzte die Gedanken und Gewässer nämlich der beliebte Ausflugsdampfer "Hertha" – und hatte direkt noch eine tolle Farbgebung parat: blau-weiß.
4. BFC Germania – oder der älteste Verein des Landes
Eigentlich wäre es ja der BFC Frankfurt 1885 gewesen, der sich mit seiner Gründung im Jahr – na? – 1885 zum ultimativen Dinosaurier der Berliner Fußballszene gekürt hätte. Dann ist er nur leider ausgestorben, wie das mit Dinos halt so ist. Den BFC Germania 1888 gibt es aber immer noch, was ihn nicht nur zum ältesten Fußballverein Berlins macht – sondern ganz Deutschlands.
5. Das Olympiastadion ist das drittgrößte Fußballstadion Deutschlands
Man sollte es bei diesem brutalem Bau aus der Nazi-Zeit ja nicht denken, aber das Berliner Olympiastadion ist tatsächlich nicht das größte Fußballstadion des Landes. Das wäre der Signal Iduna Park in Dortmund mit 81.365 Plätzen. Dazwischen schiebt sich die Allianz Arena mit einer Kapazität von 75.024 Zuschauer*innen. Das Olympiastadion residiert mit 74.475 Plätzen auf Rang drei. Hätte man die Messung allerdings 1936 durchgeführt, wäre es mit einem Fassungsvermögen von 100.000 Menschen wohl weiter oben gelandet.
6. Nina Hagen grölt "Eisern Union", Frank Zander singt "Nur nach Hause"
Typisch Berlin. Wo man in München von Sternen des Südens singt und in Köln der Mannschaft die ewige Treue schwört, läuft das mit dem Liedgut in Berlin ein bisschen anders ab. Punk-Legende Nina Hagen grölt in der offiziellen Union-Hymne zum Beispiel: "Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen?". Und im besagten Westen bei der Hertha hat Frank Zander spontan sein Kneipen-Rauswerfer-Lied "Nur nach Hause" in blau-weiß eingefärbt. "Denn die Jungens von der Hertha haben alle nur ein Ziel: Heute wollen sie gewinnen!"
7. Union und Hertha zählen zu den 15 größten Sportvereinen Deutschlands
Gäbe es nicht den Deutschen Alpenverein, was auch immer das ist, dann hätten es Union und Hertha sogar unter die Top 10 geschafft. Trotzdem rangieren sie mit 42.491 (Union) und 41.200 (Hertha) Mitgliedern schon ziemlich prominent in der deutschen Aufzählung. Ob man da schon von Big City Clubs sprechen kann?
8. Das Wiedervereinigungspiel sehen über 50.000 Zuschauer*innen aus Ost und West
1990. Aufbruchsstimmung in Berlin. Das spürt man an jeder Ecke, in jedem Laden. Auch im Berliner Olympiastadion. Damals drängen sich im frostigen Januar 51.270 Menschen ins weite Rund, um das Wiedervereinigungsspiel zwischen Hertha und Union zu sehen. Die Tickets gibt es für fünf West- oder Ost-Mark. Auf den Rängen dominiert Union, auf dem Platz gewinnt die Hertha mit 2:1. Es sollte übrigens das vorerst letzte Treffen der beiden Vereine sein. Erst dreißig Jahre später begegnen sich beide in der 2. Bundesliga erneut.
9. Berlin ist die einzige Stadt mit fünf Vereinen in der Bundesliga-Geschichte
Hertha, Union, Tasmania, Tennis Borussia, Blau-Weiß 90 – keine andere Stadt hat so viele Vereine in das Oberhaus der deutschen Fußballs gebracht. Wenn auch mit teilweise sehr zweifelhaften Halbwertszeiten. Außer Hertha und Union konnte sich nämlich kein Verein länger als eine Spielzeit halten. Trotzdem besser als München, Hamburg oder Köln, die haben nämlich jeweils nur maximal zwei Bundesligisten.
10. Die Goldenen Zwanziger gab es auch im Berliner Fußball
Hach, die Goldenen Zwanziger. Wirtschaftlicher Aufschwung, Partys im Übermaß – und außergewöhnliche sportliche Erfolge. Der Fußball in Berlin erlebt zwischen 1920 und 1930 seine absolute Hochphase. Drei Berliner Vereine qualifizieren sich für sechs Endspiele um die Deutsche Meisterschaft. Passend zu den Goldenen Zwanzigern: Es endete nicht so gut, alle Finals wurden verloren und obwohl die Hertha Anfang der 30er noch zwei Titel holte, war Berlin danach im Fußball nie wieder so gut.
11. Eisbärin Hertha ist nach dem Hauptstadtklub benannt
Tausende Vorschläge waren beim Tierpark eingegangen. Gefühlt jede*r Berliner*in hatte 2018 eine Meinung, wie denn das neue Berliner Eisbärenbaby genannt werden sollte. Am Ende setzte sich "Hertha" durch, nach dem Fußballverein, der als "starker Pate" gewonnen werden konnte. Zahlungsstark vermutlich vor allem. Noch ein bisschen mehr unnützes Wissen nötig? Die zuckersüße Eisbärin ist übrigens das Ergebnis ungewollter Inzucht. Bei den Eltern wurden in Russland die Papiere vertauscht, waren wohl doch Geschwister. Ups.