11 legendäre Berliner Clubs, in denen wir gern wieder feiern würden

© Franziska Raffelt

Die Berliner Clubszene besteht nicht nur aus dem überall abgefeierten Berghain samt hauseigenen vermeintlich härtesten Türsteher Sven Marquardt. Schon seit den 70ern, in den Wirrungen der Teilung sowie danach in den noch viel verwirrenderen Jahren nach der Wiedervereinigung, haben sich viele Berliner in teils illegalen Clubs selbstverwirklicht und Meilensteine in der Berliner Clubgeschichte gesetzt. Von der Bar25, über das Cookies bis hin zum WMF sind in der Hauptstadt schon viele Sterne am Clubhimmel auf- und leider auch häufig untergegangen. Diese 11 gehören dazu.

1. Bar 25

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Die Bar 25 war eine der legendärsten Zwischenlösungen und Berlin hat weiß Gott genug temporäre (Um-)Nutzungen hinter sich. Direkt am Spreeufer erschufen die Betreiber eine Art andere Realität, in der ein Tag nicht mehr nur in 24 Stunden eingeteilt war, sondern außerhalb jeglichen Zeitgefühls spielte. Sogar einen Dokumentarfilm und einen Bildband gibt es über die legendären Tage außerhalb der Zeit in der Bar 25.

2. Cookies

Das Cookies zählt zu den Vagabunden der Clubszene, denn in seinem 20-jährigen Bestehen hat er insgesamt sieben Locations sein Zuhause genannt. Die Donnerstagspartys in der vielleicht besten Location in der Charlottenstraße mit den hohen marmornen Wänden waren einzigartig. Hier wurden (Liebes-)Geschichten geschrieben, die entweder ihr Happy End direkt im Club fanden oder mit viel Dramatik in der Nähe der Toilette wieder beendet wurden. Ulf Poschardt beschreibt das Cookies so: "Der Glamour von Berlin und seiner historisch hippen Mitte hat sich hier in einer fast öffentlichen Institution selbst ausgestellt. „Cookies“ war immer aktuell und doch ganz und gar ein Klassiker."

3. White Trash Fast Food

White Trash Fast Food
© White Trash Fast Food

Es soll Rockbands geben, die das White Trash Fast Food schmerzlich als Aftershow-Location vermissen und Fans, die weinend vor dem neuen Sneaker-Laden stehen, der jetzt in den alten Räumen in der Schönhauser Allee Stoff und Leder verkauft. Das White Trash war die Rock'n'Roll-Institution Berlins, ein irrer, wahnsinniger Mix aus Restaurant, Club und Tattoo-Studio. Nach langjährigen Streitereien mit dem Vermieter musste Inhaber Walter Potts das ehemalige chinesische Restaurant verlassen und baute sich am Flutgraben eine neue Heimstätte für Burger und Trash auf. Doch die Location konnte sich am neuen Standort nicht so recht etablieren und so endete das Kapitel White Trash Fast Food 2016 mit einem unangenehmen Streit zwischen Walter Potts und Björn von Swieykowski vom Festsaal Kreuzberg, der erst vor Kurzem am Flutgraben wiedereröffnete.

4. WMF

Auch das WMF gehörte zu jenen Clubs, die sich nach der Wende die Wirrungen zunutze machten und fast schon nomadisch von Location zu Location zogen. Eine der spektakulärsten war wohl die unterirdische Toilettenanalge unter dem Mauerstreifen, bei der die Eingänge durch Reichsbahncontainer getarnt waren. Anschließend ging es zwar weniger illegal, dafür nicht weniger häufig wechselnd von Ort zu Ort, bis der Club schließlich im ehemaligen Fernmeldeamt in der Klosterstraße landete. Ähnlich unentschieden wie bei der Location, waren die Betreiber auch in ihrer Musikauswahl, denn statt auf eine Musikrichtung zu beharren, wechselten sich hier Drum'n'Bass-Partys mit House oder sogar Jazzpartys ab.

5. Bunker

Wenn man heute hört, dass jemand im Bunker feiern war, denken sicherlich die meisten an das Übel & Gefährlich in Hamburg. Dabei konnte man schon vor 20 Jahren in Berlin im Bunker feiern gehen. Das Besondere war, dass der Bunker zwar riesig, die verschiedenen Räume aber maximal 20 Quadratmeter klein waren. So passierte es durchaus, dass an einem Abend 30 DJs gleichzeitig aufgelegt haben, die euch zwischen Strobo, Nebel und hartem Techno zur Ekstase gebracht haben. Leider musste der Bunker nach nur vier Jahren wegen der Behörden geschlossen werden. Besuchen könnt ihr den legendären Club aber immer noch, zwar nicht mehr zum Tanzen, dafür zum Kunst gucken, denn der Besitzer Christian Boros hat seine private Kunstsammlung dort untergebracht und bietet nun Führungen an.

6. Ufo

Auch wenn das UFO mit gerademal zwei Jahren Bestehen nur eine sehr kurze Historie hat, war er der erste Acid-House-Club, der in West-Berlin eröffnete und in dem immerhin 1989 die Afterparty der ersten Loveparade stattfand. Damals befand sich der Club noch im Keller eines alten Wohnhauses, mit einer Deckenhöhe von gerade mal 1,90m und Platz für schnuckelige 100 Leute. Nach einem kurzen Intermezzo in Schöneberg wurde die Idee des UFO zwar ad acta gelegt, die Betreiber eröffneten aber gleich den nächsten – inzwischen legendären – Club in Berlin, nämlich den Tresor!

7. magdalena

© Magdalena

Was für eine Geschichte auch die Magdalena hinter sich hat. Irgendwann in den 90er Jahren, als der Abschnitt zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße ein verfallener Vergnügungspark für Wendekids war, siedelte sich die Maria am Postbahnhof an und machte als einer der ersten Clubs dort die Vergnügungssüchtigen mit Musik zwischen Techno und Indie glücklich. 2003 musste man auf die andere Straßenseite, an die Schillingbrücke, umziehen, eröffnete den kleinen Bruder "Josef" und das ging so lange gut, bis das alte Fabrikgelände schicken Neubauten weichen sollte. Nach einigem Hin und Her und der Umbenennung in ADS wurde der Club dann 2012 von neuen Eigentümern umgebaut und unter dem Namen "Magdalena" wiedereröffnet. 2014 dann zog der Club erneut um und zwar in das ehemalige Hafenkraftwerk gegenüber der Wilden Renate. Wer an der teuflischen Tür vorbeikam, bekam von der teuflischen Anlage den Bass seines Lebens geschenkt. Bis der Club 2016 Insolvenz anmelden musste und für alle ziemlich überraschend Anfang 2017 von der Matrix Club & Event GmbH übernommen wurde.

8. Magnet

© Matze Hielscher

Der alte Magnet in der Greifswalder Straße war für die Kids in den frühen 00er Jahren der Anlaufpunkt für Indienmusik schlechthin. Nirgendwo sonst konnte man schöner seine neuen "dancing shoes" ausprobieren und zu The Strokes, Interpol oder Arctic Monkeys tanzen. Hier spielten Arcade Fire und Mando Diao ihr erstes Konzert und hier hat sogar Pierre seine Ausbildung gemacht und ganz Berlin kennengelernt. Mit dem Umzug des Magnet in die Falkensteinstraße 2010 wurde der Hype langsam weniger und seit das Musik & Frieden 2015 in die Räume zog, ist es endgültig aus mit dem guten alten Magnet.

9. Dschungel

Der Dschungel, der 1978 in Schöneberg in der Nürnberger Straße eröffnete, hat sogar David Bowie um den Finger gewickelt, denn in seinem Song "Where are we now" singt er "Sitting in the Dschungel / On Nurnberger Strasse". Aber auch andere Prominente waren häufig gesehene Gäste, so etwa Iggy Pop, Prince, Mick Jagger, Depeche Mode, Boy George oder Barbra Streisand. Der ganz besondere Club verlor allerdings mit dem Aufkommen der Technoszene an Aufmerksamkeit und musste letztlich 1993 schließen.

10. Picknick

© Matze Hielscher

Anders, als die meisten Berliner Clubs, die weltweit die Technoszene prägten, standen die Partys im Picknick eher im Zeichen der Liebe. Die legendären Engtanzpartys, auf denen mehr Schnulzen liefen als auf ein Kuschelrockalbum raufpassen, hatten sich einen festen Platz in den Terminkalendern der Berliner gesichert. Aber auch der Picknick-Club verfiel dem Mitte-Clubsterben, weil das Gebäude in der Dorotheenstraße der Verwaltung des Bundestages gehörte und eine bezahlbare Ersatzlocation nicht existierte. Aber für alle, die den Engtanzpartys hinterhertrauern, sei gesagt: Sie finden nach wie vor einmal im Monat statt. Und im Prince Charles lässt es sich auch wahnsinnig schön knutschen.

11. Tacheles

© Wiebke Jann

Das Tacheles war lange Zeit eines der letzten kulturellen Überbleibsel der 90er Jahre – als Ost-Berlins Leerstandsgebäude plötzlich attraktiv für die hiesige Künstlerszene wurden – und im Laufe seiner Geschichte schon vieles: Einkaufspassage Anfang des 20. Jahrhunderts, Haus der Technik in den 1920ern, Bürogebäude für das Zentralbodenamt der SS in den 1930ern; in der DDR waren hier eine Artistenschule, ein Kino und die Tresorräume der Nationalen Volksarmee untergebracht. In den 1980er Jahren wurde das Gebäude teilabgerissen, bis es Anfang der 90er von der Künstlerinitiative Tacheles e.V. übernommen und zum kulturellen Zentrum auf der Oranienburger Straße wurde – und maßgeblich die spannende Szene Berlins mitprägte. 2012 wurde das Gebäude endgültig geschlossen, seitdem verwitterte das Gelände vor sich hin und zeugte mit seine bunten Graffitis auf grauer Matschfassade von einer aufregenderen Zeit, als Berlin noch nicht sich selbst verkaufte.

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