Artvergnügen: 11 Ausstellungen, die ihr euch im April 2022 anschauen solltet

Der Frühling ist da, die Pandemie-Beschränkungen sind weitestgehend aufgehoben und endlich kehrt auch wieder Leben in die Hauptstadt ein. Das bemerkt man nicht zuletzt am kulturellen Angebot, das nach zwei Jahren Pandemie langsam, aber sich  wieder in den Normalbetrieb wechselt. Soll heißen: Im April ist so einiges los. Ist man gar nicht mehr gewohnt!

Da wir uns aber garantiert noch auf den ein oder anderen verregneten Tag einstellen müssen, eignen sich die nächsten Wochen perfekt, um durch die Museen und Galerien der Stadt zu streifen und schöne Kunst anzuschauen. Welche 11 Ausstellungen ihr diesen Monat auf dem Schirm haben solltet, erfahrt ihr in unserem monatlichen Artvergnügen. Viel Spaß damit!

1. I See You

© Insa Grüning

Mit dem Ausstellungsprojekt "I See You", das ab dem 09. April auf der ehemaligen Radarstation des Teufelsbergs zu sehen ist, erfüllt sich Künstlerin Anna Borowy ein Herzensprojekt – und zwar den "Wunsch von uns Kunstschaffenden, eine neue Form des Erlebens, der Begegnung und Auseinandersetzung mit unseren Werken zu erfinden. Traum. Erfüllung. Liebe". Klingt spannend? Dann solltet ihr euch die ausgestellten Werke und Bilder von Hanna Nitsch, Martin Eder, Peter Doherty, Bára Finnsdóttir, Lars Eidinger und vielen anderen sowie der Initiatorin selbst an einem magischem Ort wie diesem nicht entgehen lassen. Zur Partyssage mit DJ werden die Künstler*innen am 09. April ab 16 Uhr auch selbst anwesend sein. Hin da!

I See You | 09.04 – 01.05.2022 | Täglich geöffnet von 12 Uhr bis Sonnenuntergang | Radarstation Teufelsberg Berlin | Teufelsseechaussee 10, 14193 Berlin | Mehr Info

2. Pope.L: Between a letter and a figure

Small cup 4 - still, courtesy of the artist, 2008

Mit seinen Arbeiten, die sich irgendwo zwischen Performance, Text, Malerei, Installation, Video und Skulptur ansiedeln, hat der Künstler Pope.L bereits in den Siebzigern für Aufsehen gesorgt. Legendär sind bis heute seine "Crawls", für die er auf Knien und Ellenbogen durch die Straßen amerikanischer Großstädte kroch, um so auf die Brutalität des sozialen Abstiegs in Amerika – einem Land fast ohne Grundsicherung – aufmerksam zu machen. Für den Schinkel Pavillon in Berlin hat der Künstler nun eine neue und ortsspezifische Installation für die Schau "Between a letter and a figure" geschaffen, die auch in den Dialog mit früheren Arbeiten Pope.Ls, etwa die Videoreihe "Small Cup", tritt.

Pope.L: Between a letter and a figure | 09.04. – 31.07.2022 | Schinkel Pavillon | Oberwallstraße 1, 10117 Berlin | Mehr Info

3. Die Blüten von Berlin

© ChertLüdde

Die Galerie ChertLüdde präsentiert sich seit Kurzem an ihrem neuen Standort auf der Hauptstraße in Schöneberg und zeigt dort zum Auftakt die Ausstellung "Die Blüten von Berlin". Der Titel geht auf einen Song der verstorbenen Drag Queen Ovo Maltine zurück, die dieses Lied nicht nur geschrieben, sondern auch häufig in Berlin performt hat. Zu sehen sind aktuell sowohl die raumgreifenden Arbeiten und Skulpturen des kosovarisch-spanischen Künstlerduos Petrit Halilaj und Alvaro Urbano sowie der Berliner Fotografin Annette Frick, die für ihre analogen Aufnahmen von Berliner Drag Queens bekannt ist – und sie zum Teil auch hier auf der Hauptstraße fotografierte. Beide künstlerischen Positionen beschäftigen sich, wenn auch auf unterschiedliche Weise, mit ganz besonderen Geschichten, die mit unserer Hauptstadt verbunden sind.

Die Blüten von Berlin | bis 21.05.2022 | ChertLüdde | Hauptstraße 18, 10827 Berlin | Mehr Info

4. David Hockney – Landschaften im Dialog

David Hockney, Three Trees near Thixendale, Autumn, 2008, Öl auf acht Leinwänden, Sammlung Würth 12502, © David Hockney, Foto: Jonathan Wilkinson

Was wir alle viel öfter machen sollten? In die Gemäldegalerie gehen und uns von den alten Meistern in ihren Bann ziehen lassen. Ist nämlich Entspannung pur! Falls euch Rembrandt und Co. nicht so recht überzeugen, dann ja vielleicht die neue Ausstellung "David Hockney – Landschaften im Dialog". Die großformatigen Landschaftsdarstellungen des zeitgenössischen, britischen Künstlers David Hockney erhalten Einzug in die Gemäldegalerie, um dort in den Dialog mit den Jahrhunderte alten Gemälden aus der Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin zu treten. So soll quasi direkt am Bild erfahrbar werden, von welcher Kunst Hockney beeinflusst wurde und wer zu seinen großen Vorbildern zählt. Cool!

David Hockney – Landschaften im Dialog | 09.04. – 10.07.2022 | Gemäldegalerie | Matthäikirchplatz, 10785 Berlin | Mehr Info

5. Fresh A.I.R. #6 – Reflecting Migration

Denise Lobont (Rumänien) mit Growing Diaspora reflektiert sie die aktuelle Situation von Saisonarbeiter*innen aus Rumänien in Deutschland (Foto: © Victoria Tomaschko)

Die Schau "Fresh A.I.R. #6 – Reflecting Migration" der Stiftung Berliner Leben versammelt zwölf junge Künstler*innen, die in einem Ausstellungsraum auf der Bülowstraße ihre Arbeiten ausstellen. Auch wenn alle Teilnehmenden in unterschiedlichen Medien arbeiten und natürlich individuelle Schwerpunkte setzen, haben sie eines alle gemeinsam: Sie haben ein Stipendium der Stiftung erhalten und setzen sich alle mit dem Thema Migration auseinander. Das ist insofern spannend, weil die jungen Künstler*innen von Fresh A.I.R. selbst aus anderen Ländern kommen und erst seit Kurzem in der Nachbarschaft, ganz in der Nähe des Street-Art-Museums, in Ateliers eingezogen sind.

Fresh A.I.R. #6 – Reflecting Migration | Bülowstraße 90, 10783 Berlin | bis 31.07.2022 | Mehr Info

6. Paul Gauguin – Why Are You Angry?

Paul Gauguin (1848-1903), Arearea no Varua Ino (Die Vergnügungen des Bösen Geistes / The Amusement of the Evil Spirit), 1894, Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen © Ny Carlsberg Glyptotek

Paul Gauguin taucht in so ziemlich jeder Vorlesung der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts auf und wird gemeinhin als einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne beschrieben. Zu den bekanntesten Werken des Künstlers zählen seine Gemälde, die er während Aufenthalten in der Südsee, genauer gesagt auf Tahiti, zwischen 1891 und 1901 gemalt hat. Vor dem Hintergrund heutiger postkolonialer Debatten erscheinen seine westlichen und kolonialen Vor- und Darstellungen von Exotik und Erotik problematisch. "Paul Gauguin – Why Are You Angry?" konfrontiert Werke Gauguins mit den Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen und will sich mithilfe verschiedener Perspektiven dieser so wichtigen Debatte im 21. Jahrhundert stellen. Eine neue Betrachtung wird das Werk des französischen Künstlers in Zukunft sicherlich anders einordnen, denn der koloniale Traum vom "irdischen Paradies" und der von ihm erschaffene Mythos des "wilden Künstlers" sind heute mehr als obsolet.

Paul Gauguin - Why Are You Angry? | bis 10.07.2022 | Alte Nationalgalerie | Bodestraße, 10178 Berlin | Mehr Info

7. Dayanita Singh: Dancing with my Camera

Dayanita Singh, Museum of Chance, 2013 | © Dayanita Singh

Dayanita Singh leistet seit den 1980er Jahren Pionierarbeit auf dem Gebiet der Schwarz-Weiß-Fotografie, da sie ohne Unterlass mit dem Medium experimentiert und auch immer wieder scheinbare Grenzen überwindet. Ihr Werk ist inzwischen so umfangreich, dass sich ein Besuch der aktuellen Ausstellung "Dancing with my Camera" im Martin-Gropius-Bau besonders lohnt. Gezeigt wird nämlich gleich ein ganzer Überblick ihrer verschiedenen Schaffensphasen, von ihren frühesten Arbeiten bis heute. Fluidität, Musikalität, Choreografie und Bewegung – das alles sind wichtige Schlagworte, die ihrem Werk immanent sind. Darüber hinaus lässt sich ihr Schaffensprozess aber auch als extrem akribisch und zugleich intuitiv beschreiben. Was damit gemeint ist, werdet ihr bemerken, wenn ihr vor ihren Arbeiten steht, die sich in Fotoarchitekturen, Montagen und Buchobjekten verwandeln.

Dayanita Singh: Dancing with my Camera | bis 07.08. 2022 | Martin-Gropius-Bau | Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin | Mehr Info

8. Beirut and the Golden Sixties: A Manifesto of Fragility

Juliana Seraphim, Untitled, 1979 Courtesy: Saleh Barakat Gallery / Agial Art Gallery
Und wenn ihr schon mal im Gropius Bau seid, dann empfehlen wir euch genügend Zeit und Ausdauer mitzubringen, um euch gleich auch noch die Ausstellung "Beirut and the Golden Sixties: A Manifesto of Fragility" anzuschauen. Unser Tipp: Legt zwischendurch eine kleine Pause im Museumscafé Beba ein, dort kann man nicht nur gut essen, sondern auch wunderbar die Seele baumeln lassen. Historisch fokussiert die anschließende Ausstellung die Zeit nach der Libanonkrise 1958 bis zum libanesischen Bürgerkrieg Mitte der 1970er Jahre, eine Periode, in der sich im Land immer mehr Gegensätze manifestierten. Der Drang vieler Künstler*innen nach Innovation und nach Kosmopolitismus war kaum zu übersehen oder überhören. Die im Gropius Bau gezeigten Werke wollen die jüngere und wirklich bewegte Geschichte Beiruts wieder aufleben lassen.

Beirut and the Golden Sixties: A Manifesto of Fragility | bis 12.06.2022 | Martin-Gropius-Bau | Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin | Mehr Info

9. Bild und Raum: Candida Höfer

Ansicht der Ausstellung „Bild und Raum. Candida Höfer im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek“ im Museum für Fotografie © IKS-Medienarchiv

Das Museum für Fotografie in der City West widmet der großartigen Fotografin  Candida Höfer derzeit eine Ausstellung. Höfer ist weltweit für ihre Aufnahmen von Architekturen und Interieurs bekannt. Sie lichtet unter anderem Bibliotheken, Museen, Theater, aber auch etliche andere, meistens öffentlich zugängliche Orte, ab. Das Besondere an dieser Ausstellung ist nun – es klingt ja im Titel schon an –, dass ihre Arbeiten wiederum mit denen der über 150 Jahre alten Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek in Verbindung gebracht werden, sodass sich ein Dialog zwischen doch eher angewandter und künstlerischer Fotografie entwickeln kann. Insgesamt 90 Aufnahmen von Candida Höfer werden zu sehen sein, euch wird also ein guter Querschnitt durch ihr Gesamtwerk präsentiert. Ein Muss für Architekturfotografie- und Wes Anderson-Fans!

Bild und Raum: Candida Höfer im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek | bis 28.08.2022 | Museum für Fotografie | Jebensstraße 2, 10623 Berlin | Mehr Info

10. Bieke Depoorter: A Chance Encounter

Agata. Paris. November 2nd, 2017 © Bieke Depoorter . Magnum Photos
Die belgische Künstlerin Bieke Depoorter wurde im Alter von nur 25 Jahren bereits Mitglied bei Magnum Photos, einer der renommiertesten Fotoagenturen der Welt, und hat schon jetzt sehr viele Preise für ihre Fotografien erhalten. Was ihre Bilder so einzigartig macht, ist schnell erklärt: Depoorter verbringt wahnsinnig viel Zeit mit den Menschen, die sie ablichtet. Sie lernt sie kennen. Kommt ihnen nahe. Verurteilt sie nicht. Im C/O Berlin zeigt sie in der Ausstellung "A Chance Encounter" beispielsweise die beiden Arbeiten Agata und Michael, benannt nach zwei Protagonist*innen, deren Lebenswege sie lange Zeit begleitet, beobachtet und dokumentiert hat. Neben den sehr intimen und einzigartigen Bildern, schwingen bei Depoorter aber auch immer gesellschaftspolitische Themen mit, die sie während ihrer Arbeit streift. Stark!

Bieke Depoorter: A Chance Encounter | 29.04. – 09.09.2022 | C/O Berlin |
Amerika-Haus, Hardenbergstraße 22–24, 10623 Berlin | Mehr Info

11. Barbara Kruger. Please cry

Barbara Kruger, Untitled (Blind idealism is ...), 2016 Wandgemälde, High Line, New York Courtesy of the artist, Friends of the High Line, and Sprüth Magers / Timothy Schenck

Wer sich für Konzeptkunst interessiert, der wird an der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Barbara Kruger nicht vorbeigekommen sein. Sie wurde in den 1970er Jahren vor allem mit ihren großformatigen Grafiken, die mit pointierten Aussagen gesellschaftliche Strukturen und Stereotype konsumkritisch hinterfragen, berühmt. Ihre Arbeiten sind großartig, weil sie einfach on point sind. Deshalb freuen wir uns umso mehr, dass nach über zehn Jahren endlich auch wieder eine Ausstellung von ihr in Berlin zu sehen ist. Als Hommage an Mies van der Rohe wird sie mit "Please cry" ab Ende April die Ausstellungshalle der Neuen Nationalgalerie mit einer Schrift-Installation bespielen, die sich mit den politischen und sozialen Auswirkungen von Social Media auf unsere Gesellschaft beschäftigt. Spannend!

Barbara Kruger. Please cry | 29.04. – 28.08.2022 | Neue Nationalgalerie | Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin | Mehr Info

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