Warum mir Clubs und Partys so gar nicht fehlen

© Kinga Cichewicz | Unsplash

Leute, ich sag’s, wie es ist: Corona hat mich alt gemacht. Alt und langweilig. Wenn man sich so umhört, was Menschen in meinem Alter während der Coronakrise am meisten vermissen, ist in den Top 5 Antworten jedes Mal: Feiern. Tanzen gehen, die Clubszene, einfach mal Abschalten und an den Lieblingsorten der Stadt sein. Das Y-Kollektiv dreht gleich eine ganze Reportage darüber, warum Menschen es trotz Corona einfach nicht zu Hause aushalten und sich am Wochenende irgendwo für illegale Partys treffen. Und ich? Naja, in den letzten Monaten hab ich schon manchmal in meinem Zimmer getanzt und das ein oder andere Tröpfchen Alkohol ist in letzter Zeit auch geflossen, aber so richtig Feiern gehen? Puh, klingt anstrengend. 

Vielleicht hab ich diese Krise so schnell verinnerlicht, dass der Gedanke von schwitzenden Mengen, eng and eng, mich im Moment einfach nur abturnt. Aber war das jemals geil?

Wieso auch? Ich vermisse kein Bier, was mir irgendein Vollidiot im Vorbeigehen überkippt und auch keine DJs, die alle Songs spielen, nur keinen, den ich hören will. Ich vermisse keine überteuerten Eintritte, keine langen, kalten Schlangen im Winter, keinen Zigarettengestank und kein ewiges Diskutieren, wo man heute Abend hingeht. Ich vermisse keinen zermatschten Kopf am nächsten Morgen und keinen Tag, der eigentlich schon halb gelaufen ist. 

"Boah Caro, bist du anti!", höre ich meine Freund*innen schon sagen. Ja, vielleicht haben sie Recht. Ich bin aber nicht anti gegen sie: Meine Freund*innen habe ich natürlich vermisst und auch, abends mit ihnen loszuziehen. Vorm Kiosk zu stehen, ein Bier nach dem anderen zu trinken, zu quatschen, zu lachen und zu sehen, wohin der Abend geht. Spoiler Alert: Wahrscheinlich in keinen Club. Vielleicht hab ich das Feiern nie genug geliebt, um jetzt in der Coronakrise zu denken, dass es mir fehlt. Oder vielleicht hab ich diese Krise so schnell verinnerlicht, dass der Gedanke von schwitzenden Mengen, eng and eng, mich im Moment einfach nur abturnt. Aber Moment, war das jemals geil?

Plötzlich haben die Wochenenden schon vor 12 Uhr einen Sinn

Außerdem hat früh schlafen auch seine guten Seiten: Jetzt mach ich morgens ganz entspannt Yoga, lese beim Frühstück ausgiebig die Nachrichten – oder besser nicht, plane schöne Ausflüge fürs Wochenende und spare dabei auch noch jede Menge Geld. Meine Leber freut sich, meine Haut erstrahlt in neuer Frische und ich kann jetzt schon einen ganzen Kilometer weiter joggen. Yay! Ja, ok, ich seh’s ein: Jetzt bin ich wirklich langweilig.

Vielleicht habe aber auch nicht ich die Freude an den Clubs verloren, sondern die Clubs die Freude an Menschen wie mir. Denn bei den meisten Partys bin ich seit ein paar Jahren einfach fehl am Platz. Leider gehöre ich zu den zwei Prozent meiner Generation, die rein gar nichts mit Techno anfangen können – ja, auch wenn es wirklich soo guter Techno ist, der gar nichts mit normalem Techno zu tun hat und ich ihm endlich mal eine Chance geben soll.

Keine Party ist auch keine Lösung.

Gute Clubs spielen nicht meine Musik, in anderen Clubs mag ich die Musik, aber die Stimmung nervt. Und wenn dann einmal alle Jubeljahre eine Party stattfindet, die perfekt zu mir passen würde, habe ich wahrscheinlich schon irgendwas anderes vor – ja, es ist wirklich nicht leicht, dieses Feiern gehen.

Aber ganz ehrlich: Keine Party ist auch keine Lösung. Mein waghalsige Schlussfolgerung ist daher nicht, dass Clubs scheiße sind und ich nach Corona nie mehr feiern gehen werde. Nein, die einzig logische Schlussfolgerung nach diesem ganzen Gemecker ist wohl: Ich muss nach Corona einen eigenen Club aufmachen. Meine Stimmung, meine Musik, meine Party. Und dann bin ich auch wieder jung.

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