11 Tipps für Selbstständige & Freiberufler*innen in der Coronakrise
Abgesagte Aufträge, geschlossene kulturelle Einrichtungen, geplatzte Konzerte – Selbstständige, Freiberufler*innen und Künstler*innen trifft die aktuelle Situation besonders schwer. Ihr seid davon betroffen? Dann atmet jetzt einmal tief durch und lest euch diese 11 Tipps durch. Auch wenn die Lage gerade eher semi-rosig aussieht – es gibt einiges, was ihr tun könnt, um die nächsten Monate über die Runden zu kommen!
1. Einen Überblick über die laufenden Kosten verschaffen
Als allererstes solltet ihr euch einen Überblick über eure laufenden Kosten machen. Klar, Fixkosten wie die Miete für Büroräume oder Ladenflächen laufen weiter. Aber vielleicht habt ihr Abonnements für Sachen, die ihr gerade nicht super dringend braucht? Was nicht zwingend notwendig ist, sollte gekündigt oder zumindest ausgesetzt werden. Adobe bietet momentan beispielsweise eine zweimonatige freie Nutzung der CC-Lizenz an! Dafür einfach im Kundenkonto unter "Abo kündigen" bis zum dritten Schritt "Angebote" durchklicken und die Option "60 Tage kostenlos" wählen. Je nach Abo könnt ihr so einiges an Geld sparen.
2. Sozialversicherungsbeiträge reduzieren
Danach solltet ihr mit euren Sozialversicherungsbeiträgen weiter machen. Wer von der Krise unmittelbar betroffen ist, kann einen Antrag auf Anpassung der Beiträge bei seiner gesetzlichen Krankenkasse stellen. Je nach Krankenkasse werden die Beiträge für freiwillig Versicherte auf einen Mindestsatz reduziert oder bei entsprechendem Nachweis sogar vorübergehend auf Null gesenkt. Dazu könnt ihr aufgrund Corona-bedingter Auftragsausfälle einen Stundungsantrag, also einen Antrag auf Zahlungsaufschub, stellen.
Wer bei der Künstlersozialkasse (KSK) versichert ist, kann einen formlosen schriftlichen Antrag auf Stundung der Beiträge oder Ratenzahlung per E-Mail an auskunft@kuenstlersozialkasse.de stellen. Wichtig: Die E-Mail sollte eine kurze Begründung zu den Umständen eurer Zahlungsschwierigkeiten beinhalten. Außerdem könnt ihr euer geschätztes Jahreseinkommen anpassen und so eine relativ kurzfristige Senkung der monatlichen Beiträge erwirken. Mit diesem Formular könnt ihr die Schätzung des erwarteten Einkommens nach unten korrigieren. Mehr Infos gibt's hier.
3. Antrag auf Soforthilfe stellen
Um die Auswirkungen der Corona-Krise möglichst gering zu halten, hat die Bundesregierung ein umfangreiches Maßnahmenpaket erstellt. Ergänzend dazu wurde am 23. März ein Hilfsprogramm speziell für Kleinunternehmen, Soloselbstständige und Freiberufler aufgestellt. Neben Darlehen und Zuschüssen, soll es auch direkte Hilfen zur Lebenssicherung geben. Die Eckpunkte der Corona-Soforthilfe für Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige: Bei bis zu fünf Beschäftigten umfasst die Soforthilfe bis zu 9.000 Euro, bei bis zu zehn Beschäftigten können Hilfen bis 15.000 Euro ausbezahlt werden.
Mehr Infos dazu findet ihr hier und hier. Individuelle Fragen zu eurem Fall könnt ihr außerdem unter der Coronavirus-Hotline des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stellen. Die Abwicklung der Hilfen erfolgt über die Bundesländer. Wann die Anträge gestellt werden können und wie das Ganze genau abläuft, unterscheidet sich je nach Bundesland. Hier kommt ihr zu den Soforthilfe-Infos für Bayern, Berlin, Hamburg und NRW.
4. Überbrückung durch Kredite und Förderungen
Kredite sind alles andere als sexy, manchmal aber die einzige Möglichkeit, um in Krisenzeiten Liquidität zu sichern. Neben einem privaten Dispositionskredit könnt ihr euch von eurer Hausbank einen Kontokorrentkredit einräumen lassen, um euer Konto kurzfristig zu überziehen und Engpässe zu überbrücken. Dabei sollte man aber auf die vergleichsweise hohen Zinsen aufpassen. Für mehr Infos einfach mal bei eurer Bank nachfragen, wie ihr KfW-Corona-Hilfe nutzen könnt. Wenn ihr Fragen zur KfW-Corona-Hilfe habt, könnt ihr euch außerdem bei der KfW-Hotline unter 0800 539 9000 melden.
5. Steuerzahlungen aufschieben & reduzieren
Wer von der Coronakrise betroffen ist, kann beim Finanzamt aufgrund anstehender Verluste einen Antrag auf Steuererleichterungen stellen. Enthalten im Antrag auf Steuerentlastung ist ein Antrag auf zinslose Stundung und ein Antrag auf eine Herabsetzung der laufenden Vorauszahlungen für Gewerbesteuer, Einkommenssteuer oder Körperschaftssteuer. Dafür füllt ihr dieses Formular aus, gebt an welche Steuerarten und Steuer-Vorauszahlungen ihr herabsetzen oder stunden möchtet und schickt das Dokument ans Finanzamt.
Um eure individuelle Situation zu klären, solltet ihr euch aber am besten an das zuständige Finanzamt wenden. Wer mehr Informationen braucht, kann sich den FAQ-Katalog der Bundessteuerberaterkammer durchlesen, indem viele Fragen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie beantwortet werden. Wer bei den ganzen Formularen nicht mehr durchblickt, kann sich beispielsweise auf Kontist beim Antrag auf Steuerentlastung helfen lassen.
6. Grundsicherung für Selbstständige beim Jobcenter beantragen
Wenn eure Geschäfte durch die Corona-Krise gerade schlecht laufen und euch nicht mehr genug zum Leben bleibt, könnt ihr beim Jobcenter eine Grundsicherung für Selbstständige (Arbeitslosengeld II) beantragen. Zusätzlich zum Regelbedarf für den Lebensunterhalt können Mietkosten übernommen werden. Durch die aktuelle Situation soll vom 1. März bis einschließlich dem 30. Juni 2020 der Zugang zur Grundsicherung erleichtert werden, nach aktuellem Stand soll nur bei erheblichem Vermögen eine Vermögensprüfung stattfinden. Der Antrag auf Grundsicherung kann formlos telefonisch, per E-Mail oder per Post beim zuständigen Jobcenter gestellt werden. Antragsvordrucke und Hinweise findet ihr hier. Mehr Infos zur Grundsicherung gibt's hier.
7. Verdienstausfälle und Mehrkosten dokumentieren, Entschädigungen beantragen
Buchhaltung ist ja sowieso das A und O für Selbstständige, aber gerade jetzt besonders wichtig. Eure Verdienstausfälle und Mehrkosten durch Krisenmanagement während des Shutdowns solltet ihr auf jeden Fall sorgfältig dokumentieren. Ein gutes Muster für Betroffene aus allen Sparten gibt es dafür vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Ob ihr vom Auftraggeber ein Ausfallhonorar bekommt, hängt von den individuellen Vertragsbedingungen ab, die ihr auf jeden Fall sorgfältig prüfen solltet.
Auch spannend: Wenn ihr offiziell unter Quarantäne gestellt werdet und deshalb nicht arbeiten könnt, habt ihr eventuell Anspruch auf eine Entschädigung! Bei einem Tätigkeitsverbot und damit einhergehenden Verdienstausfall gibt es nach § 56 des Infektionsschutzgesetz (IfSG) die Möglichkeit, dafür entschädigt zu werden. Um zu prüfen, ob das auf euch zutrifft, solltet ihr euch an euer zuständiges Gesundheitsamt wenden. Mehr Informationen dazu findet ihr für Bayern zum Beispiel hier.
8. Bei der Startnext Corona Hilfsaktion mitmachen
Startnext hat eine Kampagne gestartet und ein Hilfsfonds aufgesetzt, um Kreative und Gründer*innen jetzt schnell und unkompliziert zu unterstützen. Die Richtlinien für Crowdfunding Hilfsprojekte wurden vereinfacht, die Komplexität der Projekte herabgesetzt und die Transaktionsgebühren werden direkt erstattet. Dazu versucht das Team alle Projekte, die sich für die Startnext Corona Hilfsaktion bewerben innerhalb weniger Stunden online zu stellen. Wer förderfähig ist, was die Sonderregelungen für geförderte Projekte sind und wie Startnext euch jetzt genau unterstützen kann, lest ihr hier.
9. Petitionen unterschreiben und mit allen teilen, die ihr kennt
Innerhalb weniger Tage sind viele tolle Initiativen entstanden, die sich für Freiberufler*innen, Selbstständige und Künstler*innen einsetzen. Zum Beispiel eine Petition, die finanzielle Hilfen während des Shutdowns fordert oder eine Petition, die sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen für sechs Monate stark macht. Auch wenn es banal erscheint – teilt das einfach mit allen Leuten, die ihr kennt! Schickt es eurer Nachbarin, dem Opa und allen, die es hören oder nicht hören wollen. Viel hilft viel!
10. Kreativ werden
Wenn ihr es nicht eh schon längst gemacht habt: werdet kreativ! Werft alle Beschränkungen im Kopf über Bord und überlegt einfach mal wild, wie ihr euer bisheriges Angebot ins Internet verlagern könnt. Vielleicht könnt ihr einen Online-Shop aufbauen und eure Fotos als Prints verkaufen? Oder ihr beteiligt euch an einer der vielfältigen Plattformen, die momentan lokal versuchen Gastronomien, Läden und Projekte zu unterstützen? Durch den Shutdown sind super viele neue Livestream-Plattformen aufgepoppt, vielleicht könnt ihr euch ja an einer beteiligen oder einfach selbst eine gründen? Lesungen lassen sich auch live anbieten, Wissen lässt sich in Online Seminaren teilen.
11. Sich gegenseitig supporten
Wenn uns die Krise eine Sache gelehrt hat, dann ist es sich mehr zu supporten und nicht zu vergessen, dass man nicht alleine mit seinen momentanen Problemen ist. Über den Hashtag #supportyourlocals stellen viele Selbstständige sich jetzt gegenseitig auf ihren Social Media Kanälen vor, featuren sich auf Blogs und versuchen so, sich gegenseitig zu unterstützen. Eine tolle Plattform ist zum Beispiel 2gather – hier können sich Freischaffende, Kreative und Kleinunternehmer*innen aus verschiedensten Arbeitsbereichen in ganz Deutschland verknüpfen. Hier könnt ihr euch Informationen und Erste Hilfe holen, euch mit anderen Betroffenen austauschen und gemeinsam Aktionen starten. Mehr Informationen zu 2gather findet ihr hier.
Wir haben diese Informationen nach bestem Wissen und Gewissen für euch zusammengestellt. Um wirklich sicher zu gehen, was in eurem individuellen Fall möglich und nötig ist, solltet ihr allerdings die Website der Bundesregierung, des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) sowie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und euer zuständiges Finanz- und Gesundheitsamt konsultieren.
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