In Brandenburg könnte die erste Öko-Stadt weltweit entstehen

© Kerstin Musl

Als Konsument*in müssen wir nachhaltiger denken, auf unsere CO2e-Emissionen und unseren ökologischen Fußabdruck achten, das ist – allerspätestens seit den "Fridays for future"-Demos – hoffentlich allen klar. Aber auch was den Städtebau betrifft, ist es höchste Zeit umzudenken. Statt noch mehr ressourcenschluckender Industrie und noch breiteren Straßen für Autos braucht es eine Alternative in den Städten. Architekt und Siedlungsökologe Ekhart Hahn wies bereits 1975 drauf hin. Seine Worte könnten heute kaum aktueller sein:

Die modernen Stadt- und Siedlungsstrukturen sind Ausgangspunkt der industriegesellschaftlichen Umweltkrise – und in ihnen muss sie überwunden werden. Letzteres ist die große Herausforderung, vor der wir stehen.
Ekhart Hahn

Aber wie schaffen wir es, dem Missstand der industriegesellschaftlichen Umweltkrise entgegenzuwirken? Auch dazu hat Ekhart Hahn sich bereits Gedanken gemacht und plant die erste Öko-Stadt der Welt. Die soll gerade einmal 40 Kilometer von Berlin entfernt entstehen: Wünsdorf heißt die City of Interest. 2016 hat Hahn den Verein ICEC gegründet, International Campus Eco City, mit dem er gemeinsam seine Vision einer Öko-Stadt verwirklichen will. Eine Vision, die durchaus machbar erscheint und Potential hat, davon konnte Hahn sogar schon eine wichtige Person aus der Wirtschaft und Politik, wie etwa SPD-Politiker Wolfgang Thierse überzeugen. Um den Plan von Eco City zu realisieren, will der ICEC 30 Millionen Euro in Grundstücke in Wünsdorf investieren.

"Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft": So sieht die Stadt der Zukunft aus

In den in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudien soll die Stadt der Zukunft zellulär aufgebaut und sich um ein grünes Zentrum mitsamt Besucherzentrum gruppieren. In der zentralen Öko-Station der Eco City sollen sämtliche Energie- und Stoffströme zusammenlaufen, kontrolliert, neu aufbereitet und wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. Auf 20 Hektar wird Gartenland entstehen, 3.5 Hektar sollen für Gewächshäuser für Gemüse und Obst bereitstehen, aus Abfällen der Bewohner*innen soll zudem Biomasse zum Düngen produziert werden. Autos wird es keine geben, große Tanker sollen beim Transport durch Segelboote ersetzt werden. Die Stadt soll weitestgehend autark funktionieren, die Bewohner*innen dabei gleichzeitig Produzent*innen und Konsument*innen sein. Das genaue Konzept, sowie weitere Infos zum Vorhaben könnt ihr auf der Website nachlesen. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickelt und hoffen darauf, dass sich Hahns Visionen schon bald realisieren lassen und wer weiß: Vielleicht entsteht um die Ecke von Berlin dann tatsächlich bald die erste fast autarke Okö-Stadt der Welt?

Die Eco City ist vor allem eine Campus-Stadt, Bildung und Ausbildung ihr Fundament. Hier wohnen, leben und arbeiten zum großen Teil Auszubildende, die im Bereich nachhaltiger Stadtentwicklung unterrichtet werden. Menschen aus Krisengebieten, Deutsche, Europäer und internationale Studierende erproben hier Konzepte einer zukunftsfähigen Urbanität. Unterstützt von Experten, Praktikern, NGOs und Stiftungen, entsteht in Wünsdorf eine Zukunftsschmiede und ein Ort des ständigen Austausches mit Interessierten der Region wie auch Akteuren aus aller Welt. Ausgehend von dieser Modellstadt sollen künftig immer mehr Städte nach dem Prinzip der lokalen Kreislaufwirtschaft funktionieren.
Website Eco City
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