Kieztour: So verbringt ihr einen tollen Tag rund um den Nordbahnhof

Berlin besteht aus zwölf Bezirken, die in ingesamt 96 Ortsteile unterteilt sind. Und diese wiederum sind in unzählige kleine Kieze aufgeteilt, die das ganze Großstadtleben ehrlich angenehm relativieren. Denn jeder einzelne Kiez hat neben Supermärkten, Cafés, Restaurants und Bars sowie Parks, Galerien und kleinen Shoppingläden eigentlich alles, was man braucht, sodass im Alltag überhaupt keine Notwendigkeit besteht, seinen eigenen zu verlassen. Weil jeder Kiez aber eben doch seine Besonderheiten und ganz eigene Kultur hat, wäre es viel zu schade, diese innerstädtischen Mikrokosmen nicht zu erkunden. Und genau deswegen solltet ihr euch mal einen Tag Zeit nehmen und eine kleine Tour durch die Straßen rund um den Nordbahnhof unternehmen.

Denn diese zeigen ein ganz anderes Bild von Mitte, das so gar nicht dem gängigen (und zugegebenermaßen auch von uns häufig bedienten) Klischees entspricht. Statt schnieker Boutiquen, aneinandergereihter Coffeeshops und "super fancy" Office-Spaces könnt ihr hier militärische Anlagen, Gedenkstätten, ziemlich alte Friedhöfe und alteingesessene Konzert-Institutionen entdecken.

Zugleich ist der Kiez im Wandel. Überall wird gebaut. Kräne, Bagger und Baufahrzeuge sind omnipräsent. Dennoch gibt es ruhige Ecken. Am Nordhafen etwa vergisst man völlig die Hektik der Stadt, das hat Seltenheitswert. Kein Wunder, dass hier viele Anwohner*innen nicht nur im Sommer stundenlang entspannen. Vielleicht gehört ihr auch bald dazu?

Mit einem Kaffee von 19grams in den Tag starten

Unsere Tour startet am Nordbahnhof, den ihr mit Bus, Tram und S-Bahn erreichen könnt. Vor einigen Jahren noch stand das Bahnhofsgebäude ziemlich allein da. Mittlerweile wird es von Penthäusern sowie der Zentrale der Deutschen Bahn (DB) umgeben. Ein Relikt der Vergangenheit hingegen ist die Plansche aus DDR-Zeiten, auch wenn sie heute ein Wasserspielplatz mit bunten Fischen ist. Über die Invalidenstraße erreicht ihr die Chausseestraße und hier unseren ersten Stop. Im schön-schlichten 19grams könnt ihr den ganzen Tag frühstücken und brunchen. Dazu gibt's hausgemachte Kuchen und Kaffee aus der eigenen Kaffeerösterei. Hier kann man wirklich die Zeit vergessen.

19grams | Chausseestrasse 36, 10115 Berlin | Montag – Freitag: 08–17 Uhr, Samstag & Sonntag: 09–17 Uhr | Mehr Info

Die kleine Gedenkstätte Günter Litfin entdecken

© Max Müller

Entlang der wuseligen Chausseestraße, die von Baustellen gesäumt ist, geht ihr weiter in Richtung Wedding und passiert dabei die künftige BND-Zentrale. Nur wenige Meter weiter verlasst ihr das wilde Treiben und biegt in einen kleinen Parkweg neben der Boyenstraße ein. Hier wird es plötzlich ganz still, man hat kaum das Gefühl, im Zentrum der Stadt zu sein. Über die Scharnhorststraße, an der das Bundeswehrkrankenhaus liegt, erreicht ihr die Kieler Straße und den Spandauer Schifffahrtskanal. Jetzt heißt es aufmerksam sein, ansonsten könnte man die mittlerweile von Häusern eingerahmte Gedenkstätte Günter Litfin verpassen. Diese befindet sich in einer ehemaligen Führungsstelle der DDR-Grenztruppen und wurde von Jürgen Litfin eingerichtet, der mit diesem Museum an seinen Bruder, den ersten Mauertoten, erinnern will.

Gedenkstätte Günter Litfin | Kieler Str. 2, 10115 Berlin | Mehr Info

Am Nordhafen entspannen

© Max Müller

Wasser soweit das Auge reicht, dazu eine frisch sanierte Uferpromenade und Möwen, die auf der Suche nach Fisch den Hafen umkreisen. Während sich Berliner und Besucher an warmen Tagen im Monbijoupark dicht an dicht drängen, hat man das Gefühl, dass es am Nordhafen immer ein bisschen leer ist. Hier ein paar Angler, da ein verliebtes Pärchen, doch sonst nichts außer Natur und den Baukränen am Horizont. Noch ein echter Geheimtipp!

Am Nordhafen | Am Nordhafen, 13353 Berlin | durchgängig geöffnet

Auf dem Invalidenfriedhof in die Geschichte abtauchen

© Max Müller

Der Invalidenfriedhof gehört zu den ältesten Friedhöfen Berlins und wurde als Zeugnis der preußischen Militärgeschichte bewahrt. Auf dem 2,54 Hektar großen Areal finden sich heute noch rund 230 Gräber, einige klein und unscheinbar, andere groß, pompös und natürlich militärisch exakt gestaltet. Wenn ihr über das Gelände lauft, werdet ihr viele der Namensgeber der umliegenden Straßen entdecken.

Invalidenfriedhof | Scharnhorststraße 33, 10115 Berlin | Montag – Sonntag: 07–21.30 Uhr

Im Naturkundemuseum dem T-Rex Tristan ins Gebiss schauen

© Wiebke Jann

Über den Invalidenpark erreicht ihr schließlich das Highlight des Kiezes: das Naturkundemuseum. Hier kann man Dinosaurier wie Tristan, einen ausgewachsenen T-Rex, erleben, geologische Funde entdecken und die Stufen der Evolution nachvollziehen. Am besten nicht allzu früh hingehen, sonst trefft ihr auf Dutzende quirlige Schulklassen!

Museum für Naturkunde | Invalidenstr. 43, 10115 Berlin | Dienstag – Freitag: 09.30–18 Uhr | Samstag & Sonntag und an Feiertagen: 10–18 Uhr | Eintritt 11 Euro, ermäßigt 5 Euro | Mehr Info

Den Abend mit einem Jazz-Konzert und Craft Beer ausklingen lassen

Auf dem Weg zurück zum Nordbahnhof passiert ihr die Edison-Höfe. In diesen findet ihr auch einen der wichtigsten Jazz-Clubs Berlins: das Schlot, auf dessen Bühne sowohl etablierte und weltbekannte Künstler stehen als auch Newcomer aus Berlin. In uriger Atmosphäre werden selbst dem Jazz gegenüber kritische Geister von der Stimmung angefixt. Im Anschluss könnt ihr den Abend in der Craft-Beer-Bar The Castle ausklingen lassen.

Kunstfabrik Schlot | Invalidenstraße 117, 10115 Berlin | Mehr Info

The Castle | Invalidenstraße 129, 10115 Berlin | Montag – Donnerstag: 15-01 Uhr | Freitag & Samstag: 15-02 Uhr, Sonntag und an Feiertagen 13-24 Uhr | Mehr Info

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