Crowdfunding-Wahnsinn: Fragt nicht Andere nach Geld, sondern arbeitet selbst dafür!

© Kat Yukawa | Unsplash

Wann ist Crowdfunding eigentlich zu einer Epidemie geworden? Es muss irgendwann in den letzten zehn Jahren passiert sein, als Menschen das Internet als Marktplatz für Ideen und Geld machen entdeckt haben. Crowdfunding meint die Finanzierung eines Projektes oder Produktes über die Crowd, also einer größere Menschenmenge – und das zumeist digital. Von Spenden hebt sich Crowdfunding eigentlich insofern ab, als dass Crowdfunding sich vor allem auf die finanzielle Unterstützung privater Unternehmen oder Personen bezieht, Spenden dagegen sind entweder materieller Art oder finanzieller vor allem für Vereine, Stiftungen, politische Parteien, Hilfsorganisationen oder Religionsgemeinschaften. Mittlerweile kann man Crowdfunding für neue Produkte aber nicht mehr so richtig von Spendenkampagnen unterscheiden. Auf Plattformen wie Kickstarter und Startnext finden sich neben Projekten zur Filmförderung, zur Förderung von Brettspielen oder Multifunktionsjacken (um nur einige zu nennen), auch solche zur Finanzierung einer neuen Restaurantküche oder der privaten Weltreise.

Was als tolle Möglichkeit begann, einzigartige Produkte oder Projekte zu unterstützen, die, aus welchen Gründen auch immer, Schwierigkeiten bei der Finanzierung haben, nutzen viele Gründer, um mit dem geringst möglichen Aufwand an Geld zu kommen. Du möchtest ein veganes Café in Berlin-Mitte eröffnen, hast aber nicht das Geld für die horrende Miete? Starte eine Crowdfunding-Kampagne! Du willst ein Festival auf die Beine stellen, brauchst aber noch Geld für die free Drinks. Starte eine Facebook-Spendenkampagne! Du willst eine CD aufnehmen, hast aber die Kosten für die Produktion unterschätzt? Du hast keinen Kredit bekommen? Du bist erst gar nicht zur Bank gegangen?

Es heißt nicht umsonst "Unternehmer". Manchmal muss man eben was unternehmen, um an Geld für sein Projekt zu kommen. Dazu gehört eben auch einen Businessplan zu erstellen, an dessen erster Stelle nicht steht, das Geld von Anderen für das eigene Projekt über eine Crowdfunding-Kampagne zu erbetteln.

Es heißt nicht umsonst "Unternehmer". Manchmal muss man eben was unternehmen, um an Geld für sein Projekt zu kommen.

Vom Minimalaufwand, den man für sein Projekt betreibt, verhält es sich ein bisschen wie mit dem "zu verschenken"-Wahnsinn, der vor deutschen Hauseingängen floriert. Was man nicht mehr braucht, aber zu alt, kaputt und eigentlich auch ein bisschen zu oll zum Verkaufen ist, wird verschenkt. Was man eigentlich aus Faulheit getan hat: sich den Weg zum Sperrmüll erspart.

Versteht mich nicht falsch. Ich finde die Möglichkeit, für Projekte zu spenden, toll. Ich spende selbst gern und wir featuren hier auf Mit Vergnügen auch regelmäßig Crowdfunding-Kampagnen. Was mich stört, ist die schiere Masse an Kampagnen und Menschen, die überall für ihre "Projekte" werben, aber sich keine Gedanken über die Finanzierung gemacht haben. Menschen, die einen Traum haben (Wer hat das nicht?), aber nicht die Muße, ein bisschen mehr Zeit zu investieren. Warum arbeitet ihr euch nicht erstmal den Arsch ab, um euer Ziel zu erreichen?

Es gibt etliche Möglichkeiten, an Geld zu kommen: Man kann an Gründer- und Startup-Wettbewerben teilnehmen, es gibt verschiedenste Förderprojekte der Bundesländer sowie Unternehmenskredite von Banken. Man kann auch einfach ein bisschen sparen, anstatt als erstes Andere nach Geld zu fragen. Vor allem kann man bei Gründerwettbewerben herausfinden, ob die eigenen Ideen tatsächlich so gut und innovativ sind, dass sie auf dem Markt bestehen würden. Und wenn sie das nicht sind, tja, dann lohnt sich auch eine Crowdfunding- und Spenden-Kampagne nicht. Denn dein "Unternehmen" wird es dann in zwei Jahren eh nicht mehr geben.

Man kann auch einfach ein bisschen sparen, anstatt als erstes bei Anderen um Geld zu betteln. 
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