Weit hergeholt: 11 Superfoods, die ihr auch regional bekommt

© Baibaz | Shutterstock

Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung müssen nicht zwangsläufig Superfoods wie Chia, Matcha oder Gojibeeren ins Glas oder auf den Teller. Den Beeren und Samen aus Südamerika und anderswo werden wahre Wunderkräfte zugesprochen, dabei kann unser regionales Obst und Gemüse mindestens genauso viel, wenn nicht noch mehr. Wer die Umwelt schonen will, sollte zu heimischen Früchten wie der Johannis- oder Heidelbeere greifen und anstatt überteuerter Kale-Chips einfach den Grünkohl aus Omas Garten mampfen. Unsere Freunde vom WWF klären auf uns zeigen euch, bei welchen Superfoods ihr ruhig mal zur regionalen Alternative greifen könnt.

1. Chia? Chi Chi!

© Daliah Hoffmann

2013 hat der deutsche Lebensmittelhandel gerade mal 20 Kilogramm Chia verkauft, 2015 wurden 663,8 Tonnen aus Asien, Südamerika und Australien importiert. Das sind 94.000 Prozent mehr. Chia-Samen sind momentan ja auch überall, als Pudding, im Müsli oder als Toppings. Veganer können die Samen als Ei-Ersatz nutzen, die machen den Kuchen fluffiger. Aber es geht auch ohne Chia-Samen, Leinsamen machen's möglich. Die Leinsamen halten alles, was Chia verspricht: Viel Calcium und Eiweiß. Man kann sie gut ins Müsli schütten oder auf's Brot machen. Leinsamen-Öl ist besonders reich an Omega-3- Fettsäuren, das macht es sehr förderlich für Herz, Hirn und Nerven, Verdauung und Stoffwechsel. Was die Öko-Bilanz freut: Bio-Leinsamen gibt es auch aus Deutschland. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit warnt übrigens vor zu viel Chia. Nicht mehr als 15 Gramm pro Tag rät die Behörde – weil es noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, wie der Körper mit mehr klarkommt.

2. Goji? Johannisbeeren!

© Svetlana Lukienko | Shutterstock

Goji-Beeren sind ziemlich teuer und kommen bei uns meist nur als Extrakt an. Die Superfood-Beeren sind tatsächlich voller Vitamin C, Mineralien und Spurenelemente. Gojis aus China sind auch mal reich an Pestiziden. Die gute alte Schwarze Johannisbeere kann das alles auch. Die beiden Beeren sind eigentlich identisch, nur dass die Johannisbeere weniger kostet und regional und saisonal zu haben ist.

3. Acai vs. Heidelbeere

© Daliah Hoffmann

Klein, rund und dunkelblau: Acai-Beeren sehen eigentlich aus wie Heidelbeeren, ihnen werden aber Wunderkräfte nachgesagt: Acai-Beeren sollen schlank machen, Falten killen und sexuell stimulieren. Der Pflanzenfarbstoff Anthocyan soll auch gegen Krebs wirken. Wissenschaftlich belegt ist das aber noch nicht. Tatsächlich enthalten Acai mehr Antioxidantien als Orangen, aber nicht so viele wie zum Beispiel Sauerkirschen oder Heidelbeeren. Die gibt's beide regional und saisonal. Seine Falten wegessen kann man mit den leckeren deutschen Beeren aber auch nicht und zum Abnehmen hilft auch nur Sport und Bewegung, was im Übrigen wirklich stimulierend wirkt.

4. Quinoa? Hirse!

© Sia-James | Shutterstock

Recht neu bei uns: Quinoa. Das Korn der Inka, wie es bei uns vermarktet wird, ist reich an Eiweiß, Magnesium und Eisen. Genau so viel kann das älteste Getreide der Welt, Hirse, auch. Hirse übertrifft den Eisengehalt anderer Getreidesorten um das Zwei- bis Dreifache. Zudem ist es sehr eiweiß- und fettreich und wächst bei uns vor der Haustür, z.B. im Spreewald. Hirse braucht wenig Wasser und ist damit auch die nachhaltigere Alternative für Reis, der im Anbau extrem viel Wasser braucht. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit ist Hirse aus deutschem Bio-Anbau nicht zu übertreffen.

5. Match vs. Gesundheitstees

House of Small Wonder, 40 Days of Eating
© Nora Tabel

Matcha in den Smoothie oder als erfrischende Limo. Matcha ist nichts anderes als fein gemahlener Grüntee. Der Unterschied ist lediglich, dass Matcha aus dem ganzen Blatt gewonnen wird und als Wundermittelchen gilt. Matcha soll den Blutdruck senken und die Cholesterinwerte verbessern, Stress reduzieren und die Leistungsfähigkeit steigern.  Der Nachteil: Matcha schmeckt, nun ja, eher algig und kostet richtig viel Geld. Ein Marketing-Genie nannte Matcha mal das Grüne Kokain Japans. Mit diesem Image kann der gute alte heimische Beuteltee natürlich nicht ganz mithalten. Dabei tut Altbekanntes viel Gutes: Kamillentee wirkt beispielsweise beruhigend, Löwenzahn- und Hagebuttentee unterstützen die Verdauung und gegen hohen Blutdruck hilft Hagedorn. Zugegeben, das grüne Meth aus Brandenburg hat darin noch keiner erkannt.

6. Maqui

© MAHATHIR MOHD YASIN | Shutterstock

Die Beere kommt ursprünglich aus Patagonien. Die dortigen Mapuche-Indianer sollen sie schon immer als Heilmittel zu sich genommen haben. Maqui soll ihnen Kraft und Ausdauer auf dem Schlachtfeld und im Wochenbett gegeben haben. Also genau das, was der Zivilisationsgeplagte dringend braucht. Ein Wirkstoff hat es uns besonders angetan: Delphinidin. Der ist für die Farbe verantwortlich und auch in der Johannisbeere und im Rotwein drin.

7. Chlorella, der Algenspuk

© Ketta | Shutterstock

Nützliches Wissen über Chorella: An der Süßwasseralge erforschte Melvin Calvin die Photosynthese, das gab 1961 den Nobelpreis. Jetzt ist Chorella aber auch noch ein Superfood. Tenor der Werbung: Voll an Vitaminen, Mineralstoffen, Eiweiß und Fettsäuren. Urteil der Überwachungsbehörden in Deutschland: irreführend. Nahrungsergänzungsmittel aus Algen enthalten demnach nur wenige Nährstoffe in relevanten Mengen.

8. Spirulina, der Eisenlieferant für Flamingos und Gisele Bündchen

© Elena Schweitzer | Shutterstock

Aus Kalifornien gerade der nächste Hype: Spirulina. Dabei handelt es sich um eine Gattung der früher oft Blaualgen genannten Cyanobakterien. Davon ernähren sich Flamingos und neuerdings auch Gisele Bündchen und Tom Brady. Spirulina kann alles: das Altern verlangsamen, das Immunsystem stärken und vor Viren und Krebs schützen. Wissenschaftlich bewiesen ist davon kaum etwas. Spirulina enthält relativ viel Vitamin B12. Dieses kann der Mensch aber gar nicht vollkommen verwerten, wahrscheinlich nicht mal von Giselle und Tom. Ähnliches gilt für das in der Alge enthaltende Eisen. Auch herkömmliche Leinsamen, Hülsenfrüchte, Kürbiskerne, Schwarzwurzeln und Spinat liefern reichlich Eisen.

9. Moringa, der Meerettichbaum

© SK Herb | Shutterstock

Auch Moringa macht etwas her und soll 300 Krankheiten heilen können, das besagen altindische Quellen und pharaonische Grabbeigaben. Der wissenschaftliche Kenntnisstand unserer Zeit deutet auf keinen besonderen ernährungsphysiologischen Nutzen hin. Was die behördliche Lebensmittelüberwachung aber verstärkt für Moringa-Pulver feststellte: unlautere Werbung und häufige Pestizidrückstände.

10. Amaranth. Ab in den Garten!

© Brent Hofacker | Shutterstock

Amarant ist wie Hirse und schmeckt etwas nussiger. Das glutenfreie Pseudogetreide wurde schon von den Inka verwendet. Der Name Amarant soll so viel wie “unsterblich” heißen. Im Internet steht, Amaranth sei gut gegen Blutarmut, hemmt die Faltenbildung und wurde von den Indianer gegen Karies und Paradentose eingesetzt. Die wirklich gute Nachricht: Amarant ist als Fuchsschwanz wirklich eine wunderschöne Gartenpflanze.

11. Local Hero: Weizengras

© Frank60 | Shutterstock

Weizengras ist schlicht Weizen, bevor sich die typische Ähre bildet. Es soll das Immunsystem stärken, den Cholesterinspiegel ins Lot bringen und die Sehkraft verbessern. Wissenschaftlich ist nichts davon nachgewiesen. Die Menge an Pulver, die man täglich aufnehmen müsste, um auf die empfohlene Tagesdosis der gesunden Inhaltsstoffe wie etwa Vitamin C zu kommen, ist jedenfalls sehr hoch. Brokkoli und Grünkohl haben noch mehr Vitamin C als Weizengraspulver, sind deutlich günstiger und angenehmer zu essen.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit WWF.

Entdecke die besten Restaurants, Bars und Plätze in deiner Nähe.

Zur neuen Karte!
Buch, Mit Vergnügen, Berlin für alle Lebenslagen
Zurück zur Startseite