11 Tipps, wie ihr nachhaltiger essen und Lebensmittel einkaufen könnt

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Ist Essen Privatsache? Gute Frage. Unser Gastautor Oliver Samson vom WWF Deutschland meint: Eher nicht. Essen muss ja nicht eine Spur aus Müll, Leid und Umweltsauereien nach sich ziehen, die Mensch und Umwelt gleichermaßen belasten. Deshalb hat er für uns 11 alltagstaugliche Tipps zusammengefasst, mit denen ihr Lebensmittelverschwednung vermeiden, weniger Müll produzieren und euren ökologischen Fußabdruck um ein paar Nummer verkleinern könnt.

1. Wirf nichts weg

Für meine Mama war es immer ein Riesendrama, wenn sie Lebensmittel wegwerfen musste. Habe ich als Kind nicht verstanden. Nachkriegsjugend – habe ich dann später kapiert. Und trotz dunklen Ursprungs ist das in Sachen Nachhaltigkeit genau die richtige Einstellung, wie ich heute weiß. Ein Drittel (!) der weltweiten Lebensmittelproduktion landet auf dem Müll. Geht gar nicht – ökonomisch, ökologisch, ethisch. Ist aber so im Moment und müssen wir ändern. Ja, auch du. Deshalb: zweimal prüfen, bevor etwas in der Tonne landet. Nicht zu viel einkaufen. Und Apps wie Too Good To Go, ResQ Club oder Share The Meal nutzen.

2. Obst für die Welt

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Gummibärchen sind kein Obst, nur weil da ein Tröpfchen Fruchtsaft drin sein mag. Und dann sind sie klassischerweise auch noch auf Gelatinebasis, also quasi aus Fleisch. Dazu kommen Unmengen Zucker – Süßkram aus Fleisch, wie lecker! Fruchtzucker ist zwar nicht unbedingt besser für die Zähne, aber für die Umwelt. Auch hier hatte also Mama wieder recht: Kind, iss lieber Obst. Tu's für dich. Tu's für die Welt.

3. Öfter vegetarisch essen

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In Indien steht "Non-Veg" an Restaurants, die Fleisch auf der Karte haben. Das finde ich beeindruckend, weil es zeigt: Fleisch essen ist etwas Besonderes, so wie einst der Sonntagsbraten. Wir können uns gerne auch auf der nächsten Party wieder darüber streiten, ob der Mensch von Natur aus Fleischfresser sein muss oder eben nicht. Aber zwei-, dreimal am Tag? Steak und Currywurst und Salami-Pizza? Gibt es nix zu streiten: Ungesund für dich, verheerend für die Welt. Für Weiden und Futter werden in Lateinamerika riesige Wälder gerodet. Die weltweite Viehwirtschaft verursacht ein Fünftel der globalen Treibhausgas-Emissionen. Sag‘ nicht, dass du es nicht gewusst hast.

4. Radikal regional und saisonal einkaufen

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Der Tipp ist ein Klassiker, aus gutem Grund: Es ist die einfachste und beste Möglichkeit, sich gesund, nachhaltig und frisch zu ernähren. Ich zum Beispiel liebe Erdbeeren. Die gibt es inzwischen das ganze Jahr über. Kommen dann im Februar eben aus Chile von der anderen Seite der Welt zu uns geflogen in ununterbrochener Kühlkette. Da hängt dann an jeder Erdbeere noch mal die gleiche Menge Kerosin dran. Und das Schlimmste: Importierte Wintererdbeeren sehen nur so aus wie Erdbeeren, schmecken aber nach Wasser mit kleinen Kernchen. Na gut: Ich warte also bis zur Erdbeerzeit.

5. Grab 'em by the money

Dir gefällt der Lebensmittelkonzern nicht, von dem du nur Schlechtes gehört hast? Du willst keine Brötchen vom Bäcker, die nur aus aufgewärmtem Fertigteig bestehen? Dich nerven in Plastik verpackte Bananen? Dann nutze die Macht des Geldbeutels. Du entscheidest mit deiner Kaufentscheidung, welche Seite der Lebensmittelindustrie du unterstützt und welche nicht. Gemäß dem Motto "Your dollar is your vote" kannst du Großkonzernen und Umweltsündern auf diese Art den Saft abdrehen und stattdessen nachhaltige Firmen und Produzenten unterstützen. Der bessere Laden oder Markt ist ums Eck und das bessere Produkt liegt vielleicht nur einen Handgriff weiter links im Regal. Damit hast du es buchstäblich in der Hand.

6. Kein Wasser aus der Flasche trinken

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Was beneidet uns die Mehrheit der Menschen auf der Welt um unser Wasser. Hahn auf, trinken, Topqualität, fast geschenkt. Was für ein Luxus! Und was machen wir? Kaufen Wasser in Plastikflaschen für den etwa 1000fachen Preis. Besonders gern natürlich Wasser von weit weg, wie etwa aus Frankreich. Bei meinem letzten Arbeitgeber gab es Wasser aus Griechenland. Griechenland! Das Absurdeste daran: Unser Leitungswasser wird strenger geprüft als jedes Mineralwasser aus der Flasche – und ist damit gesünder und frischer, weil es nicht abgefüllt monatelang in Lagerhallen herumsteht.

7. Fisch ist kein Gemüse

Ich kenne niemanden, der nicht von sich sagen würde, das Meer zu lieben. Eine merkwürdige Liebe: Denn wenn es etwas wirklich, wirklich Trauriges gibt, dann ist es, wie wir das Meer behandeln. Was wir reinkippen, wieviel wir rausholen: Es ist hier wie da viel zu viel – sieht man zum Beispiel schön an dieser Grafik. Die Bestände vieler Fischarten sind dabei zusammenzubrechen, gerade auch solche wie der allseits beliebte Thunfisch. Merke: Du zeigst nicht deine Liebe für das Meer, indem du Fisch isst. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn es Fisch sein muss, achte auf das MSC-Siegel. Das ist nicht perfekt, aber besser als ohne.

8. Besseres Fleisch essen

Achtung, es folgt eine Lebensweisheit: Wenn etwas richtig billig ist, dann hat es irgendwo einen gewaltigen Haken. Gilt für alles und bei Lebensmitteln besonders. Beim Essen wird es allerdings schnell unappetitlich: Halbes Hähnchen für zwei Euro, Döner 1,99 – da kann etwas nicht stimmen. Du weißt es, ich weiß es: Kampfpreise beim Fleisch korrelieren direkt mit Tierleid. Wenn du Fleisch essen möchtest, achte auf Bio-Qualität. Auch da werden die Tiere nicht totgestreichelt, aber ihr Leben und ihr Futter bis zum Tag der Schlachtung ist ein besseres – das kostet dann eben auch den Preis, den es verdient hat.

9. The bio the better

Wo wir grade von Bio sprechen: Auch Bio-Wein gibt Kater, das kann ich beschwören. Aber die Erzeugung von Bioprodukten ist auf jeden Fall besser und nachhaltiger. Die Kuh für die Biomilch frisst nichts Genmanipuliertes, das Huhn hat mehr Platz im Stall, der Apfel wird weniger mit Gift besprüht und der Acker bekommt weniger Dünger ab. Heraus kommt nicht automatisch immer ein Gesundheitselixir, aber ein qualitativ besseres und schonender produziertes Lebensmittel. Das dankt dir nicht nur die Umwelt, sondern auch dein Körper.

10. Einweg ist kein Weg

Aus den Coffee-To Go-Bechern, die täglich weggeschmissen werden, könnte man eine Brücke zum Mond bauen. Oder zum Mars. Jedenfalls sind es viel zu viele. Und viel zu viel von dem Plastikmüll landet im Meer: Sieben Millionen Tonnen pro Jahr. Drei Viertel des Meeresmülls besteht aus Plastiktüten, PET-Flaschen, Feuerzeugen, Zahnbürsten, Einmalrasierern und ja, Kaffeebecherdeckeln. Unmengen Wassertiere sterben daran. Bis zur völligen Zersetzung des Mülls vergehen Jahrhunderte. Zunächst zerfällt es lediglich in immer kleinere und kleinere Teile. Diese Mikropartikel, kleiner als ein Millimeter, gelangen problemlos in die Körper von Meerestieren. Und irgendwann wieder zurück in dich. Wir alle müssen lernen, weniger Plastik zu verbrauchen und bei Einwegbechern, PET-Flaschen und Plastiktüten im Supermarkt fängt es an.

11. Smarter einkaufen

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Hungrig einkaufen ist wie betrunken flirten – am Ende landen Dinge zu Hause, die man unter normalen Umständen niemals mitgenommen hätte. Ein bisschen weniger impulsiv einzukaufen bedeutet, deutlich weniger Sachen zu Hause zu haben, die dann im Kühlschrank erst ganz nach hinten wandern und schließlich in den Müll. Außerdem hat man mit Loch im Magen und Stress im Nacken überhaupt keine Lust darauf, Etiketten nach Bio-Siegeln und Inhaltsstoffen abzuchecken. Was dabei hilft: Ein Pre-Einkaufs-Snack, der gute alte Einkaufszettel und die Codecheck-App, die dir anhand des Strichcodes verrät, wie gut die Inhaltsstoffe eines Produkts sind. Oder du nimmst dir wenigstens eine nüchterne, äh, nicht hungrige Begleitperson mit.

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