Am Alex soll ein 39-stöckiges Wohnhaus gebaut werden
Berlin verändert sich und wächst in die Höhe. Wo vor ein paar Jahren noch der Fernsehturm über allem thronte, ragen immer öfter riesige Stahlkonstruktionen in den Himmel. Am Zoo türmt es sich schon lange, das Wohnhaus an der East Side Gallery wirkt wie ein deplatzierter Eindringling aus Stahl und Glas und das Areal um den Hauptbahnhof wird nach und nach mit Bürotürmen, Hotels und Regierungskolossen geschlossen. Für den Alex gibt es schon seit Anfang der 1990er Jahre einen Hochhausplan, den Hans Kollhoff und Helga Timmermann entworfen haben. Zehn Türme, je 150 Meter hoch. Umgesetzt wurde davon bisher nichts.
Ein neuer Wohnturm soll jetzt aber den Anfang machen. Die russische MonArch Group hat für ein Hochhaus direkt neben dem Alexa einen Bauantrag gestellt, das 475 Wohnungen beherbergen soll und den hochtrabenden Namen "Capital Tower" trägt. Das berichtet die Berliner Morgenpost. Von 30 bis 300 Quadratmetern, 5000 bis 15.000 Euro pro Quadratmeter. 150.000 Euro also für eine Kleinstwohnungen in der Mitte Berlins. Noch dieses Jahr soll mit dem Bau begonnen werden.
Am Alex also. Dort, wo zu Beginn des Jahres Wasser in den Schacht der U2 eindrang, weil der U-Bahn-Tunnel durch den Bau des Motel One absackte. Genau deshalb darf ein anderes Unternehmen am Alex nicht 150 Meter in die Höhe bauen, nämlich der US-amerikanische Investor Hines. Der kämpft sich gerade durch den Berliner Behördendschungel, denn die BVG verwehrt ihm aufgrund des diffizilen U-Bahn-Tunnel-Wirrwarrs am Alex den Bau. Denn nicht nur die U2 und die U5 führen am Alex entlang, sondern auch der Tunnel der nie fertiggestellten U10, der unter dem gerade im Bau befindlichen Hilton-Hotel an der Otto-Braun-Straße entlang führt.
Nach über 20 Jahren tut sich also was am Alex – und immerhin wird mal nicht das zigste Bürogebäude gebaut. Denn keine Frage, Berlin braucht dringend neuen Wohnraum – und wenn dafür in die Höhe gebaut werden muss. Aber seien wir ehrlich: 150.000 Euro für eine Miniwohnung hat nichts mit behutsamer Stadtentwicklung zu tun, von der auch die Einheimischen profitieren. Denn nach Berichten der Morgenpost haben besonders wohlhabende Interessenten aus Russland und Asien ein Auge auf die teuren Immobilien geworfen.