11 Dinge, die ihr in Marrakesch immer machen könnt
"Die Europäer haben die Uhren, wir haben die Zeit", sagt ein afrikanisches Sprichwort. Weise, wahr und genau wonach ich mich sehnte nach recht anstrengenden letzten Wochen. Durchatmen – das geht in Marokko ganz hervorragend. Während ihr in der Wüste oder am Meer entspannen könnt, erwartet euch in Marrakesch die volle Ladung Gerüche, Geräusche und Farben. Ich habe für euch die Highlights von zwei Marakkeschreisen zusammengeschrieben. Ergänzend empfehle ich euch zudem den Blick in einen klassischen Reiseführer, der euch durch die Geschichte des Landes und zu den tollsten Palästen, Gärten und Hinterhöfen führt.
1 Residieren in einem Riad in der Medina
In einer Stadt wie Marrakesch sind zwei Dinge extra wichtig: ein einladender Rückzugsort und ein Vertrauter, der euch die Stadt eröffnet. Beides bietet die kleine Hotelgruppe Origin Hotels. Fünf Riads, die typischen Häuser mit geschlossenem Hinterhof und Oberlicht, hat der deutsch-schwedische Architekt Robert Hlawatsch seit 2009 in der Altstadt Marrakeschs gekauft und unter Erhalt der traditionellen Bauweise und Dekoration äußerst geschmackvoll renoviert und aufgewertet. Auf der Dachterasse des Riad Llena könnt ihr euch eine Badewanne einlassen. Im Innenhof des Riad Magi Orangen pflücken und das Dach des El Faran mit seinen weißen Paravents für eure privaten Feierlichkeiten mieten. Einzigartig ist auch der Concierge Service, der euch auf Wunsch einen qualifizierten Cityguide stellt, eine Massage bucht oder euch zu Restaurants berät. Auch gut schläft es sich in den Riads Orientale und Marana, die aber nicht zur Origin-Familie gehören.
2 Die Medina erkunden
Die Medina ist das historische Herz der Stadt. Dort findet ihr noch verschlafene, pre-touristische Ecken wie das Quartier Ben Saleh. Aber natürlich seid ihr auch in Marokko des Shoppings wegen: Keramik, Gewürze, Arganöl, Silberschmuck, Tagesdecken, Lederwaren, Teppiche. Für das volle Angebot stürzt ihr euch am besten in die Souks, die verwinkelten Märkte der Medina. Und pumpt euch vorab in Verhandlungslaune. Wenn die Dirham knapp werden, könnt ihr auch einfach nur beim Handwerken zuschauen: beim Löten der Lampen, Färben der Stoffe, beim Schnitzen. Die Werkstätten sind hier zwischen die Läden gestreut, teilweise auch in den Seitengassen oder in sogenannten Fondouks, eine Art Innenhöfe, die sich früher jeweils einem Handwerk widmeten. Wenn ihr den Herren nichts abkauft, verschmerzt ihr es sicherlich, ein paar Dirham für die Vorführung abzugeben.
3 Einen Guide nehmen
Ich bin kein Fan von geführten Stadttouren. Lieber folge ich meinem eigenen Plan und Tempo. Ein Guide kann euch in Marrakesch aber eine Brücke zu lokalen Handwerkern schlagen und übersetzen – und das meine ich nicht nur sprachlich. Er – und hier kann man auf das männliche Geschlecht reduzieren, Frauen habe ich auch in diesem Berufszweig nicht erlebt – sollte lizenziert sein. Das erkennt ihr an einem entsprechenden Ausweis an seinem Revers. Das ganze Guide-Business ist in Marokko zum Schutz der Touristen ohnehin streng überwacht. Ein Fahrer ist hier ein Fahrer, ein Guide ein Guide. Sonst landet der Guide schon mal auf der Polizeiwache. Ich spreche aus Erfahrung.
4 Bei marokkanischer Massage entspannen
Die vielleicht beste Massage in meinem Leben genoss ich im Spa Orientale. Maroccan-Style ist überhaupt meine Empfehlung für diejenigen unter euch, die eine Thaimassage eher ertragen, als genießen, eine klassische Massage aber nur als lasche Streicheleinheit empfinden. Bei der marokkanischen Massage wird phasenweise an Schultern und Beinen gezogen, was nach einer Stadtführung, einem Kamelritt oder Yoga genau die richtige Handhabe ist. Vorab im Hammam so richtig eingeschäumt zu werden wirft mich in Kindertage zurück, ich selbst habe mir aber auf den heißen Bänken sauber die Rückseite verbrannt. Tut euch den Gefallen: Wenn es zu heiß wird, zieht euch den Mantel über und sucht das Personal auf.
5 Verstummen im Palais Badi
Biennalen sind für mich eine geliebte Art der Stadterkundung. Zu den gelungenen zähle ich die Marrakesch Biennale 2014, die Orte und Kultur interpretierte und nicht nur regionale Themen, sondern vor allem ihre Menschen einbindete. Unvergessen geblieben ist mir die Schaustätte Palais Badi: vom prachtvollen Palast, einst der größte des Landes, ist heute "nur" noch eine sandfarbene Ruine unendlicher Weite übrig. Fliesenreste sprenkeln den Lehm. Hier geht es stiller zu, visuell und akustisch, als im benachbarten Palais Bahia oder in der Koranschule Ben Youssef mit seinen tausenden bunten Fliesencollagen. Im Palais Badi könnt ihr die sinnlichen Eindrücke der Stadt verdauen und in Hochachtung für die schiere Größe innehalten. Mein stilles Highlight.
6 Auftanken im Café des Epices
Umso mehr ihr erfahrt, umso mehr werdet ihr über Marroko wissen wollen. Das Land hat so viele Schichten und Geschichten, geographisch wie auch kulturell und politisch. Zieht euch zurück mit einem Wörterbuch, mit eurem Reiseführer, zum Postkartenschreiben in eine der kleinen, kulinarischen Stadtoasen. Zum Beispiel aufs Dach des Café des Epices, von wo aus ihr einen unverbauten Blick auf das geschäftige Treiben des Place des Epices habt. Im Garten des La Famille könnt ihr auchneben Palmen, Bananen- und Zuckerrohrbäumen Handarbeiten kaufen.
7 Sonnenuntergang über der Stadt schauen
In Marrokko ist es einfach, die Finger vom Alkohol zu lassen. Zwar gibt es sehr guten Wein, mit einem Bier durch die Medina einer muslimischen Stadt zu schlendern ist aber selbstverständlich vollkommen hirnrissig. Besonders genießen lässt sich der rare und darum ersehnte Tropfen bei bestem Ausblick auf den magischen Sonnenuntergang über der Stadtmauer und den Palast Badi vom Dach der Kosybar aus. Von dort bekommt ihr zur richtigen Jahreszeit kostenlos das Spektakel der sich einnistenden, startenden und landenden Störche serviert.
8 Essen und selber kochen im Earth Café
In Marokko schießen kulinarische Schätze aus dem Boden: Granatäpfel, Orangen, Datteln, Mandeln und weiter geht die Liste. Trotzdem muss man sich als Vegetarier aber im gewöhnlichen Restaurant meist zwischen vegetarischer Tagine und vegetarischer Tagine entscheiden. Eine Tagine ist übrigens der charakteristische Tonkegel, in dem Speisen gegart und direkt serviert werden. Mehr Vielfalt bekommt ihr in den zwei "Earth Café"-Filialen, die ersten vegetarischen und veganen Restaurants des Landes, dessen Zutaten überwiegend von einer hauseigenen Farm stammen. Natürlich wartet Marrakesch noch mit vielen weiteren kulinarische Hotspots auf, die auch für Nicht-Carnivore geeignet sind. Ein schnelles Mahl im Tapasstyle zu Dumpingpreisen auf dem zentralen Djama al Fna Platz gehört zu jedem Marokkotrip. Aber Vorsicht: Nichts hier ist ein kostenloser Appetizer! Alles, was euch ungefragt auf den Tisch gestellt wird, müsst ihr später auch zahlen. Auch das ausschließlich von Frauen geführte und mehrfach ausgezeichnete, hochpreisige Al Fassia mit Blick auf den Atlas ist ein Tipp unserer viel gereisten Redaktion. Das Earth Café wie auch Al Fassia bieten übrigens Kochkurse an.
9 Arganöl kaufen
Arganöl ist das Gold Marrakeschs – in Farbe und Wert. Und Arganöl ist in Marokko Frauensache: Rund 22 Kooperativen mit mehr als 1000 Frauen schützt die Organisation UCFA (Union des Coopératives des femmes de l’Arganeraie). Ob in der Nahrung oder in der Kosmetik, dem nussigen Öl wird eine wahre Wunderkraft nachgesagt. Der deftige Exportpreis – bei uns kostet 1 Liter rund 90 Euro, in Marokko ab 30 Euro – rechtfertigt sich durch die aufwendige manuelle Herstellung. In 1 Liter Öl stecken bis zu 15 Arbeitsstunden und der Jahresertrag eines einzigen Baumes. Kauft euer Öl am besten auf dem Weg in den Atlas direkt bei den Kooperativen oder in Marrakesch in dem kleinen Laden am Place des Epices, auf der gleichen Straßenseite des Café des Epices. Da kriegt ihr gute Ware und netten Service bei einer Tasse Tee.
10 Tour durchs Atlasgebirge mit Kasbah-Stops
Um Marrakesch zu begreifen, müsst ihr die Stadtmauern verlassen. Mietet euch einen Fahrer oder, wenn ihr euch die Serpentinen zutraut, selbst ein Auto – die Straßenverhältnisse sind recht gut. Die Landschaften des Hohen Atlas, mit ihrer unendlichen Weite, den leuchtenden Hügeln und Häusern, sind magisch. Kein geheimer, aber definitiv ein Tipp ist die Straße der 1000 Kasbahs ab Ouarzazate nördlich in Richtung des Tals Dades Gorge, zwischen Atlas und Antiatlas. Kasbahs boten als Festungen einst Schutz für Familien und deren Gütern. Sie sind aus Lehm erbaut und mit ihren feinen Verzierungen Artefakte schönster Berberkunst. Die prominenteste davon ist Aït-Ben-Haddou: ehemals Schaustätte unter anderem für Filme wie Gladitator und Laurence von Arabien, seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO, mit atemberaubenden Ausblick. Und während man in Marrakesch in Riads residiert, findet ihr in der Wüste in einer Kasbah Unterschlupf. In der Kasbah Panorama in Erg Chebbi, am Stadtrand der Wüstenstadt Merzouga, haben wir allerhöchste Gastfreundschaft erfahren. Die freundlichen und lustigen Männer des Hauses lassen euch nicht in die Wüste ziehen, ohne euch die wildesten Vorurteile über das nomadische Berbervolk ausgetrieben zu haben. Von dort aus könnt ihr direkt aufs Dromedar steigen und in die Dünen reiten.
11 Yoga in der Wüste
"Lass los" – ein beliebtes Yogamantra – fiel mir selten einfacher als hier. Bereits der Weg in unser Camp Oasis Tom Bhouktou, eine kleine Oase direkt hinter der besonders großen Düne unweit der algerischen Grenze, entschleunigt ungemein: Per behäbigem Dromedar brauchen wir für 8 Kilometer 3 Stunden. Wenn man dann auf halber Strecke den Handyempfang vollends verloren hat, setzt auch der digitale Detox ein. Im Camp schließlich gibt die Natur den Tagesrhtyhmus vor: Die Sonne weckt uns, befeuerndes Vinyasa Yoga mit Katha, Yogalehrerin aus Berlin, zum Aufwachen. Danach üppiges landestypisches Frühstück mit frischem Orangensaft und Granatapfel. Ohne Plan sein. Abends dehnendes Yin Yoga mit Victor vom Berliner Studio yogafürdich. Sonnenuntergang auf der Düne. Abgerundet wird ein Tag mit Berbermusik am Lagerfeuer. Einige zerrten noch ihre Betten auf die Dünen und verbrachten die Nacht unter freiem Sternenhimmel. Die Oase könnt ihr übrigens auch für Individualtrips buchen.
Was ihr vor der Reise wissen solltet
Sprachen: Marokko ist extrem gut auf den Tourismus eingestellt und man kommt mit Englisch, Französisch und sogar Deutsch bestens durch. Während Arabisch und Französisch die offiziellen Landessprachen sind, machen die Berber mit 80% die größte Bevölkerungsgruppe aus. Umso weiter ihr euch in die Wüste bewegt, umso mehr werden ihre Dialekte zur dominierenden Sprache. Merkt euch also am Besten davor ein paar freundliche Satzbrocken in beiden Sprachen – in Arabisch und Berber (Tamaziɣt).
Kleidung: Marokko ist ein muslimisches Land. Schulter und Knie verdeckt fühlt sich angenehmer an, in der Wüste solltet ihr euch zusätlzich mit einem Turban vor der Hitze schützen. Ein Schal ist also ein Must in eurem Koffer – oder ihr kauft ihn vor Ort.
Währung: Gezahlt wird in marrokanischen Dirham. Aktuell liegt die Rate bei circa 1:1.
Die wahrscheinlichste “Krankheit”, die euch auf einem Marokko-Trip heimsucht betrifft den Magen-Darm-Trakt. Ungekochtes Gemüse, ungewaschenes Obst oder Leistungswasser sind die Bakterienquellen. Wenn ihr der Verlockung mal nicht standhalten konntet und es euch erwischt, hilft Imodium, Elektrolyte und Kamillentee (bekommt ihr auf dem Markt).