11 Kunst-Highlights im Januar, die ihr nicht verpassen solltet
Einer unserer Vorsätze für 2023: Noch mehr Kunst und Kultur erleben. Who's in? Zwar gehört der Januar klassischerweise nicht zu den Monaten, in denen die Museen und Galerien mit einem Opening nach dem anderen um die Ecke kommen, aber in einer Stadt wie Berlin findet man natürlich immer Sehenswertes. Wir haben uns informiert und 11 tolle Kunst-Highlights gefunden, die ihr euch im Januar und darüber hinaus nicht entgehen lassen solltet.
1 Kotti Island
Das Kottbusser Tor ist ein lebendiger Melting Pot im Herzen Kreuzbergs, Szenetreffpunkt und Tourist*innenmagnet, zugleich aber auch Hot Spot für Kriminelle und Drogensüchtige. Es gab sogar Zeiten, da galt der Kotti als "gefährlichster Ort Deutschlands". Doch für viele ist der Kotti auch Zuhause oder Arbeitsplatz und genau diese Menschen spielen in dem Ausstellungsprojekt "Kotti Island" die Hauptrolle. Die teilnehmenden Künstler*innen haben sich in multimedialen Werken – die aktuell in Spätis, Bars und an Häuserwänden, in Passagen und auf Plätzen rund um den Kotti zu sehen sind – mit dem Kiez auseinandergesetzt und werfen verschiedene Perspektiven auf das Leben und das Geschehen hier.
2 Wu Tsang: Of Whales
Die Installation "Of Whales" der Künstlerin Wu Tsang im Lichthof des Gropius Bau ist Teil der aktuellen Ausstellung "YOYI! Care, Repair, Heal.". Wu Tsang – übrigens die erste Artist-in-Residence des Ausstellungshauses – erzeugt hier mittels einer Virtual Reality Engine eine surreal anmutende Meeresumgebung, für die sie sich von Herman Melvilles Klassiker "Moby Dick" hat inspirieren lassen. Dahinter steckt der Versuch, die Geschichte aus der Sicht des berühmtesten Wals der Literaturgeschichte darzustellen. Wenn ihr die animierten Meeresbilder in Dauerschleife noch sehen wollt, solltet ihr in den nächsten zwei Wochen unbedingt vorbeikommen.
3 Michel Majerus
Das Werk des bereits 2002 verstorbenen Malers und Bildhauers Michel Majerus, der besonders gern installativ arbeitete, ist durch gesellschaftliche Paradigmen charakterisiert, die sich in den 1990er Jahren herausbildeten und bis heute eine fundamentale Rolle in unserem Leben spielen. Die Rede ist vom Internet, der generellen Ausbreitung der Massenmedien und Social Media, der Werbewelt oder auch der Jugend- und Popkultur. Majerus hat immer wieder Motive aus der klassischen Kunstgeschichte mit Elementen der populären Massenkultur kombiniert. Die Schau im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) in Berlin zählt zu insgesamt fünf Ausstellungen in Hamburg und Berlin, die derzeit anlässlich des 20. Todestags von Majerus stattfinden. Hin da!
4 Isa Genzken: Zeichnung Plan Collage 1965-2018
Isa Genzken gehört zu einer der wenigen deutschen Künstlerinnen der Gegenwart, die auch international sehr erfolgreich ist, trotzdem lebt und arbeitet sie nach wie vor in Berlin. Die Galerie Buchholz arbeitet schon seit 25 Jahren mit der Künstlerin zusammen und zeigt aktuell die schöne Ausstellung "Isa Genzken: Zeichnung Plan Collage 1965-2018", die sich vornehmlich ihren grafischen Arbeiten auf Papier widmet. Was hier klar wird: Genzken, die sonst eher für ihre Skulpturen und raumgreifenden Installationen bekannt ist, ist auch eine begnadete Zeichnerin. Zu sehen sind Arbeiten aus ihrer gesamten Schaffensperiode – von den 1960er Jahren bis heute.
5 Lucia Moholy: Das Bild der Moderne
Allzu oft haben Frauen in der Kunstgeschichte keine bzw. kaum Anerkennung oder Ruhm für ihre kreativen Leistungen erhalten. Und allzu oft standen sie im Schatten ihrer Ehemänner. So erging es auch Lucia Moholy, Ehefrau des bekannten Bauhaus-Künstlers László Moholy-Nagy, die – wie wir heute wissen – nicht nur eine begnadete Fotografin war, sondern wohl auch einen entscheidenen Anteil am Schaffenskosmos ihres Mannes hatte. Ihre eigenen präzisen Aufnahmen von Bauhaus-Bauten waren jedoch so gut, dass Bauhaus-Gründer Walter Gropius damals ihre Negative einbehalten hat. Lucia Moholy musste sie gerichtlich zurückfordern. Mit der Ausstellung "Lucia Moholy: Das Bild der Moderne" möchte das Bröhan Museum Lucia als auch ihrer Kunst die Aufmerksamkeit schenken, die ihr gebührt.
6 Broken Music Vol. 2
Im Hamburger Bahnhof läuft derzeit die sehr empfehlenswerte Schau "Broken Music Vol. 2", die sich mit der wechselvollen Geschichte der Schallplatte beschäftigt. Der Titel ist eine Referenz an eine sehr erfolgreiche Wanderausstellung aus dem Jahr 1989 in West-Berlin, die damals von Ursula Block, der Inhaberin des legendären Plattenladens "gelbe MUSIK" in Berlin-Wilmersdorf, initiiert wurde. Bei ihr gingen unter anderem schon musikalische Größen wie Björk oder Yoko Ono ein und aus. Darüber hinaus ist die Ausstellung aber vor allem eines: eine Hommage an alle Kreativen, Künstler*innen und Vinyl-Enthusiast*innen, die sich voll und ganz dem Tonträger Schallplatte gewidmet haben und daher ein Must-see für alle Musikfans!
7 Roads not Taken. Oder: Es hätte auch anders kommen können.
Im Deutschen Historischen Museum ist vor Kurzem die spannende Ausstellung "Roads not Taken" mit dem nicht weniger treffenden Untertitel "Oder: Es hätte auch anders kommen können" gestartet, die sich mit spannenden Gedankenexperimenten zu einschneidenden historischen Schlüsselmomenten des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigt. Dazu zählen etwa das Wahlergebnis von 1932, die Panzer am Checkpoint Charlie 1962 oder der Mauerfall 1989 und noch viele weitere. Was wäre heute, wenn die Verantwortlichen damals andere Wege eingeschlagen hätten? Wenn Entscheidungen anders getroffen worden oder bestimmte Zufälle nicht eingetroffen wären? Die Schau stellt anhand von 14 markanten Einschnitten mögliche Verläufe mit der tatsächlichen Historie gegenüber. Klingt spannend!
8 UNICEF-Foto des Jahres
UNICEF zeichnet alljährlich mit dem internationalen Wettbewerb "UNICEF-Foto des Jahres" ganz besondere Fotos des Jahres aus. Die Voraussetzung für eine Teilnahme: Die Abbildungen müssen "die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern" dokumentieren. 2022 hat der argentinische Fotograf Eduardo Soteras gewonnen, der in der äthiopischen Region Tigray unterwegs war und dort die Situation von Kindern festgehalten hat. Während im Norden der Region rund 2.5 Millionen Menschen unter den Folgen eines bewaffneten Konflikts, Trinkwassermangel und Unterernährung leiden, hat er es mir seinem Foto geschafft, einen seltenen Glücksmoment einzufangen: Auf einem Foto sitzen zwei Kinder in einer zerstörten Bibliothek und lesen in Büchern. Die berührenden Bilder könnt ihr ab dem 19. Januar in einer Ausstellung im Willy-Brandt-Haus anschauen.
9 Dennis Osadebe: Do you know how to pray?
10 Grönlund-Nisunen: Ryoji Ikeda
Das Künstlerduo Grönlund-Nisunen und der Komponist sowie Künstler Ryoji Ikeda sind in der Galerie Esther Schipper erstmals in einer Doppelpräsentation zu sehen. Beide sind vor allem für den innovativen Einsatz von Klang und Licht bekannt und kreieren so Umgebungen, die einen starken Einfluss auf die Körper der Betrachter*innen haben. Sie arbeiten dafür zum Beispiel mit den Prinzipien der Schwerkraft, Magnetismus oder Strahlungen. In der Gegenüberstellung ihrer Arbeiten werden aber auch Unterschiede ihrer jeweiligen Arbeitspraxis deutlich. Und keine Sorge, euch kann bei einem Besuch der Ausstellung "Grönlund-Nisunen: Ryoji Ikeda" nichts passieren, versprochen! Einfach mal drauf einlassen.
11 Nan Goldin: Käthe-Kollwitz-Preis 2022
Nan Goldin gilt als Ikone der Porträtfotografie der 1980er Jahre. Ihre ungeschönten, direkten und teilweise sehr intimen Aufnahmen, die Themen wie Liebe, Sexualität, aber auch Gewalt und Tod behandeln, haben die Ästhetik einer ganzen Generation von Fotograf*innen weltweit geprägt. Goldin, die in Boston, New York, Asien und teilweise auch in Berlin lebte, hat im vergangenen Jahr den Käthe-Kollwitz-Preis erhalten. Die Akademie der Künste hat die Auszeichnung jetzt zum Anlass genommen, der Fotografin eine Ausstellung zu widmen. Im Hanseatenweg könnt ihr ab dem 20. Januar sowohl Schwarzweiß- als auch Farbfotografien aus ihrer frühen Schaffensperiode sehen, aber auch einige aktuelle Arbeiten bewundern. Solltet ihr nicht verpassen!