ABENDBROT MIT AIDA #10 - Vegetarische Hausmannskost im Vaust
Der Westen. Der ganz, ganz tiefe Westen. Da verschlägt's mich ja äußerst selten hin. Warum? Manchmal sage ich: Wenn ich Westdeutschland haben will, fahre ich zu meinen Eltern. Aber eigentlich ist das nur eine Ausrede. Ich mag die schrägen Geschäfte auf der Kantstraße. Und die vielen entspannten Restaurants und Bars rund um den Savignyplatz. Und der Bücherbogen! Ach. Aber es ist so weit dahin und irgendwie versackt man ja doch immer in seinem Kiez.
Gut, dass ich weniger faule Fotografen-Freunde habe. Nachdem wir nämlich tagelang überlegt haben, wo wir bloß Abendbrot essen können, kam Christoph mit der Idee um die Ecke, im «Vaust» einzukehren. Im Vaust gibt es selbstgebrautes Bier, hausgemachte Liköre, viele, viele Weine und vor allem vegetarische und vegane Küche. Allerdings ohne offensiv mit dem Zeigefinger zu wackeln. Ist einfach so. Finde ich sehr sympathisch.
Allerdings – auf die Karte im Internet sollte man sich nicht ganz verlassen. Ich hatte mittags nämlich die im Internet abrufbare Karte vor lauter Hunger quasi auswendig gelernt, nur um dann abends zu sehen, dass es ganz andere Speisen gab. Macht zwar nichts, die Speisekarte war sogar viel reichhaltiger als die im Internet, aber trotzdem. Unbedingt probieren sollte man meiner Meinung nach die Brotzeit mit Zwiebelschmelz (mhhhh!!!), die «Berliner Antipasti» (der Name ist echt... sagen wir mal schräg, aber dahinter verbirgt sich eingemachtes Gemüse) und die «Braufladen». Das ist sowas wie Flammkuchen, nur mit einem Bierteig (ja, das hausgemachte Bier ist drin!) und wird in der Pfanne gebacken. Aber auch die Tageskarte hält wirklich leckere Überraschungen bereit: Christoph war von seinen Kohlrabischnitzeln mit Chicorée-Orangen-Ragout und grünem Kartoffelpü ganz begeistert.
Ich hielt mich zwar nur an die fantastische hausgemachte Limonade mit Mango und Chili, aber unsere Begleitung kostete das dunkle Bier und war recht angetan. Bier selbst machen kann man dort übrigens anscheinend auch lernen, verrät zumindest die Facebook-Seite. Alles in allem tolles Essen und wirklich zuvorkommende Bedienungen. Kann es da einen Wermutstropfen in der ganzen Sache geben? Ja, leider schon: Gemütlich ist es im Vaust leider nicht so sehr. Das heißt jetzt nicht, dass es schlecht eingerichtet ist. Eigentlich ganz und gar nicht, die Macher haben sich augenscheinlich wirklich Mühe gegeben. Aber irgendwie wirken die Räume trotzdem etwas karg. Aber das wird bestimmt noch. Ist dem Team jedenfalls zu wünschen, weil sonst fast alles stimmt. Auch die Preise sind wirklich fair, wenn man mit anderen veganen und vegetarischen Restaurants und Imbissen vergleicht: Nur ein klein wenig teurer als das «Yellow Sunshine» und weit erschwinglicher als das «La Mano Verde».
Hier kann man ruhig auch mal die Eltern einladen, die bestimmt eine ganze Weile brauchen werden, um zu merken, dass die Küche hier auf Fleisch verzichtet. Und bis dahin haben sie bestimmt schon bestellt und es sich schmecken lassen. Mit einem leckeren Versöhnungsschnaps hinterher (wir empfehlen: Zimt-Bratapfel-Limes!) haben sich alle lieb. Versprochen.
Vaust: Pestalozzistr. 8 | Dienstag - Sonntag ab 17 Uhr | Küche bis 22:30 Uhr
Christoph Schwarze macht nicht so oft in der Öffentlichkeit Fotos, dafür verlegt er Bücher, geht auf Metal-Konzerte und baut heimlich ein kreatives Empire auf.
Wer bis zum nächsten Abendbrot noch mehr mit Aida futtern möchte, dem sei ihr Blog Improkitchen an den Magen gelegt.