40 DAYS OF EATING #32 – Feliu

© Daniel Müller

Gestern scharfe Soße und Tequila, heute Bauchaua - Maria hat es nicht leicht. Fotograf Daniel futtert aber fleißig für sie mit und wir entdecken die schönsten Wintersalate Berlins im Feliu.

Maria, erzähl uns von deinem Tag.

Es rumpelt. In meinem Bauch. Nachdem ich gestern einen halben Liter der schärfsten Soße Berlins getrunken und anschließend mit Mezcal gelöscht habe, beschwert sich meine Magenschleimhaut heute mit heftiger Rebellion. Also gibt es tagsüber eine Nulldiät, um bis zum Abend wieder möglichst fit zu sein. Es gelingt mir nicht so ganz, also stopfe ich kurz vor meinem täglichen Zwillingsschwester-Date vier Esslöffel (ACHTUNG, ÜBERTREIBUNG) Heilerde in mich rein. Mit der leichten Sorge im Hinterkopf, meine Magenverkleidung könnte sich komplett abschälen, schlurfe ich nach Neukölln. Von der heutigen Location habe ich zwar schon viel gehört, hatte aber noch keine Gelegenheit herzukommen. Das Gaston, den kleinen Bruder des Feliu, kenne ich hingegen gut und besuche ich auch oft - weil so gemütlich.

Wo habt ihr heute gegessen?

Im Feliu.

Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Meine Stirn legt sich in tiefe Falten als ich mir das wirklich ansprechende Menü anschaue. Ich möchte vegetarische Schonkost bestellen, jedoch lassen das meine zwei Pflanzenfresser-Begleitpersonen nicht zu und es wird geblökt: "ABER WIR SIND DOCH DIE VEGETARIIIIIEEEEERRRRRR!!!" Also bestelle ich wenig protestierend erst eine vegetarische Champignoncremesuppe und dann den Hirsch. Vorweg gibt es einen Gruß aus der Küche, welcher nicht nur ansprechend aussieht, sondern auch entsprechend schmeckt. Ich will das Schinken-Gedicht gerade aufmümmeln, da flitzen die Gabeln meiner zwei Mitesser auf die Schieferplatte und futtern sämtliche vegetarischen Komponenten der Platte weg. Mir bleibt zumindest der Schinken. Die Champignon-Parmesan-Creme-Suppe ist von der Konsistenz eher breiig und wird von einer über-großen-mega-guten Artischocke gekrönt. Sie ist sehr lecker und passt super zu meinen heutigen Zustand - fein püriert und dezent gewürzt. Meinem Magen gefällt‘s, er krampft bei diesem Gang nur wenig und ich kann den Abend genießen. Leider wird mein Hauptgang vergessen. Daher futtere ich bei den andern mit, deren Gerichte sehr großzügig ausgefallen sind. Allen voran die Vorspeise unseres Fotografen Daniel (Tortillia), die derart hoch in den Himmel gestapelt ist, dass wir beide davon satt werden. Generell kann man sagen, dass hier sämtliche Gerichte sehr dekorativ, frisch und nicht totgekocht sind. Mein Magen seufzt dankbar.

Wie ist der Service dort?

Ich sage es mal so: Mein Spanisch ist scheiße, sein Deutsch und Englisch auch. Es gibt elementare Verständigungsprobleme, die wir einfach durch gegenseitige Nettigkeit weglachen. Ich habe leider nicht das bekommen, was ich bestellt habe: 1. Der Gruß aus der Küche ist mit Fleisch - obwohl wir vegetarisch bestellt haben. 2. Mein Hauptgang wurde komplett vergessen. Dazu muss ich sagen, dass ich heute mehr stammele, als sprechen. Ich hab eben üüüübelst Magen, es kann also auch daran gelegen haben.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Hier ist es so richtig gemütlich und man möchte ewig bleiben. Alte Weinflaschen dienen als Kerzenständer, die Einrichtung ist rustikal und die Farben sind gedeckt. Alle festen Gerichte werden auf Holzbrettern oder Schieferplatten gereicht - somit hat man einen hürdenlosen Weg zum Nachbargericht, was ich super finde. Das Essen ist besser als es die rustikale Machart des Innendesigns erahnen lässt.

Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Die neue Neuköllner Hipsterschicht hat es sich hier gemütlich gemacht und genießt gutes Essen in angenehmer Atmosphäre. Logisch, da man hier dinnieren kann, ohne sich den Vorwurf der Spießigkeit machen lassen zu müssen.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Diese Frage findet ich immer am schwierigsten. Nächstes Mal möchte ich gerne jemanden mitnehmen, der Spanisch kann!

Worüber habt ihr gesprochen?

Über das Studium in einer Kleinstadt. Daniel hat in Hildesheim studiert und über die krasse Zeit dort berichtet. Ich habe dann heimlich Hildesheim gegooglelt, aber nichts gefunden.

Was hast du Neues über Sophia gelernt?

Sophia's Gabel ist zu schnell für das menschliche Auge.

Das Beste an diesem Essen...

Die Kürbisgnocchi.

Möchtest du noch etwas sagen?

Sehr gerne komme ich mit genesenem Magen wieder und esse mehr.

Sophia, erzähl uns von deinem Tag.

Ja, ist denn heut schon Frühling? Es ist nicht nur pupswarm draußen, nein, ich kann mich tatsächlich zu einem ausgiebigen Frühjahrsputz motivieren. Also wusel ich den halben Tag in der Wohung umher, schrubbe, wische und entstaube. Allerdings werde ich nicht ganz fertig, da mir immer wieder längst vergessene Zettel, Kisten und Krimskrams in die Hände fällt, den ich erst einmal stundenlang begutachten muss. Typisch, ich lasse mich einfach viel zu leicht ablenken. Etwas später gehe ich zum Katzenmann und wir arbeiten ein wenig. Also er arbeitet, ich prokrastiniere. So ein Teilzeitjob ist manchmal durchaus praktisch! Nach soooo viel harter Arbeit habe ich natürlich richtig Hunger! Zum Glück essen wir heute wieder in Neukölln, da kann ich ganz gemütlich laufen. Wie zu erwarten war, verlaufe ich mich. Nach zehn Jahren hier im Kiez. Peinlich!

Wo habt ihr heute gegessen?

Im Feliu in Neukölln.

Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Maria hat aua, also müssen Fotograf Daniel und ich heute die komplette Futterarbeit übernehmen. Den ersten Gruß aus der Küche lassen wir jedoch links liegen, da es sich hier um eine Komposition aus Schinken mit Zeug handelt. Maria probiert tapfer und fängt leise an zu röcheln. Wir bekommen augenblicklich eine vegetarische Variante an den Tisch gebracht, die wirklich ganz ausgezeichnet schmeckt: Tomaten, Artischocken, Avocado, Oliven. Ganz geil. Als Vorspeise bestelle ich etwas, das ich nicht aussprechen kann, da spanisch. Ich umschreibe es aber mal so: Ein riesiger Toast mit Artischocken und Salat und Käse. Endlich gibt es mal ‘ne Stulle mit Zeug für mich! Für eine Vorspeise ist das echt viel. Eigentlich würde es mir reichen, aber ich muss ja noch mehr essen (ach, ich armes Ding!). Fotograf Daniel bestellt ‘ne gigantische Tortilla und die schmeckt auch toll. Ich weiß das, weil ich nasche. Der Hauptgang ist nicht minder vorzüglich: eine Aubergine mit Käse und Salat. Das überbackene Auberginen-Käse-Konglomerat ist wirklich unglaublich gut und auch hier bleibt nichts übrig. Mir gefällt die Kombination aus frischem Salat und geschmolzenem Käse sehr. Besonders, weil man um diese Jahreszeit selten so einen guten Salat vorgesetzt bekommt und das zu so einem günstigen Preis (Toast 5,50€, Aubergine 8,00€). Daniel hat Süßkartoffelgnocchis, ich nasche wieder - und auch hier: ein Gedicht!

Wie ist der Service dort?

Witzig, höflich, leicht verpeilt. Also ich mag es hier sehr gerne. Trotz einiger Verständigungsschwierigkeiten schnattern wir viel mit Josep, der uns wirklich sehr zauberhaft durch den Abend begleitet. Leider möchte er nicht fotografiert werden, was schade ist, da er wirklich ein ganz putziger Kerl ist.

Was gefällt dir an dem Laden besonders, was nicht?

Man ahnt es gleich beim Eintreten: Hier steht man auf guten Wein. Leere Weinflaschen dienen nicht nur als Kerzenständer. Nein, ein ganzer Türbogen wurde mit Hilfe von Licht und leeren Falschen zu einer schönen Deko gebastelt. Der Raum ist nicht sehr groß, dennoch nicht einengend. Durch die viele Kerzen ist das Licht warm und gemütlich. Daniel und mir gefällt es so gut hier, dass wir noch eine ganze Weile bleiben, nachdem Maria schon abgerauscht ist. Sie hat ja auch aua, also ist sie entschuldigt.

Wie würdest du die Menschen im Restaurant beschreiben?

Typisches Neuköllner Publikum: Paare und Freunde, alle ein bisschen hip und mit Interesse für gute Küche.

Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen?

Mit einem Date, aus dem nichts werden soll. Die Stimmung ist ultraromantisch, der Wein gut und die Musik auch.

Worüber habt ihr gesprochen?

Maria ist heute ja nicht so fürs Reden. Also müssen Daniel und ich das übernehmen, was völlig ok ist. Durch 40 DAYS OF EATING habe ich meinen Menschenhass ja etwas überwinden können, also gebe ich dem Jungen eine Chance. Und wir verstehen uns echt gut. Wir reden über alles Mögliche. Jobs, Beziehungen, Fotografie, Studentenpartys in der Kleinstadt und wir trinken Schnaps. Und noch mehr Weißwein, denn der ist wirklich ganz ausgezeichnet hier.

Was hast du Neues über Maria gelernt?

Maria ist extrem witzig und extrem niedlich, wenn es ihr nicht gut geht.

Das Beste an diesem Essen...

Der Salat und die gute Stimmung (also bei Maria jetzt nicht so).

Möchtest du noch etwas sagen?

Im Feliu könnte ich mich den kompletten Winter lang verstecken. Den kleinen Laden gibt es bereits über ein Jahr und ich ärgere mich, dass sich nicht schon früher hier war.

Gestern waren Maria und Sophia im Chaparro Cocina Mexicana. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.

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Location: Feliu, Pflügerstr. 4, 12047 Berlin

Fotos: Daniel Müller

Text: Maria und Sophia Giesecke

Artwork: Frau Grau

Produktion: Mit Vergnügen

(Ja, "40 Days of Eating" ist eine Adaption von "40 Days of Dating".)

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