Warum muss ausgerechnet Gen Z die Welt retten?

© Anna Schiel

"Fühlt sich nicht danach an, aber alles wird gut", singen Felix Kummer und Fred Rabe in "Der letzte Song". Nach 'alles wird gut', fühlt sich momentan aber so gar nichts an. Wo man hinschaut: Kriege, Proteste, Unterdrückung, Krankheiten und Klimakatastrophen. Die Welt brennt und lodert, überall wabern noch mehr Glutnester, die zu entflammen drohen.

Mitten drin die Gen Z, also die zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Die Generation, über die derzeit viel gesprochen, aber die nicht verstanden wird. Die Generation, die fürs Klima auf die Straße geht und nicht mehr fliegen soll, die sich immer mehr politisiert und – wenn's geht – bitte unfehlbar verhalten soll. Die Generation also, die scheinbar die Welt retten muss. Tja, wie eine Superheldin fühle ich mich mit meinen gerade einmal 23 Jahren aber nicht.

Die Welt brennt und lodert, überall wabern noch mehr Glutnester, die zu entflammen drohen.

Vor Kurzem wurden Jugendliche in der Trendstudie "Jugend in Deutschland" nach ihren Wünschen und Sorgen befragt: Heraus kam, dass die meisten große Angst vor der Zukunft haben. 2021 sahen noch 56 Prozent die Klimakrise als größten Sorgenfaktor. Nur ein Jahr später empfinden 68 Prozent Krieg als ihre größte Zukunftsangst. Ist die Gen Z, die Generation der Zukunft, also in Wirklichkeit die Generation Zukunftsangst?

Generation Zukunftsangst?

Das ist irgendwie paradox und löst ziemlichen Druck in mir aus. Die Last, die auf den Schultern meiner Generation liegt, ist immens und das habe ich zum Jahreswechsel das erste Mal so richtig gespürt. Statt mit großer Euphorie und Erwartungen ins neue Jahr zu starten, schlummerte ein bedrückendes Gefühl in meiner Magengrube. Welche Horror-Nachrichten wird 2023 wohl bereithalten? Welche Katastrophen kommen als nächstes auf uns zu?

Olaf Scholz sprach im vergangenen Jahr von einer Zeitenwende – auch ich und meine Freund*innen spüren natürlich die Veränderungen, die damit verbunden sind. Manchmal überkommt mich deshalb aber auch ein Ohnmachtsgefühl. Wir alle sitzen einfach da und müssen zuschauen, was in dieser Welt passiert. Irgendwie ist es da doch verständlich, den leichtesten Weg zu wählen, sich in seiner eigenen Bubble zu verschanzen, heile Welt zu spielen und die Nachrichten daran abprallen zu lassen. Meine Rechnung geht nur nicht auf, denn wie würde die Welt in zehn Jahren dann aussehen?

Irgendwie ist es da doch verständlich, den leichtesten Weg zu wählen, sich in seiner eigenen Bubble zu verschanzen, heile Welt zu spielen und die Nachrichten daran abprallen zu lassen.

Die letzten Monate und Jahre (vergessen wir nicht die Pandemie!) mussten wir viel aushalten, ertragen und über uns ergehen lassen. Am Ende gab's nichts als Unverständnis von Älteren darüber, wie wir – die Jungen – unser Leben gestalten möchten, ihnen widersprechen oder protestieren gehen. Trotzdem und gegen allen Widerstand gibt es zum Glück immer wieder Menschen in den jungen Generationen, die aufstehen (oder sich auf Straßen festkleben) und für eine lebenswerte Zukunft kämpfen.

Zusammenhalt statt Perfektion

Eine lebenswerte Zukunft entsteht nicht nur auf den Schultern der Gen Z, die jetzt anfängt, für ihre Rente zu arbeiten, die sie wahrscheinlich nicht einmal mehr bekommen wird. Nein, das alles schaffen wir nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Alle Generationen. Meine Oma sagte neulich zu mir: "Für mich ist die Zukunft nicht so wichtig, so viel werde ich davon vermutlich nicht mehr mitbekommen". Und wisst ihr was? Trotzdem engagiert sie sich für mich und meine Generation und für die nach mir, weil sie es etwas Wesentliches verstanden hat.

Es geht bei alledem nämlich nicht darum, es perfekt zu machen, sondern um das Verständnis füreinander, den Willen und die Bereitschaft, gemeinsam etwas zu verändern und besser zu machen. Wir müssen uns weiterentwickeln und verändern - und das kann eben mal unbequem sein. Sicher ist: Es gibt kein Allheilmittel gegen die Zukunftsangst, die haben wir alle, auch ich – und das ist okay so.

Vielleicht wird doch noch alles gut

Vielleicht hilft es schon, wenn wir Nachrichten dosiert anstatt über den ganzen Tag konsumieren. Wenn wir bewusster Artikel lesen, die Gutes aufgreifen oder uns ehrenamtlich engagieren und anderen Menschen helfen, das kann sehr erfüllend sein und Ängste mindern. Wir sind nicht alleine auf der Welt, nicht für alles verantwortlich und vor allem dürfen wir auch über unsere Sorgen sprechen. Wenn wir das verstanden haben, wird vielleicht wirklich noch alles gut.

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