Lesevergnügen: 11 lesenswerte Neuerscheinungen im Winter 2023
Zum Ende des Jahres können sich die Leseratten unter euch nochmal auf jede Menge neue Romane freuen, die auf den Markt kommen. Und Bücher sind ohnehin auch das beste Geschenk, das man den Liebsten unter den Weihnachtsbaum legen kann. Wenn ihr nach Lesestoff für die trägen Tage zwischen den Jahren sucht oder noch ein Geschenk für Oma, die Lieblingskolleg*in oder Cousin dritten Grades braucht, dann schaut mal in diese Bücherliste rein.
In "Verfehlungen und Verbrechen" erzählt eine Gerichtsreporterin von ihren spannendsten Fällen aus Berlin, in "Baumgartner" sinniert ein Professor über die Liebe und das Leben und in "Die sieben Monde des Maali Almeida" vermischt sich magischer Realismus mit politischer Erzählung. Viel Vergnügen beim Lesen!
1 Zadie Smith: "Betrug"
Sieben Jahre nach ihrem letzten Buch "Swing Time" kommt nun endlich Zadie Smiths neuer Roman auf den Markt. "Betrug" basiert auf wahren historischen Ereignissen: 1873 behauptet ein Mann vor Gericht in London, der seit zehn Jahren verschollene Sohn der reichen Lady Tichborne zu sein. Beim Prozess ist Andrew Bogle, ein ehemaliger Sklave aus Jamaika, einer der Hauptzeugen. Doch wessen Wahrheit zählt?
2 Paul Auster: "Baumgartner"
Das neueste Werk von Bestsellerautor Paul Auster ist ein bewegender Roman über Liebe und Endlichkeit. Der über 70-jährige Professor Seymour "Sy" Baumgartner versinkt zunehmend in Erinnerungen an seine jungen Jahre: seine schwierige Kindheit, das Studium in Paris und vor allem seine große Liebe Anna, die vor zehn Jahren bei einem Badeunfall starb. Trotz allem Pragmatismus und Selbstironie, die Sy zur Schau stellt, hat er den Verlust nie überwunden. Aber eines Tages traut er sich zum ersten Mal seit Annas Tod, ihr Arbeitszimmer zu betreten.
3 Jasmin Schreiber: "Endling"
Die Biologin und Wissenschaftsjournalistin Jasmin Schreiber hat nach "Marianengraben" und "Der Mauersegler" nun ihren dritten Roman geschrieben. "Endling" spielt im Jahr 2041, wo Protagonistin Zoe fernab der Heimat das Artensterben unter Käfern untersucht. Doch die Ereignisse überschlagen sich, als ihre Mutter in Reha geht und Zoe sich plötzlich um sich um ihre Teenager-Schwester Hanna und ihre schrullige Tante Auguste kümmern muss.
4 Marina Wudy: "Jana will nicht mehr fühlen"
Jana wird bald 30 und ihr Leben verläuft ganz anders als geplant. Ihre beste Freundin will nichts mehr von ihr wissen, sie arbeitet immer noch im eigentlich als Notlösung gedachten Job als Barista und von ihrem Partner Freddy hat sie sich entfremdet. Als sie sich deshalb verzweifelt wünscht, nichts mehr fühlen zu müssen, sitzt plötzlich ihr zehnjähriges Ich auf der Bettkante und macht ihr einen verrückten Vorschlag: Jana soll zehn Tage lang zehn Gefühle ganz bewusst erleben und kann danach für immer gefühllos sein.
Die 1992 geborene Autorin Marina Wudy hat nach "langjähriger Expertise im Nicht-fühlen-wollen" einen Erstlingsroman über die Macht der Gefühle geschrieben – mit dem Appell, uns weniger vor ihnen zu fürchten.
5 Nathan Hill: "Wellness"
Jack und Elizabeth werden 1993 trotz aller Unterschiede ein Paar und erleben aufregende erste Jahre in der lebendigen Kunstszene von Chicago. Doch 20 Jahre später steht ihre Ehe kurz vorm Scheitern. Zwischen Achtsamkeitsseminaren, polyamourösen Bekanntschaften und Kindererziehung versucht das Paar, sich nicht selbst zu verlieren.
Wie schon in seinem Debüt "Geister" nimmt Nathan Hill zwischenmenschliche Beziehungen schonungslos unter die Lupe und stößt dabei auf tiefe Wahrheiten über Liebe, Intimität und Nähe.
6 Ursula März: "Verfehlungen und Verbrechen"
Seit den 90er Jahren begleitet Ursula März als Gerichtsreporterin Prozesse in ganz Berlin. In "Verfehlungen und Verbrechen" erzählt sie packend von ihren spannendsten Fällen: Milieugeschichten, Einzelschicksale, Kriminalität in den unterschiedlichsten Kreisen, mit erstaunlichen Motiven und überraschenden Ausgängen. Das perfekte Geschenk für Fans von Krimis und True Crime.
7 Fatou Diome: "Was es braucht, um das Leben zu lieben"
Fatou Diome nimmt uns in ihren Kurzgeschichten mit auf eine Reise durch Raum und Zeit, von den französischen Alpen bis in den Senegal. Es geht um einen Boxer, den das Leben austrickst, einen Fischer ohne Fische, einen großherzigen Hirten und unverhoffte Schutzengel. Doch sie alle eint die Suche nach einem erfüllten Leben in Liebe und Verbundenheit.
8 Anna Metcalfe: "Chrysalis"
Chrysalis beschreibt die Verpuppungsphase von der Larve zum fertigen Insekt. Die Hauptfigur im gleichnamigen Roman von Anna Metcalfe versucht nach einer toxischen Beziehung auch zu einer anderen Person zu werden. Sie beginnt ihren Körper mit Bodybuilding zu stählen und verwandelt sich komplett, denn "wenn ihr Körper schwerer und beherrschter wäre, würde ihr Denken aufklaren und ihr Verstand zu seiner alten Stärke zurückfinden."
Ein ungewöhnlicher Roman über den Versuch einer Frau, sich von den Fesseln der Gesellschaft zu befreien und über sich selbst vollkommene Kontrolle zu erlangen.
9 Shehan Karunatilaka: "Die sieben Monde des Maali Almeida"
Sri Lanka befindet sich Anfang der Neunzigerjahre mitten im Bürgerkrieg. Der Kriegsfotograf Maali Almeida erwacht eines Morgens im Jenseits, begleitet von Geistern und Dämonen – doch er hat keine Ahnung, von wem und warum er umgebracht wurde. Die Liste der Verdächtigen ist lang, aber Maali bleiben nur sieben Tage, um herauszufinden, was passiert ist.
Für seine Mischung aus magischer Folklore, Krimi und politischer Erzählung wurde Shehan Karunatilaka 2022 mit dem Booker Prize ausgezeichnet.
10 Inger-Maria Mahlke: "Unsereins"
Inger-Maria Mahlkes fast 500-seitiger Familienroman begleitet die Lübecker Kaufmannsfamilie Lindhorst zwischen den Jahren 1890 und 1906. Die Lindhorsts mit ihren acht Kindern sind wohlhabend, kaisertreu und konservativ, wegen ihrer jüdischen Vorfahren spüren sie aber stets die Ressentiments der Gesellschaft. Genau jene Gesellschaft der Zeit wird in all ihren Facetten gespiegelt: "Unsereins" erzählt auch aus Sicht von Lohnarbeiter*innen und Hauspersonal. Genau der richtige Schmöker für lange Wintertage.
11 Daniel Schreiber: "Zeit der Verluste"
Nachdem Daniel Schreiber in seinem erfolgreichen Essayband "Allein" über Alleinsein und Einsamkeit sinnierte, widmet er sein neues Buch dem Thema Verlust. In "Zeit der Verluste" wandelt der Autor einen Tag lang durch Venedig und erzählt von der Trauer um seinen kürzlich verstorbenen Vater, aber auch um den Verlust von Sicherheit und Stabilität durch Klimawandel und Totalitarismus. Ein kleines, nachdenkliches Buch für die Feiertage.