Sonnige Aussichten: Was dieses Jahr besser geworden ist
Irgendwie klappt das mit dem "Nächstes Jahr wird alles besser" selten. 2022 hat es definitiv nicht geklappt – Putins Krieg gegen die Ukraine bestürzt die Welt schon seit Februar, im Sommer brannten mal wieder diverse Wälder, bis vor wenigen Tagen lief eine WM, die wie ein Mahnmal für all das steht, was in der Welt so schief läuft, und zu allem Überfluss mussten nun noch über tausend tropische Fische aus dem AquaDom Berlin dran glauben.
Verständlich, dass es vielen immer schwerer fällt, ihren Optimismus zu wahren. Weil ohne Hoffnung aber gar nichts mehr läuft, wollen wir den Blick zur Abwechslung auf die Dinge richten, die in diesem Jahr (überraschend) gut gelaufen sind. Wenn man mal darüber nachdenkt, waren das nämlich gar nicht mal so wenige.
Die Macht des Mitgefühls
Fangen wir mit dem Angriffskrieg in der Ukraine an. Moment, denkt ihr euch jetzt, in welche komische Richtung will sie denn jetzt? Nein, nein – was ich meine, sind die ausverkauften Windeln bei dm, die riesigen Berge von gespendeten Kleidern und Hygieneprodukten, die Konvois an Privatautos, die Geflüchtete an der Grenze abgeholt haben und die vielen Wohnungen, die von ihren Mieter*innen bereitwillig mit Hilfesuchenden geteilt wurden und werden. Während Putin eine der unmenschlichsten Entscheidungen in der Nachkriegsgeschichte getroffen hat, hat Europa seine Solidarität wiedergefunden und sehr viele Menschen haben ein so noch nie da gewesenes Gefühl des Zusammenhalts erlebt. In einer Zeit, in der leicht der Eindruck entsteht, jede*r stehe sich selbst am nächsten, ist das – bei all der Grausamkeit– eine gute Nachricht.
Solidarität ist es auch, die derzeit vielen Menschen im Iran Hoffnung gibt. Hoffnung und Kraft, weiterhin auf die Straße zu gehen und gegen das Regime zu protestieren, obwohl Menschen öffentlich dafür hingerichtet werden. Solidaritätsproteste in westlichen Ländern wie Deutschland sind deshalb so wichtig, weil sie Sichtbarkeit herstellen und weil sie den Iraner*innen signalisieren: Ihr werdet gesehen, ihr werdet gehört! Im besten Falle führen sie zu Sanktionen, in jedem Fall zwingen sie die westliche Politik, hinzuschauen. Auch wenn die Schritte klein sind, sind sie zumindest ein Anfang der Veränderung.
Weniger Krawatten, mehr Veggie-Wurst
Und auch im Kleinen haben dieses Jahr Veränderungen stattgefunden, die gesellschaftlich betrachtet einen riesigen Unterschied machen: So ist mit Karine Jean-Pierre die erste Schwarze und offen lesbische Pressesprecherin des Weißen Hauses ins Amt gekommen und setzt sich aktiv für LGBTQIA+-Rechte ein. Und auch der Deutsche Bundestag, dessen Vielfalt sich bisher hauptsächlich auf die verschiedenfarbigen Krawatten der alten weißen Männer beschränkt hatte, hat einen Schritt nach vorne gemacht: Mit Aminata Touré hat Schleswig-Holstein seit Juni 2022 eine junge, weibliche und Schwarze Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung.
Als Grünen-Politikerin wird Aminata Touré übrigens auch diese positive Entwicklung in 2022 freuen: Immer mehr Menschen ziehen vegane oder vegetarische Ersatzprodukte Fleischprodukten vor. Das Unternehmen Rügenwalder Mühle hat 2022 erstmals mehr Veggie-Wurst verkauft als Fleischprodukte. Laut einer Statista-Umfrage verzichten die meisten Menschen aus Umwelt- und Tierschutzgründen auf Fleisch. Übrigens: Der beliebteste Milchersatz ist Hafermilch.
Ich könnte diesen Artikel (nicht endlos, aber doch sehr lange) weiterführen: Berliner FSJler*innen bekommen seit diesem Jahr 120 Euro mehr für ihre Arbeit, laut Greenpeace wird Secondhand-Mode immer beliebter, in Deutschland geht die Lohnungleichheit zurück, Tokio erkennt seit dem Herbst gleichgeschlechtliche Partnerschaften an, auf das 9-Euro-Ticket folgt das 49-Euro-Ticket (na immerhin), im Sommer wurde eine ausgestorben geglaubte Eichenart wiederentdeckt, die UN-Vollversammlung hat das Recht auf eine saubere Umwelt als Menschenrecht anerkannt und die EU hat den Import von Palmöl, Kakao und Soja aus Abholzungsgebieten verboten... Ist das was? Das ist was!
Denn auch wenn 2022 wirklich viel Mist passiert ist, haben sich auch viele tolle Entwicklungen gezeigt. Genug zumindest, um mit einem kleinen Hoffnungsschimmer ins neue Jahr zu starten. Wer eine Daily Dosis Positivität benötigt, dem oder die sei unsere Instagram-Seite ans Herz gelegt. Denn neben den (natürlich) besten Tipps der Stadt, findet ihr hier auch unsere handerlesenen "Good News des Tages".