Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland: Das Jüdische Museum Berlin eröffnet seine neue Dauerausstellung

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
Warte mal kurz, bleibe stehen. Steine aus Messing auf meinem Weg. Beug mich nach vorn, hier wohnte 'ne Frau mit 'nem Namen. Les' Zahlen, geboren in'n 20er Jahren, abgeschoben nach Polen. Deportiert April, ermordet in den letzten Tagen. Stolpersteine, Stolpersteine, überall, Stolpersteine.
Trettmann "Stolpersteine"

Läuft man durch Berlin, kann man sie eigentlich nirgends übersehen: die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Berlin. Überall Stolpersteine. Jeder einzelne von ihnen erzählt eine tragische Geschichte, die auf die dunkelste Zeit unserer Vergangenheit verweist. Doch diese kleinen Erinnerungstafeln sind längst nicht die einzigen Orte, die daran erinnern. Seit 2001 steht in Berlin eine der herausragendsten Institutionen über die jüdische Geschichte und Kultur: das Jüdische Museum Berlin. Gebaut wurde es nach den Plänen des Star-Architekten Daniel Libeskind. Mit den zahlreichen, auf- und erklärenden Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen ist das Jüdische Museum Berlin zu einem Ort der intensiven Reflexion geworden. Nach nunmehr zweieinhalb Jahren Umbau eröffnet das Museum am 23. August mit einer neu konzipierten, multimedialen Dauerausstellung.

Die Geschichte der Juden hat sich nicht geändert – aber unsere Perspektive darauf. Mit unserer neuen Ausstellung reagieren wir auf veränderte Sehgewohnheiten, Besuchererwartungen und auf einen neuen Forschungsstand.
Hetty Berg, Direktorin des Jüdischen Museums
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Auf über 3.500 Quadratmetern könnt ihr euch die Geschichte der Jüd*innen in Deutschland multimedial erarbeiten. "Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland" heißt die neue Dauerausstellung, in der statt angestaubtem Geschichtsunterricht, neue zeitgemäße Schwerpunkte gesetzt wurden, wie etwa die Geschichte nach 1945 sowie die Kultur und Gemeinden in der heutigen Zeit. Wie ist die Beziehung von Jüd*innen zu ihrer nicht-jüdischen Umwelt? Wie ging man mit der Zäsur des Holocaust um? Was zeichnet die jüdische Gemeinschaft heute aus? Welche Perspektiven hat sie auf politische, gesellschaftliche und kulturelle Phänomene ihrer Zeit? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben sich die Kurator*innen mit Künstler*innen sowie Zeitzeug*innen zusammengesetzt, lassen eine Vielzahl jüdischer Stimmen zu Wort kommen, die teils kontroverse Blickwinkel auf die Geschehnisse aufweisen.

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Anders als üblich, folgt der Rundgang durch die Ausstellung keinem chronologischen, roten Faden – vom Mittelalter bis in die Gegenwart –, sondern wechselt zwischen fünf historischen Epochen und acht thematischen Exkursionen zu jüdischer Kultur und jüdischen Traditionen, in denen Fragen zum Schabbat, jüdischer Popmusik und dem Einhalten der Gebote beantwortet werden.

Ein Highlight der Ausstellung ist der Bereich „Familienalbum“, der zehn ausgewählte Familiensammlungen des Museums an einer interaktiven Wand erlebbar macht, unter ihnen die Sammlung der Berliner Widerstandskämpferin Dora Schaul. Zum Vertiefen eures Wissens, gibt es zusätzlich zur Ausstellung eine neu konzipierte JMB-App, in der ihr auf weitere Informationen, Videos, Audios sowie Interviews mit Zeitzeug*innen, Kurator*innen, Künstler*innen und mit dem Architekten Daniel Libeskind zugreifen könnt. Ihr wollt euch mehr mit der jüdischen Kultur und Geschichte auseinandersetzen? Dann bucht euch schnell online eines der Zeitfenster-Tickets.

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Jüdisches Museum Berlin | Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin | Öffnungszeiten: täglich 10–19 Uhr | Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro, unter 18 Jahren frei | Mehr Info

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