Long time no see: 11 Tipps für eine vergnügtere Fernbeziehung

Pärchen Paar Fernbeziehung
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"Fünf Tage Stillen der aufgestauten Sehnsucht, sechs Tage Angst vor der Sehnsucht danach." – ja ja, klingt super cheesy. Ist aber auch einfach wahr, was Autor Daniel Glattauer da in seinem Buch Alle sieben Wellen geschrieben hat. Fernbeziehung ist, Freitagabend voller Vorfreude ganz hibbelig mit Blümchen in der Hand am Bahngleis stehen, Sonntagabend dann die Ernüchterung mit Tatort und Erdbeereis alleine im Bett. Sich entweder gar nicht sehen und fürchterlich vermissen oder 48 Stunden am Stück aufeinander hocken und sich auf die Nerven gehen. Gemeinsamer Alltag? Pustekuchen. Abstruse Bahnkosten, Grundsatzdiskussionen per Whatsapp, große Erwartungshaltungen, die dann vielleicht doch enttäuscht werden.

Klingt jetzt alles erstmal semi geil. Aber es gibt sie halt trotzdem, die Beziehungen, für die sich das ganze Theater lohnt. Weil jede Sekunde, die man vom anderen erhaschen kann so schön ist, dass sie all den Aufwand mir nichts dir nichts verpuffen lässt. Geht euch ähnlich? Willkommen im Club! Ein Geheimrezept für gute Fernbeziehungen habe ich leider nicht, ehrlich gesagt habe ich selbst keine Ahnung, was ich da eigentlich mache. Stattdessen habe ich 11 kleine Reminder gesammelt, um euch (und mich selbst) daran zu erinnern, was man dafür tun kann, eine Fernbeziehung ein bisschen einfacher und schöner zu gestalten.

1. Tief durchatmen

Lektion 1: alles gar nicht so wild. Ehrlich gesagt, hat eine Fernbeziehung auch ganz schön viele Vorteile! Unter der Woche könnt ihr euch nämlich einzig und allein nach euch richten. Jeden Abend mit Freund*innen abhängen und Prosecco saufen, zum elften Mal Friends schauen, Nächte durchtanzen, einen Töpferkurs machen – keine Kompromisse, leicht einen sitzen! Ihr habt super viel Zeit für euch selbst, könnt euch eure Freiheiten wahren und packt sämtlichen Deko-Kitsch in eure Wohnung, den ihr gut findet. Außerdem seid ihr definitiv keins dieser schrecklich homogenen Paare, die nur noch in der Wir-Form von sich selbst sprechen.

2. Planen planen planen

Fernbeziehung Planen Organisation Kalender
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Ja ja, es ist höchst unsexy sich mit den Kalendern zusammenzusetzen und auszudiskutieren, wer wann und wie wohin fährt. Struktur kann euch in einer Fernbeziehung aber wirklich den Arsch retten! Wenn ihr schon ein paar Wochen im Voraus festgelegt habt, an welchen Wochenenden ihr euch seht, schafft das eine enorme Sicherheit. Man kann sich nämlich nicht nur schon darauf freuen und spaßige Unternehmungen planen, sondern auch einfach frühzeitig Tickets buchen und sich dadurch eine Menge Geld sparen. Außerdem könnt ihr euch so die Wochenenden für euch freihalten und einen Besuchs-Rhythmus einführen, der verhindert, dass ihr euch drei Wochenenden hintereinander und dann vier Wochen gar nicht seht.

3. Cool bleiben

Struktur und Sicherheit ist super, eine gute Portion Flexibilität solltet ihr euch dabei aber trotzdem beibehalten. Auch beim besten Besuchs-Plan kann einfach mal was dazwischenkommen oder sich etwas verschieben. Nutzt den Plan zur Orientierung, aber seid nicht sauer, wenn etwas mal nicht so klappt wie geplant. Grundsätzlich gilt: cool bleiben! Vergleicht euch nicht mit anderen Paaren – so vielfältig wie Menschen nun mal sind, sind auch unsere Beziehungen. Jeder hat andere Bedürfnisse, Wünsche und Probleme, also schmeißt den holden Ritter vom weißen Pferd und eure Vorstellung einer perfekten Freundin über Bord und macht einfach euer Ding.

4. Lasst den Alltag links liegen

Campen Zelten Camping Fernbeziehung
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Keinen gemeinsamen Alltag zu haben, kann auch ganz schön nice sein. Wenn ihr unter der Woche alle nervigen To dos abhaken könnt, steht das gemeinsame Wochenende nämlich nur noch im Zeichen des Vergnügens! Andere Paare streiten, wer die Wäsche wäscht, während ihr mild über Alltagssorgen lächelt und euch zusammen eine gute Zeit macht. Plant zusammen Städtetrips, Campingausflüge, Konzerte, Wanderungen, Festivals, Roadtrips – oder einfach mal ein Wochenende, das ihr komplett mit gutem Kaffee und Büchern im Bett vertrödelt.

5. Communication is key

Kommunikation ist ja so schon oft ein riesiges Problem. Wenn man sich dann dabei nicht gegenüber stehen kann und Grundsatzdiskussionen am Telefon führen muss, wird's doppelt schwierig. Was hilft: Gewaltfreie Kommunikation! Klingt erstmal nach Schimpfwörtern und schreiend Dinge durch die Gegend werfen. Tatsächlich geht es aber eher darum, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und richtig zu kommunizieren, um so Konflikte zu entschärfen und besser lösen zu können. Wie genau das funktioniert, könnt ihr hier nachlesen. Spoiler: Wörter wie "nie" oder "immer" sollte man immer (haha) vermeiden.

Weiß man ja eigentlich auch alles, aber es hilft sich bei einem anbahnenden Streit nochmal bewusst daran zu erinnern, tief ein und auszuatmen und einen Schritt zurück zu gehen, um zu klären, um was es in dem Streit eigentlich gerade wirklich geht. Grundsätzlich gilt: keine Diskussionen per Textnachricht führen! Das passiert schnell, endet aber meist in einem viel größeren Streit, der mit dem eigentlichen Diskussionspunkt nichts mehr zu tun hat. Wann immer möglich, solltet ihr versuchen das Gespräch auf das nächste Treffen zu verschieben. Ist zwar super nervig, weil man da ja auch keine Lust hat die wenige Zeit streitend zu verbringen, meistens lassen sich Konflikte persönlich aber dann doch wesentlich schneller aus der Welt schaffen.

6. Lasst den anderen ein bisschen bei euch einziehen

Tasche Gepäck Fernbeziehung
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Man kann sagen was man will – die Liebe zum Backpacker-Life hört einfach spätestens dann auf, wenn man ein Jahr lang jedes Wochenende seinen Rucksack packen und durch volle Züge schleppen musste. Trick 17 aus dem Fernbeziehung-Ratgeber Band 1: lasst den anderen ein kleines bisschen bei euch einziehen! Räumt eine Schublade und ein Eckchen im Bad bei euch frei, in der euer Partner oder eure Partnerin all die Dinge verstauen kann, die man so im täglichen Leben braucht. Es gibt nichts schöneres, als mit leichtem Gepäck anzureisen und nicht nur die Zahnbürste vor Ort zu haben, sondern auch ein paar Shirts, Schlappen, Kontaktlinsen und die liebste Jogginghose.

7. Weckt den Spießer in euch

Gemeinsame Kalender sind der Inbegriff der Spießigkeit, praktisch sind sie in einer Fernbeziehung aber halt schon. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an Apps und Programmen, mein Favorit ist TimeTree. Da kann einfach jeder eintragen, an welchen Wochenenden man zum Beispiel schon mit Freund*innen verplant ist, Elternbesuche anstehen, Urlaub eingetragen ist oder sonstige wichtige Dinge passieren.

Damit habt ihr immer einen Überblick was beim anderen gerade abgeht und wisst, wann ihr zum Beispiel die Daumen für einen wichtigen Vortrag drücken müsst. Für verpeilte Menschen wie mich ein echter Lifesaver! Und wenn wir gerade schon bei Spießigkeit sind: Investiert in eine gute Internetverbindung und eine Allnet Flat, wenn ihr sie nicht eh schon habt. Nicht die romantischste Anschaffung, aber schon ganz geil, wenn beim Facetimen nicht immer die Verbindung abbricht oder das Bild einfriert.

8. Rendezvous trotz Distanz

Blumen Blumenstrauß Fernbeziehung
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Nur weil ihr euch gerade nicht sehen könnt, heißt das nicht, dass ihr nicht trotzdem gemeinsame Sachen machen könnt. Stellt den Laptop in die Küche und kocht gleichzeitig, lest dasselbe Buch, schaut synchron Filme über Netflix Party oder legt gemeinsame Playlists an, in die ihr beide neue Songs packt, die ihr gerade entdeckt habt.

Was auch immer geht und über harte Zeiten des Vermissens hinweghilft, sind kleine Überraschungen! Schreibt bei eurem nächsten Besuch irgendwas nettes auf einen Zettel und versteckt ihn in der Sockenschublade oder druckt ein witziges Foto vom letzten Urlaub aus und legt es in das Buch, das auf dem Nachttisch liegt. Euer Gspusi liegt grade faul auf dem Sofa und beklagt sich über gähnende Leere im Kühlschrank? Ruft beim lokalen Lieferservice an und lasst ihm/ihr eine fette Quattro Formaggi liefern. Schickt euch ein cooles Buch aus einem lokalen Buchladen, Snacks, ein Ständchen auf der Gitarre per Video oder einfach ganz Oldschool und romantisch einen Blumenstrauß – was soll der Geiz!

9. Erzählt euch von den Banalitäten des Lebens

Vorneweg: Wer behauptet, dass man in Fernbeziehungen ständig stundenlange tiefsinnige Gespräche führt, lebt entweder in einem Disney-Film oder lügt. Lasst den anderen an eurem Leben teilhaben, aber stresst euch nicht. Ist doch eh viel schöner, sich einfach von den Banalitäten und kleinen Dingen des Lebens zu erzählen – vom netten Gespräch mit der Nachbars-Oma nebenan bis zum interessanten Gedanken, den man heute in der Supermarktkassen-Schlange hatte.

Teilt spannende Artikel, die ihr in der U-Bahn gelesen habt, erzählt von den wirren Träumen die ihr nachts hattet, schickt euch Fotos von blühenden Kirschbäumen, die ihr auf eurem Heimweg bestaunt habt. Ganz egal wie banal es euch vorkommt, es hilft ungemein, um sich dem anderen näher zu fühlen. Übrigens genauso wichtig: Wissen, wann man ein Gespräch beenden sollte. Für jeden ist das richtige Maß an Kommunikation und Teilhabe ein anderes, versucht euch in etwa in der Mitte zu treffen.

10. Seid mal großspurig großzügig

Pärchen Paar Fernbeziehung
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Bei all dem Aufwand, den man betreibt und der ganzen Energie, die man in eine Fernbeziehung steckt, fällt es manchmal wahnsinnig schwer großzügig zu sein. Schließlich ist man jetzt drei Wochenenden in Folge zum anderen gefahren, hat die letzten fünf Mal angerufen und ganz überhaupt, ist das Leben wahnsinnig unfair und gemein. Natürlich ist es wichtig die Balance zu halten und darauf zu achten, dass beide Zeit und Arbeit in die Beziehung stecken.

Aber wenn ihr merkt, dass ihr Olympische Spiele aus "Wer pendelt mehr" und "Wer gibt sich mehr Mühe" macht, solltet ihr euch daran erinnern, dass eine Beziehung kein Wettbewerb ist. Und wenn überhaupt, dann kämpft ihr im selben Team statt gegeneinander! Statt aufzuwiegen und mitzuzählen, einfach mal versuchen großspurig großzügig zu sein. Mal gibt der eine mehr, mal weniger und andersrum – solange es sich im großen Ganzen in etwa die Waage hält, ist das voll in Ordnung.

11. Habt ein gemeinsames Ziel

Vergesst all die anderen Tipps da oben, das Wichtigste ist meiner Meinung nach, ein gemeinsames Ziel zu haben. Jede noch so anstrengende Zeit kommt einem nur halb so hart vor, wenn man weiß, wann es vorbei ist und sich darauf freuen kann. Fernbeziehungen kann man gut ein paar Jahre durchhalten, aber irgendwann sollte schon der Moment kommen, an dem man wenigstens wieder in einer Stadt lebt. Das Gute: Was in anderen Beziehungen oft verborgen bleibt und viel zu spät besprochen wird, kommt in einer Fernbeziehung über kurz oder lang direkt auf den Tisch.

Wie stellt man sich seine Zukunft vor? Will man später in einem einsamen Bauernhaus auf dem Land oder in einer Altbauwohnung in einer Großstadt leben? Will man mal Kinder und wenn ja, wie viele? Wenn man frühzeitig Erwartungen, Zukunftsvorstellungen und auch Grenzen klärt, können diverse Missverständnisse vermieden werden. An einem gemeinsamen Plan für die Zukunft kann man sich festhalten, wenn man mal wieder am Sonntagabend dem abfahrenden Zug hinterher winkt, um danach alleine Erdbeereis im Bett zu essen.

Titelbild: © Unsplash | Priscilla du Preez

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