Alles Fake: So werden die Streamingzahlen von Rappern manipuliert
Um in der Musikbranche Erfolg zu haben, muss man richtig gut sein. Sein Handwerk verstehen, Netzwerken können, immer dran bleiben. So zumindest der Irrglaube. Ilhan Coskun vom Y-Kollektiv hat vor einiger Zeit aufgedeckt, dass selbst der unbekannteste Rapper über Nacht zum Star werden kann – einfach durch das Manipulieren seiner Klickzahlen bei einem Streamingdienst wie Spotify. Coskun hat einen Tipp von einem sich selbst als Social-Media-Experte bezeichnenden Mann aus der Szene bekommen. In der fast 23-minütigen Reportage ist er komplett vermummt zu sehen, mit Cap, Sonnenbrille, einer Art Ski-Maske und Handschuhen. Er bekommt den Tarnnamen Kai. Und eben dieser Kai erzählt einem nun (natürlich alles nachgesprochen), dass er sogar für die Top 5 Künstler in Deutschland die Zahlen nach oben gepusht hat. Die Artists müssen nicht mal davon wissen, ihre Manager kümmern sich darum.
Doch wie kann das sein? Wie funktioniert das? Wer Kai bezahlt, bekommt Klicks. Er hat zwischen 150.000 bis 250.000 Accounts bei Spotify, über die er die gewünschten Tracks laufen lässt. Damit diese Fließbandarbeit unbemerkt bleibt, bastelt er Playlisten, bei denen er die zu fördernden Acts mit bekannteren kombiniert. So kommt es vor, dass er auch an diejenigen Klicks verteilt, die ihm keinen Batzen Geld auf den Tisch legen. Um richtig effizient arbeiten zu können, sei es für Kai von Vorteil, wenn ein Stück eine Dauer von weniger als drei Minuten hat. Ilhan Coskun testet schließlich sogar unter dem Rapper-Synonym Error281 wie easy das System ist. Es wird der Song „8k“ aufgenommen, dazu gibt es ein Musikclip, der bei YouTube schnell viele Klicks hat und mit der Zeit immer besser performt. In kürzester Zeit kriegt der Instagram-Account, den Kai für Coskun aufgesetzt hat, auch um die 73.000 Follower. Also Fame ohne große Anstrengung, aber mit jeder Menge Schmiergeld.
Laut Kai sollte man sich Acts wie Mero und Sero el Mero genauer anschauen – bei diesen hätte er den Verdacht, dass sie ebenfalls ordentlich gepusht werden würden. Für die Gesellschaft für Konsumforschung ist die Manipulationsproblematik nichts Neues, jedoch hätten sie bisher keine Belege dafür. Unter ihrem Clip schreibt das Y-Kollektiv bei YouTube nun: „Die Reportage macht Welle, das habt Ihr sicher alle schon mitbekommen. Wir sind gerade dabei ein weiteres Video zu dem Thema aufzunehmen, in dem wir auf die neuesten Ereignisse der letzten Tage eingehen.“