Im Schlaf getextet und morgens vergessen: Was steckt hinter dem Phänomen "Sleep Texting"?

©Yuris Alhumaydy | Unsplash

Bei den meisten Menschen passiert im Schlaf nicht sonderlich viel. Manche träumen mehr, andere weniger. Einige schnarchen, andere wiederum nicht. Viele erzählen im Schlaf – mal mehr, mal weniger Verständliches – oder knirschen recht laut mit den Zähnen. So weit ist das aber alles noch relativ normal. Wir wissen schließlich, dass wir nachts verarbeiten, was wir tagsüber erlebt haben und was uns gerade beschäftigt. Spooky wird es allerdings, wenn man im Schlaf aktiv wird, also richtige Handlungen vornimmt, an die man sich mitunter am nächsten Morgen gar nicht mehr erinnern kann. Wir alle wissen, was Schlafwandeln ist und vielleicht hat es der ein oder andere, der das hier liest, schon selbst erlebt. Es kann bedeuten, dass eine Person sich durch den Raum oder die Wohnung bewegt – ohne dabei wach zu sein. Das kann im Zweifel ganz schön gefährlich werden und echt böse ausgehen. Aber ganz so schlimm muss es natürlich nicht immer kommen.

In den vergangenen Wochen bin ich vielerorts aber vermehrt über das Phänomen Sleep Texting gestoßen, wusste aber bis dahin nicht, was es damit eigentlich genau auf sich hat. Nach der Lektüre einiger Artikel über besagtes Thema, bin ich nun ein Stück schlauer und habe tatsächlich festgestellt, dass es mir selbst wohl auch schon einige Male passiert ist. Aber noch mal von vorn:

Schlafwandeln + Drink Texting = Sleep Texting

Das Phänomen Sleep Texting beschreibt eine Mischung aus Schlafwandeln und Drunk Texting. Offenbar passiert es seit geraumer Zeit immer häufiger, dass Menschen im Halbschlaf oder einer Phase, in der sie zumindest nicht bei vollem Bewusstsein sind, Nachrichten (zum Beispiel via WhatsApp) verschicken, ohne sich am nächsten Morgen noch daran zu erinnern. Der Unterschied zum Schlafwandeln ist allerdings, dass sich die Absender dafür nicht mal aus dem Bett bewegen müssen und im Gegenteil zum Drunk Texting im Vorhinein auch keinen Alkohol oder sonstige Drogen konsumiert haben. Peinlich werden kann das Ganze aber mindestens genauso. Schließlich will ja niemand, dass sein Chef oder die Tante mitten in der Nacht eine völlig wirre Nachricht erhält, an die man sich dann nicht einmal mehr erinnern kann.

Das ist mir bisher zum Glück noch nicht passiert, was mir aber bekannt vorkommt, ist, dass ich manchmal nicht mehr genau weiß, ob ich einem Freund oder einer Bekannten gestern eigentlich geantwortet habe oder ich mich zumindest nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern kann. Ein Blick in die App verrät dann meistens mehr. Meine Erklärung: Manchmal ist man einfach mit zu vielen Dingen gleichzeitig beschäftigt, hat zu viele Chats offen oder ist einfach nicht so ganz bei der Sache. Da kann man dann schon mal etwas vergessen.

Laut einer Studie der US-amerikanischen Villanova Universität, an der allerdings nur 372 Personen Teil genommen haben, haben rund 25 Prozent aller Befragten (die meisten davon im Jugendalter) schon mindestens einmal im Schlaf getextet und anschließend eine Nachricht verschickt. Die meisten konnten sich tatsächlich erst wieder an die Nachricht erinnern, als sie diese einige Zeit später im Chat wiedergefunden haben. Auch interessant: Bei vielen bestanden solche Nachrichten wohl aus einem einzigen Kauderwelsch, das sich aus sinnfreien Buchstabenkombinationen zusammensetzte. Ein Indiz dafür, dass sie nicht wach oder anwesend waren.

Sleep Texting soll im Zusammenhang mit einer besonders intensiven Handy-Nutzung stehen

Fest steht außerdem, dass es sich bei Sleep Texting um ein recht junges Phänomen handelt, das von der Wissenschaft insbesondere bei jungen Menschen beobachtet wird und ihrer Meinung nach im Zusammenhang mit einer besonders intensiven Handy-Nutzung steht. Immer öfter liegt das Smartphone nämlich auch während der Einschlafphase, also beim Übergang vom Wachzustand in den Schlafzustand, neben uns und ist somit schnell greifbar. Deshalb kann es auch schneller passieren, dass wir es im Halbschlaf nutzen, weil wir zum Beispiel Stress verarbeiten, nicht abschalten können und beispielsweise davon träumen noch schnell eine E-Mail zu beantworten. Im ungünstigsten Falle schreiben Menschen dann wirklich wüst drauf los und verschicken kryptische SMS.

Kein Scherz, das passiert offenbar wirklich immer häufiger und sollte uns definitiv zu denken geben. Die Auftraggeber der Studie stellten abschließend fest, dass "Schlaftexten und sein Einfluss auf schlechte Schlafgewohnheiten ein wachsender Trend unter [US-amerikanischen] Studenten" sei. Dabei ist die Lösung für dieses Problem so naheliegend und denkbar einfach: Stellt das Handy über Nacht aus, deponiert es möglichst weit weg von eurem Bett – am besten gleich ganz raus aus dem Schlafzimmer damit. Denn gesunder Schlaf, bei dem wir von nichts und niemandem gestört werden, ist enorm wichtig.

Habt ihr schon mal Erfahrungen mit diesem Thema gemacht?

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