Israelisch-arabisches Fine Dining im Prism in Charlottenburg

© Daliah Hoffmann

Den Punkt "Im GLASS von Gal Ben Moshe essen gehen" kann ich von meiner To-Do Liste streichen, schließlich hat das Restaurant 2018 geschlossen, ohne dass ich dort jemals essen war. Schade! In Moshes neuem Restaurant, dem Prism, war ich nur drei Wochen nach der Eröffnung. Ein Glück, denke ich mir, habe ich dieses kulinarische Erlebnis in Form des achtgängigen "Prism Social"-Menü nicht verpasst. Es ist 20 Uhr abends, verregnet und bereits seit Stunden stockdunkel draußen, als wir das levantinische Restaurant des israelischen Spitzenkochs betreten. Gemeinsam mit seiner Frau Jacqueline Lorenz, Sommelière und Gastgeberin, hat Moshe sich hier, in einer ruhigen Seitenstraße der Kantstraße, nach der Schließung des GLASS neu erfunden – oder besser gesagt – sich gefunden.

Im Prism dominiert die Farbe Anthrazit. Wände, Decke, Boden und Tischdenken sind in dem Dunkelgrau gehalten. Lediglich die mit orangenem Samt bezogene Sitzebänke an der Messingbar sorgen für etwas Farbe. Kühl und dunkel wirkt es hier aber nicht, dafür sorgen die warme Beleuchtung und die herzliche Begrüßung durch Gastgeberin Jacqueline und ihrem australischen Kollegen. Mit dem Brot kommt dann auch die erste Portion Farbe auf den Tisch: Eingelegtes Gemüse, schwarzes Schokoladen-Kaffee-Brot, Kamel-Pastrami und grüne Olivenbutter.

© Daliah Hoffmann
© Daliah Hoffmann

Wir entscheiden uns für das achtgängige Prism-Social-Menü, bei wir uns zu zweit alle Gänge beziehungsweise Teller teilen. Los geht es mit einem Dreierlei der armenischen Gurke. Drei komplett unterschiedliche Konsistenzen und Geschmäcker, dazu kommen Sesam, Labane und Sumac. Es folgt ein grobes Tatar vom Gelbflossen-Thunfisch auf schwarzer Sesamcreme mit Portulak-Topping und geriebenem Jameed, einem jordanischem "Käse" aus gehärtetem Joghurt. Der nächste Gang, Abschluss der Vorspeisen, ist Kalbsbries mit Weißkohl und zerlassene Butter, mein bisheriger Lieblingsteller. Der Kohl, als arabischer Malfouf-Salat zubereitet, passt perfekt zu dem gegrillten Kalbsbries und der flüssigen Butter. Davon würde ich direkt noch eine Portion essen. Kaum habe ich den Gedanken beendet, geht es aber schon mit den Hauptspeisen weiter. Die kommen alle zur gleichen Zeit.

Auf unserem Tisch findet ein kulinarisches Fest statt. Links die Wachtel vom Holzkohlegrill, rechts die saftig-zarten Lammkoteletts mit vegetarischer Kohlroulade und mittendrin der gegrillte Pulpo mit Kichererbsen, Tomatensalat und püriertem Foul, weißem Bohnenmus. Während ich die kräftigen Grillaromen beim Pulpo und dem Lamm mag, sind sie mit bei der zarten Wachtel zu viel – den Gang überlasse ich meiner Begleitung. Den Teller mit dem Pulpo teile ich nur ungern. Sehr lecker.

© Daliah Hoffmann
© Daliah Hoffmann
© Daliah Hoffmann

Wir entscheiden uns gegen eine Weinbegleitung – ich vertrage nicht so viel und am Folgetag geht's ins Büro – und lassen uns von Jacqueline beraten. Die Weinkarte umfasst um die 250 Position. Die meisten kommen aus Deutschland und Frankreich, wir wollen aber Weine aus dem östlichen Mittelmeer und bekommen einen aus Israel und dem Libanon. Während die Beziehung der beiden Länder von Konflikten und Kriegen geprägt ist, passen beide hervorragend zu der levantinische Küche von Spitzenkoch Gal. Im Prism will er seinen Gästen die Produkte, Rezepte, Aromen und Geschmäcker seiner Heimat näher bringen und zeigen, dass israelisch-arabische Küche mehr ist als Hummus und Schawarma. Deshalb findet man hier Oliven, Kamelfleisch und Mandarinen, Sumac oder Labene auf dem Menü.

Zum Abschluss unseres Dinners bekommen wir noch zwei Desserts. Das eine schmeckt intensiv nach Mandarine und Olivenöl, das andere nach Feige, Honig und (Kamel-)Milch. Mit diesen ungewöhnlichen Aromen und Geschmäckern im Mund, leicht einen sitzen und durch und durch zufrieden verlassen wir das Prism von Gal und Jacqueline. Wir kommen ganz bestimmt wieder, wenn es einen Anlass zum Feiern gibt und hoffen, dass es das "Prism Social"-Menü dann noch gibt.

© Daliah Hoffmann-Konieczka

Unbedingt probieren: Das hausgemachte Brot, das Kamel-Pastrami, das Kalbsbries und den Pulpo.

Veggie: Vegetariern und Veganer würde ich das Restaurant nicht empfehlen.

Besonderheit des Ladens: Hier gibt es Kamel-Pastrami, abgefahren. Auch besonders ist die große Auswahl an Weinen aus dem mittleren Osten.

Mit wem gehst du hin: Mit den Partner oder den Eltern. Es sollte aber schon einen Anlass zum Feiern geben.

Lärmfaktor: Angenehm ruhig.

Preise: Das "Prism Social" kostet 55 Euro pro Person. Das 6-Gänge-Menü kostet 95 Euro, 7-Gänge-Menü 110 Euro und 8-Gänge-Menü 125 Euro pro Person. Die Weinbegleitung startet bei 54 Euro und geht bis 120 Euro.

Prism | Fritschestraße 48, 10627 Berlin | Donnerstag – Montag: 18–00 Uhr | Mehr Info

Wir wurden von dem Restaurant eingeladen, das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.

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