Lesevergnügen #9: 11 lesenswerte Bücher zum Thema Rassismus
Man möchte gerne glauben, dass Rassismus in unserer Gesellschaft nicht mehr so eine große Sache ist wie vor ein paar Jahrzehnten, doch viel zu viele Menschen müssen noch immer täglich Erfahrungen mit Hass, Diskriminierung und Gewalt aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion machen. Die Debatte um rassistisch motivierte Polizeigewalt in den USA machte dies in den letzten Jahren noch einmal mehr als deutlich, und auch bei uns in Deutschland sind Rassismus und Diskriminierung in Polizei und Justiz, im Bildungssystem und ja, in all unseren Köpfen, verankert. Diese 11 Bücher beschäftigen sich damit, wie rassistische und diskriminierende Strukturen unsere Gesellschaft noch immer prägen – ein Thema, mit dem sich jede*r Mensch auseinandersetzen sollte.
1. "Exit Racism: Rassismuskritisch denken lernen" von Tupoka Ogette
In "Exit Racism" von Tupoka Ogette ist eine sehr gute Einführung für die Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus – sowohl mit seiner Geschichte, als auch mit der Tatsache, wie Rassismus noch immer in allen möglichen Bereichen unserer Gesellschaft wirkt und präsent ist. So bekommt man nicht nur einen Überblick über dieses riesige, emotionale Thema, sondern auch ganz konkrete Ideen zu rassismuskritischem Denken und Handeln. Über QR-Codes im Buch können die Leser*innen außerdem direkt zu weiterführenden Artikeln, Videos und Bildern gelangen, die die Kapitel von "Exit Racism" ergänzen.
Tupoka Ogette: Exit Racism: Rassismuskritisch denken lernen | 136 Seiten | Mehr Info
2. "Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus" von Noah Sow
Noah Sow ist Künstlerin, Musikerin und Autorin, arbeitete jahrelang beim Fernsehen, 1live oder Radio Fritz und hält weltweit Vorträge zum Thema Rassismusbekämpfung. In Deutschland Schwarz Weiß macht sie deutlich, wie tief verwurzelt rassistische Ideen und Klischees in unserem Alltag sind und zeigt, dass wir erst lernen müssen, diese Vorgänge zu benennen, um sie verändern zu können. Das Buch erschien bereits 2008, wurde jedoch im letzten Jahr neu aufgelegt und ist so aktuell wie nie zuvor.
Noah Sow: Deutschland Schwarz Weiß. Der alltägliche Rassismus | 344 Seiten | Mehr Info
3. "Why I'm No Longer Talking To White People About Race" von Reni Eddo-Lodge
Die Journalistin Reni Eddo-Lodge schreibt unter anderem für die New York Times, Guardian und Independent und wurde unter die 30 "Black Viral Voices Under 30" gewählt. In ihrem ersten Buch, Why I'm No Longer Talking to White People about Race, beleuchtet sie den Rassismus-Diskurs in England und beschreibt auf eindrucksvolle und lehrreiche Weise, was es bedeutet, heutzutage als Person of Colour in Großbritannien zu leben. Das Buch wurde 2018 mit dem British Book Award und vielen weiteren Preisen ausgezeichnet.
Reni Eddo-Lodge: Why I'm No Longer Talking To White People About Race | 272 Seiten | Mehr Info
4. "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" von Alice Hasters
Habt ihr schon mal eine Schwarze Person gefragt, ob ihr ihre Haare anfassen dürft? Ob sie überhaupt schon mal Sonnenbrand hatte? Oder wo sie denn eigentlich herkommt? Wahrscheinlich habt ihr diese Frage nicht böse gemeint – in ihrem Buch "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten", das 2019 erschienen ist, erklärt Alice Hasters (bekannt unter anderem vom Podcast Feuer & Brot), warum schon in solchen scheinbar alltäglichen Fragen und Gesten rassistische Strukturen steckt und warum Rassismus eben ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft ist.
Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten | 208 Seiten | Mehr Info
5. "Between The World and Me" von Ta-Nehisi Coates
"Between The World and Me" von Ta-Nehisi Coates wurde nicht umsonst zum New York Times Bestseller, gewann den National Book Award und wurde für den Pulitzer Preis nominiert. Was bedeutet es, heutzutage als Person of Colour in unserer Gesellschaft zu leben? Können wir uns von der Last unserer Geschichte befreien? Diesen und weiteren großen Fragen widmet sich Ta-Nehisi Coates in Form eines Briefes an seinen Sohn.
Ta-Nehisi Coates: Between The World and Me | 176 Seiten | Mehr Info
6. "Der weiße Fleck" von Mohamed Amjahid
Mohamed Amjahid: Der weiße Fleck | 224 Seiten | Mehr Info
7. "The Hate U Give" von Angie Thomas
Zur Abwechslung handelt es sich hier mal um einen Roman – um einen, der so erfolgreich war, dass er ebenfalls auf Platz 1 der New York Times Bestseller-Liste landete und 2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. In The Hate U Give geht es um die 16-jährige Starr, die in zwei verschiedenen Welten lebt: Sie kommt aus einem verarmten Viertel, besucht aber eine reiche Privatschule, an der sie fast die einzige Schwarze ist. Als Starrs bester Freund Khalil vor ihren Augen von einem Polizisten erschossen wird, gerät ihr Leben aus den Fugen.
Angie Thomas: The Hate U Give | 508 Seiten | Mehr Info
8. "So You Want To Talk About Race" von Ijeoma Oluo
In diesem Buch widmet sich Ijeoma Oluo auf eine unterhaltsame, klare und schonungslose Art den komplexen Zusammenhängen im aktuellen Diskurs um Rassismus in unserer Gesellschaft – von Themen wie Polizeibrutalität und das "N-Wort" über White Privilege und Intersektionalität bis hin zur "Black Lives Matter" Bewegung.
9. "Eure Heimat ist unser Albtraum" von Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah u. v. m.
Dieses Buch ist ein Manifest gegen das Konzept von "Heimat". Zum einjährigen Bestehen des sogenannten Heimatministeriums haben die beiden Herausgeberinnen Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah zahlreiche Autor*innen versammelt, die sich dieser völkischen Idee entgegenstellen und stattdessen ihre Perspektiven auf Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung im Alltag in Deutschland schildern. Mit dabei sind Beiträge von Max Czollek, Margarete Stokowski, Deniz Utlu, Simone Dede Ayivi, Enrico Ippolito und vielen weiteren. Eure Heimat ist unser Albtraum erscheint am 22. Februar 2019 – hier könnt ihr das Buch bereits vorbestellen.
Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah: Eure Heimat ist unser Albtraum | 208 Seiten | Mehr Info
10. "Adas Raum" von Sharon Dodua Otoo
Im Februar 2021 ist „Adas Raum", der langersehnte erste Roman der britischen Schriftstellerin und Aktivistin Sharon Dodua Otoo, bei Fischer erschienen. Seit 2006 lebt Otoo in Berlin, ist bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland aktiv und schrieb unter anderem für das Missy Magazine, den Tagesspiegel oder das feministische Magazin an.schläge über Identität und Empowerment. Diese Themen spielen auch in ihrem neuen Roman eine Rolle: Die Protagonistin Ada bewegt sich darin zwischen den Räumen, und das nicht nur zwischen verschiedenen Orten von Ghana über Großbritannien bis Berlin, sondern auch zwischen den Jahrhunderten. Denn Ada ist nicht nur eine Frau, sondern alle, und Otoos Roman erzählt mit einer bildreichen Sprache, Empathie und Humor davon, was (Schwarzes) Frausein eigentlich bedeutet.
11. "Citizen. An American Lyric" von Claudia Rankine
Die amerikanische Lyrikerin Claudia Rankine hat für Citizen Geschichten gesammelt, die sie selbst oder Bekannte im Alltag erlebt haben – Geschichten, die geprägt sind von Ressentiments, Mikroaggressionen und dem Gefühl, auf seine Herkunft reduziert zu werden. Citizen bewegt sich dabei auf sehr bewegende Weise irgendwo zwischen Poesie und Essay, die Texte sind in sieben Kapitel gegliedert und werden von tollen Illustrationen und Fotografien unterstützt.
Claudia Rankine: Citizen. An American Lyric | 176 Seiten | Mehr Info