Wohlfühl-Lunch und Gemütlichkeit im Schreiner's in Friedrichshain

© Milena Zwerenz

Wer nicht gerade als wilder Freelancer arbeitet, kennt das Problem. Jeden Mittag schwirrt eine bestimmte Frage durchs Büro: Was machen wir heute zum Lunch? Eigentlich müsste dann so ein Laden wie das Schreiner's um die Ecke sein.

Denn das kleine Restaurant-Café, das im Dezember 2017 eröffnet hat, hat sich einer soliden, täglich wechselnden Mittagskarte verschrieben. Wer versucht, die kulinarische Richtung zu definieren, wird merken, dass die Gerichte durch mehrere Länder und Küchen beeinflusst sind, unter anderem Deutschland, Türkei, Russland. Die Besitzer des Ladens, Katja und Ruslan, stammen ursprünglich aus St. Petersburg, so dass gerne mal – wie am Tag unseres Besuchs – eine Mahlzeit mit einem Hauch ihrer Heimat auf den Teller kommt: Buchweizen-Bliny mit Pilz-Frischkäsefüllung, dazu ein kleiner Salat mit Honig-Senf-Dressing und gegrillter Paprika.

© Milena Zwerenz

Doch auch Currys, Köfte oder Geschnetzeltes kocht Katja, die sich im Schreiner's ums das Essen und den Service zugleich kümmert, gekonnt. Jeden Tag stehen zwei Lunchgerichte zur Auswahl, eines davon immer vegetarisch. Die Portionen sind üppig, aber nicht zu überwältigend, die Zutaten schön frisch und sorgfältig angerichtet. Wer nach dem Mittagessen noch Platz im Bauch hat, findet in der Vitrine selbstgebackene Kuchen oder auch typisch russische Waffelrollen mit Kondensmilch-Karamellfüllung. "Viele Russen sind überrascht, dass wir auch Raph-Kaffee auf der Karte stehen haben. Das ist ein russisches Getränk, angeblich benannt nach seinem Erfinder Raphael", erklärt Katja. Es sei ein bisschen wie ein Latte Macchiato mit Zimt-, Vanille- oder Schokogeschmack, die Zutaten aber nicht geschichtet, sondern durchgemischt.

© Milena Zwerenz
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Um die Einrichtung des Schreiner's haben sich Katja und Ruslan komplett selbst gekümmert, die Bilderrahmen an den Wänden erzählen Geschichten der Vergangenheit: Fotos der Arktisexpeditionen von Katjas Großvater, puristische Malereien aus Ruslans Kindheit. Das gemütliche Interieur passt zum Essensangebot von Frühstück, Lunch, Kaffee, Kuchen. Ursprünglich hatte das Pärchen jedoch einen ganz anderen Plan für ihr Café. Nachdem sie vor etwa vier Jahren für Ruslans Job als Softwareentwickler nach Ulm zogen und schließlich nach Berlin kamen, wollten sie ein Restaurant eröffnen, in dem sie guten Wein anbieten. Doch sie hatten nicht mit den Auflagen für einen solchen Laden gerechnet, die zwar nicht unbedingt schwer umsetzbar, aber kostspielig sind. "Zum Beispiel müsste unsere Eingangstür in die andere Richtung aufgehen, wenn wir Alkohol ausschenken", verdeutlicht Ruslan.

Auch beim Namen haben die beiden Abstriche gemacht. Bis vor Kurzem hieß das Schreiner's, übrigens benannt nach der Schreinerstraße, noch "Schreinerstüble". Die süddeutsche Bezeichnung für eine Lokalität hatte es Ruslan angetan, er wollte immer ein eigenes Stüble haben. "Im Kiez kam das aber nicht so gut an, weil es zum einen schwäbisch klingt und wir dazu noch Russen sind", meint er nachdenklich. Sie wollten dem Konflikt lieber aus dem Weg gehen und präventiv deeskalieren. Jetzt also nur noch Schreiner's. "Das 'S' am Ende bleibt im Herzen das Stüble."

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Unbedingt probieren: Raph-Kaffee (na klar) und/oder die selbstgemachten Waffeln mit Karamellfüllung

Veggie: Ein Tagesgericht ist jeweils vegetarisch, ein Kuchen vegan.

Mit wem gehst du hin: mit deinen Freunden zum Frühstück, den Arbeitskollegen zum Mittag oder allein zum Zeitung lesen auf einen heißen Apfelsaft mit Zimt

Besonderheit des Ladens: einer von wenigen Lunch-Spots im ruhigen Friedrichshainer Nordkiez

Lärmfaktor: angenehm ruhige Stimmung bei angenehm ruhiger Musik

Preise: Gerichte auf der Mittagskarte kosten 7 Euro, Cappuccino 2,50 Euro

Schreiner's | Schreinerstraße 53, 10247 Berlin | Sonntag – Freitag: 11–18 Uhr | Mehr Info

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