Schluss mit Badespaß: Der Streit ums SEZ wird nun vor dem Leipziger Landgericht ausgetragen

© Andreas Bohlender

Wer dieser Tage an der Landsberger Allee in Höhe Petersburger Straße vorbeikommt, passiert auch den trostlosen, in abblätterndem orange und lila gehaltenen Mammut-Bau mit beschmierter und zuplakatierter Fassade, der einst der Stolz der DDR war: Die Frage, wie es um das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) an der Landsberger Allee in bester Friedrichshain-Lage bestellt ist, ist nicht neu. Seit vielen Jahren schon ist das Gelände im Blickpunkt der Medien und der Berliner. Einst das modernste Spaßbad der DDR, nagt der Zahn der Zeit immer weiter an dem architektonischen Kleinod. Wie lange es noch steht, ist fraglich. Wem das innerstädtische Filetgrundstück rechtlich zusteht, noch viel fraglicher.

Abblätternder Lack und Graffitis so weit das Auge sieht © Steffen Kamprath | CC BY-NC 2.0

Rückblick: Als Erich Honecker das SEZ im Jahr 1981 einweihte, stellte das multifunktionale Sportareal mit dem riesigen Spaßbad ein modernes Vergnügungs-Ensemble dar: 15.000 Quadratmeter Glasfläche umrahmten das Gebäude, das neben dem Spaßbad auch eine Eis- bzw. Rollschuhlaufbahn, Sporthallen, Gymnastik- und Ballettsäle, eine Bowlinganlage, Dartscheiben und Billardtische beherbergte. Nach der Wende war der politische Wille nicht gegeben, wichtige Sanierungsgelder bereitzustellen. Die Anlage wurde kontinuierlich runtergewirtschaftet. 2001 dann wurde der Betrieb komplett eingestellt. Zwei Jahre später verkaufte das Land Berlin das Areal für einen symbolischen Euro an den Leipziger Investor Rainer Löhnitz.

Das SEZ läuft auf Sparflamme

Was dann folgte, war die große Enttäuschung. Statt das Bad zu sanieren und wiederzueröffnen so wie es tausende Menschen aus der DDR und später aus der wiedervereinigten Stadt kannten, wurden nur einzelne Bereiche der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute kann man im SEZ saunieren, Badminton spielen und auch – tatsächlich – ein bisschen planschen. Der Senat und die Berliner fühlen sich jedoch verraten, der Investor wiederum sieht die Schuld beim Senat: Über eine Mindestgröße der Wasserfläche wurde nie eine vertragliche Vereinbarung getroffen, ein kleiner Pool reiche demnach völlig aus. Alles andere wäre laut Investor auch völlig unwirtschaftlich, schließlich ist das Bad zuvor quasi pleitegegangen.

Unkraut wuchert, Müll liegt herum © Hendrik Ploeger | CC BY-NC 2.0

Der Drops scheint mittlerweile gelutscht. Man bekommt das Gefühl, dass weder Löhnitz noch die Stadt ernsthafte Absichten verfolgen, das SEZ jemals wieder in den Originalzustand zu versetzen, auch wenn Berlin ein Spaßbad durchaus gut täte. Stattdessen sollen auf dem Areal Wohnungen entstehen sowie, wenn es nach dem Leipziger Investor geht, Apartments und Hostelbetten für Touristen.

Der Senat muss seine eigene Suppe auslöffeln

Vor dem Leipziger Landgericht geht es nun um die Frage, ob Vertragspflichten verletzt wurden und somit die Möglichkeit gegeben ist, das Gelände vom Investor zurückzukaufen. Sollte das der Fall sein, dürfte das Bad zügig abgerissen und mit dem – anteilig sozialen – Wohnungsbau begonnen werden.

Andernfalls droht weiterer Stillstand, denn die Politik würde auf Teufel komm raus verhindern, dass Löhnitz umfangreiche Baugenehmigungen für seine Visionen erteilt werden. Auf lange Sicht dürfte sich durch diese verfahrene Situation nicht viel verändern – und es würden noch viele Jahre vergehen, in denen man an dem langsam zerfallenden Bad vorbeifährt, das einst so prachtvoll war, heute aber jeglicher Würde beraubt wurde.

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