Obdachlos trotz Job – In Berlin leben immer mehr Menschen ohne dauerhaften Wohnsitz

© Toby Wong | unsplash

Dass die Wohnungssuche in Berlin kein Zuckerschlecken ist, ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Wir haben die letzten Monate häufiger darüber geschrieben, versucht zu analysieren, warum es denn eigentlich so schwierig ist eine Bleibe zu finden und warum es keine günstigen Wohnungen mehr gibt. Besonders die eBay-Anzeige von zwei Obdachlosen hat unser Herz zum Weinen gebracht. Passend dazu hat heute die Berliner Morgenpost einen Beitrag über die „neuen Obdachlosen“ herausgebracht.

Die Wohnungslosigkeit in Berlin betrifft nun auch die Mittelschicht

Das Bild des „typischen“ Obdachlosen hat sich sehr gewandelt, immer mehr Familien und Menschen mit Jobs rutschen in diesen Status – alle Altersklassen, alle Bildungsschichten. Doch wie kann es eigentlich möglich sein, dass man trotz Job sein Dach über dem Kopf verliert? Oft kommen die Menschen nach Zwangsräumungen, Scheidungen oder Kündigung aufgrund von Mietschulden in die Notunterkünfte und fragen nach einem Schlafplatz für sich und ihre Familie.

Die Notunterkünfte sind ein Rettungsanker in Not, doch neu ist, dass diese Unterkünfte fast jeden Tag belegt sind und auch oft Familien weggeschickt werden müssen. "Wir müssen 20 bis 30 Familien pro Monat ablehnen, weil wir voll sind.“, sagt Sozialarbeiterin Viola Schröder. Und ergänzt: “Bei uns geht es nicht allein um Roma-Familien. Das Problem ist in der deutschen Mittelschicht angekommen.“

2017 wird die Obdachlosenzahl bereits auf 50.000 geschätzt

Im Jahr 2016 wurden rund 30.000 Menschen von den Berliner Behörden in Notunterkünften, Heimen oder Hostels untergebracht. 2015 waren es noch 15.000, für 2017 schätzt Berlins Sozial-Staatssekretär Alexander Fischer die Zahl bereits auf 50.000 oder mehr. Und dabei ist die Anzahl der Menschen, die bei Freunden auf dem Sofa unterkommen oder auf der Straße leben noch nicht einmal erfasst.

Anfang des Jahres gab es eine Aufstockung vom Berliner Senat für die Mittel für Wohnungslose von 4,2 auf 8,1 Millionen Euro. Mit diesem Geld werden unter anderem Notübernachtungsplätze für Frauen und Familien geplant. Es bleibt zu hoffen, dass bei diesem wichtigen Thema bald eine positive Veränderung eintritt.

Zurück zur Startseite