Ich liebe Nutella und werde mich nicht dafür entschuldigen
Hallo, ich bin Daliah und ich liebe Nutella. Diesen Satz zu sagen, fühlt sich fast so an, als hätte man ein Verbrechen begangen oder wie ein Geständnis. Und was dann kommt, kann ich nicht mehr hören: "Wie du isst Nutella? Du weiß schon, dass da Palmöl drin ist und das Nutella richtig scheiße ist?!" Diese Reaktion bekomme ich mindestens von einer Person, wenn ich erzähle, dass ich mir gelegentlich eine dicke Schicht Nutella aufs Brot schmiere. Erstens: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich nach deiner Meinung bezüglich meines Nutella-Konsums gefragt habe. Zweitens: Ja, ich weiß, Nutella ist nicht das gelbe vom Ei, aber für mich gibt es keine Alternative, die auch nur annähernd so gut schmeckt.
Ich bin mit Nutella aufgewachsen. Bei uns stand immer ein großes Glas im Küchenschrank, das im Schnitt nach drei bis vier Wochen leergekratzt war. Um auch wirklich nichts von der Haselnuss-Nougat-Creme zu vergeuden, haben meine Schwester und ich die leeren Gläser mit Milch gefüllt und in die Mikrowelle gestellt. Das Ergebnis: Nutella-Kakao, lecker! Es gab auch regelmäßig Knäckebrot- und Zwieback-Nutella-Exzesse und Waffeln oder Crêpes haben mit Nutella auch immer noch ein bisschen besser geschmeckt.
Um auch wirklich nichts von der Haselnusscreme zu vergeuden, haben wir die leeren Gläser mit Milch gefüllt und in die Mikrowelle gestellt. Das Ergebnis: Nutella-Kakao, lecker!
Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich für meine Nutella-Schwäche eigentlich nichts, die habe ich geerbt. Schon mein Papa hatte als Jugendlicher immer ein Nutella-Mohnbrötchen im Rucksack und freut sich auch heute noch wie ein kleines Kind über die letzte Scheibe Brot oder die letzte Hälfte Brötchen, der er sich beim Familienfrühstück mit Nutella beschmiert und dann genüsslich verputzt. In meinem Freundeskreis finden sich größtenteils auch überzeugte Nutella-Esser, sodass gemeinsame Frühstücke um einiges entspannter sind.
Wie ungesund und moralisch unvertretbar Nutella ist, weiß mittlerweile fast jeder. Zu viel Zucker, zu wenig echter Kakao und ein hohe Prozentanteil von Palmöl – das Todesurteil. Für die Gewinnung von Palmöl werden jährlich riesige Flächen von Regenwald gerodet, zudem soll Palmöl krebserregend sein. Das Foto, auf dem zwei Nutellagläser gezeigt werden, eines, wie wir es kennen, das andere im Längsschnitt und in alle Bestandteile zerlegt, ging 2017 viral.
Aber bin ich jetzt ein schlechter Mensch, weil ich Nutella trotz alledem gerne esse? Kein Mensch ist perfekt und niemand braucht ständig ein Moralapostel, der jede Entscheidung wertet und kritisiert. Ja, ich arbeite in der Foodszene, trinke meinen Kaffee aus einem Mehrwegbecher, versuche so wenig Plastiktüten wie möglich zu benutzen und verzichte seit Längerem auf viele Lebensmittel... aber auf meine Nutella will ich nicht verzichten. Das Geräusch, wenn man den Deckel zum ersten Mal aufdreht und das Plastik einsticht, der Geruch und dieser einzigartige Geschmack. Das will ich, neben all den Verzichten, nun wirklich nicht missen. Was ich aber nicht mehr hören kann oder will, sind die üblichen Kommentare. Und jetzt entschuldigt mich, ich schmiere mir 'ne Nutella-Stulle!