Adieu, einstöckige Discounter: Aldi und Lidl bauen Wohnungen über ihre Märkte

© Aldi Nord

Update vom 05. Februar 2018:

Der Baustadtrat des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf Oliver Schruoffeneger (Die Grünen) will mit den Discountern reden, ob Teile der zusätzlich genehmigten Verkaufsfläche nicht auch eine soziale Funktion erhalten könnten, wie der rbb berichtet. Eine Möglichkeit sei etwa eine Ecke in den Märkten, in der ältere Menschen ein gutes, preiswertes Mittagessen bekommen könnten. Eine Stellungnahme der Discounter zu diesem Vorschlag steht derzeit noch aus.

Die Berliner Wohnungsmisere hält an. Zwar wird stadtweit eifrig gebaut, zugleich ist die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum unverändert hoch. Da kommt die Nachricht, dass der Discounter-Riese Aldi künftig Mietwohnungen auf seine neu errichteten Supermärkte setzen will, wie ein lang erwarteter Hoffnungsschimmer. Zuvor hatte bereits Konkurrent Lidl an der Bornholmer Straße die erste Fusion aus Einkaufstempel und Wohnkomplex gewagt.

In den kommenden fünf Jahren sollen auf diese Weise bis zu 2.000 Wohnungen in mehr als 30 Berliner Kiezen errichtet werden. Die ersten Aldi-Wohnungen sollen nach Aussagen von Immobilien-Chef Jörg Michalek bereits 2019 fertiggestellt sein. An der Lichtenberger Sewanstraße wird hierfür das marode Geschäft abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, über dem insgesamt 50 Drei-Zimmer-Wohnungen thronen.

Ein Drittel der neuen Wohnungen sind preisgebunden

Im Schnitt kostet der Quadratmeter dann voraussichtlich zehn Euro, was nicht gerade wenig ist. Auf der anderen Seite werden ein Drittel der Wohnungen als Sozialwohnungen ausgeschrieben, die nur 6,50 Euro je Quadratmeter kosten werden und einen Wohnberechtigungsschein (WBS) erfordern.

Natürlich agiert der Discounter nicht ganz uneigennützig. Der Preis für seine Unterstützung des in der Wohnungspolitik völlig überforderten Senats ist eine Genehmigung größerer Verkaufsflächen. So sollen die neugebauten Supermärkte bis zu 1.400 Quadratmeter groß sein. Bislang wurde im Schnitt auf 800 Quadratmetern verkauft.

Unmittelbare Einkaufsmöglichkeit wiegt Lärmbelästigung durch Lieferverkehr und chronischen Parkplatzmangel auf

Bliebe die Frage, was potenzielle Mieter von ihrem Nachbarn halten werden. Schließlich bringt ein Supermarkt einige logistische Herausforderungen mit sich. So werden die Discounter nachts und in den frühen Morgenstunden lautstark mit neuer Ware beliefert. Zudem herrscht in der unmittelbaren Umgebung voraussichtlich ein chronischer Parkplatzmangel. Andererseits war es noch nie so einfach, schnell mal eine Packung Nudeln, frische Milch und die heißgeliebten Dosenravioli zu besorgen. Und am Ende ist auch mäßige Lärmbelästigung durchaus verkraftbar. Eine bezahlbare Wohnung ist schließlich besser als keine.

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