Wer nicht hören will, muss fühlen: Der Simon-Dach-Straße droht eine Sperrstunde
In Sachen Lärmbeschwerden scheint die Simon-Dach-Straße der Brennpunkt Berlins zu sein. Bereits seit ein paar Jahren versucht die Stadt immer wieder, die Partytouristen mit unterschiedlichen Maßnahmen unter Kontrolle zu bekommen und so den Anwohnern ruhigere Nächte zu bescheren. Nach einer Aktion, bei der Pantomime zu Ruhe animierten, versuchte die Initiative fair.kiez zwischen Gewerbetreibenden und Anwohnern vor Ort zu vermitteln. So sollten Bar- und Restaurantbesitzer ihre Gäste auf freiwilliger Basis ab 22 Uhr nach drinnen bitten.
Anscheinend haben diese Gespräche nicht gefruchtet. Wie das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mitteilt, häuften sich in den letzten Jahren die Lärmbeschwerden. Die bezirkliche Arbeitsgruppe fair.kiez hat nun beschlossen, für die gesamte Simon-Dach-Straße eine Allgemeinverfügung zu erlassen. Mit ihr müssten alle Gaststätten ihren Außenausschank ab 23 Uhr schließen. Die Regelung soll ab 2. Mai dieses Jahres gelten. Aktuell wird der Bezirksamtsbeschluss vorbereitet und die Allgemeinverfügung in den Gremien der Bezirksverordnetenversammlung besprochen. Eine Entscheidung soll es in den nächsten Wochen geben.
Spießige Sperrstunde?
Sollte sich die Allgemeinverfügung durchsetzen, wäre das für den Kiez und Berlin fast schon eine Sensation. Bisher steht die Stadt immer noch für lockere Gesetze und große Freiheiten. So sinnvoll es auch klingt, dass die Anwohner endlich mehr Ruhe vor der Haustür haben dürften, fühlt es sich doch auch nach einem spießigen Vorschlag an. Was ist mit einem Bierchen vor der Dachkammer an lauen Sommerabenden? Und was wird aus Public Viewings zur Fußball-WM, wenn schon um 23 Uhr Schicht im Schacht ist? Die Berliner Zeitung sieht das Problem nicht bei den Partytouristen, sondern fragt, warum der Bezirk in Gebieten wie der Simon-Dach- oder Weserstraße eine solche Kneipendichte zulässt. Abgesehen davon, dass das Partyvolk weiterhin mit eigenen Getränken durch die Straße ziehen kann.
Vorerst soll die Regelung nur auf der Simon-Dach-Straße gelten. Ordnungsstadtrat Andy Hehmke (SPD) kündigte aber bereits an: "Die Umsetzung der Allgemeinverfügung werden wir begleiten, evaluieren und Maßnahmen für 2019, wie beispielsweise eine Ausweitung des betroffenen Bereichs, ableiten."