Unsere 11 Kunsttipps für den Juli 2017

Der Juli mündet in Berlin direkt von der Fashion Week im Sommerloch. Einige Orte in und um Berlin nutzen die Verschnaufpause der Galerien, um sich auf die Kunstkarte zu rücken und so gibt es in diesem Monat recht viel zu entdecken. Ende der Woche lohnt es sich also die High Heels gegen die bequemen Sneaker zu tauschen.

© Marina Beuerle

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Im TROPEZ im Sommerbad Humboldthain Kunst gucken

Ein Traum wird wahr: Man darf jetzt endlich auch in Badesachen Kunst genießen. Denn das TROPEZ bringt Kunst in das Sommerbad Humboldthain. In diesem Jahr hat der Projektraum TROPEZ Künstler*innen eingeladen, die sich durch ihre Skulpturen und (Video-)Installationen mit dem Thema der Sprachlosigkeit in Bezug auf das aktuelle Weltgeschehen beschäftigen. Die Gruppenausstellung umfasst acht Kunstwerke, die noch bis zum 3. September 2022 zu sehen sind. Nebenbei bekommt ihr hier auch die obligatorischen Freibad-Pommes. Besser geht's nicht!

2
Immersion bei den Berliner Festspielen

Die Berliner Festspiele sind in einer anderen Sphäre. Im Rahmen des mehrjährigen “Immersion”-Projekts startet im Juli das Programm “Limits of Knowing”, eine Art Hybridformat zwischen Bildender Kunst und Theater. Dieses wird euch an die Grenzen des Gewussten und Bekannten führt. Chris Salter debattiert beispielsweise in einem Panel über den Zustand und die Konfusion unserer Sinne in einer technisch erweiterten Umgebung, auch bekannt als "augmented reality". Rimini Protokoll errichten mit “Nachlass” Mausoleen, die sich die Teilnehmer ihres Projekts noch zu Lebzeiten selbst errichteten und eine Ausstellung stellt unser Verständnis von Zeit und Raum auf den Kopf. Überhaupt wird hier ziemlich viel auf den Kopf gestellt. Ein spannendes Experiment.

  • Haus der Berliner Festspiele Schaperstraße 24, 10719
  • 1.–31. Juli 2017 | Die Spielzeiten & Preise könnt ihr dem Programm entnehmen

3
Maxime Ballestros bei Johann König

Maxime Ballestros – ein Fotograf, eine Marke. Ballestros’ Fotografien zeigen das Leben von Nacht und Tag im hellen Blitz. Sie zeigen das pure Sein, den Exzess und die Zerstörung. Seit Jahren ist er mit seiner analogen Kamera in Berlin unterwegs, fängt Sex, Partys, Leder und Haut ein. Der Launch seines ersten Fotobandes “Les Absents” mit eigenen Texten und Gedichten wird jetzt mit einer Ausstellung gebührend gefeiert.

4
Kerstin Honeit in der Berlinischen Galerie

Videokunst ist schon seit Jahren das ganz große Ding in der Kunstwelt. Schade nur, dass ihr im Vergleich immer noch recht wenig Raum zugesprochen wird. Anders ist das im Videoraum der Berlinischen Galerie, in dem mittlerweile jeden Monat neue Arbeiten von Videokünstlern gezeigt werden. Besonders aufgefallen sind uns dort die Arbeiten von Kerstin Honeit, die sich in ihren Videos mit gesellschaftlichen Normen, Stereotypen und Machtstrukturen beschäftigt. Und das macht sie auf sehr unterhaltsame Art und Weise. Häufig nutzt sie die Technik der Stimmensynchronisation (Lipsync) und tritt in ihren Arbeiten selbst auf, mal Kuchen essend mit Bauarbeitern, mal im Gespräch mit Berlins heimlichen Wildscheinfütterer No.1 oder im Hintergund bei einer Zusammenarbeit mit den Synchronsprecherinnen der US-Serie “Der Denver Clan”, die ihren Charakteren in Sachen Witz und Glamour kein bisschen nachstehen.

5
Rohkunstbau XXIII im Schloss Lieberose

Berlin hat Lust auf Land – das gilt auch immer öfter für Ausstellungen, die sich in den architektonischen Perlen Brandenburgs wiederfinden und perfekt mit einem Tag im Grünen verbinden lassen. Eine dieser Perlen ist das Schloss Lieberose, nicht etwa weil es auf Hochglanz poliert daher kommt, sondern weil es genau dem Gegenteil entspricht. Überall quietscht und bröckelt es und man wundert sich, wie es überhaupt noch zusammenhält. Gepaart mit den Arbeiten der 11 internationalen Künstler der Rohkunstbau XXIII aber ergibt es die perfekte Kulisse. Unter dem Titel “The Beauty of Difference” hat Kurator Mark Gisbourne ein feines Gespür für die Bespielung der altehrwürdigen Räume bewiesen. Hier schlendert man nicht nur von Raum zu Raum, sondern entdeckt an jeder Ecke etwas neues Spannendes.

6
Werkschau an der HTW

"Design won’t save the world, but it damn sure makes it look good!" Wer den Campus Wilhelminenhof schon mal besucht hat, weiß, dass man sich schon nach fünf Minuten wünscht, hier studieren zu dürfen. Mit einer Mensa direkt an der Spree und kreativen Köpfen aus den unterschiedlichsten Bereichen lässt es sich gut aushalten. Also nichts wie hin, denn der Fachbereich Gestaltung und Kultur lädt im Juli unter dem Titel "reVISION" zur Werkschau der Studiengänge Bekleidungstechnik/Konfektion, Industrial Design, Kommunikationsdesign, Konservierung/Restaurierung und Grabungstechnik, Modedesign und Museumskunde. Auf Instagram kann man sich schon mal warm gucken und auch die sympathischen Akteure hinter den Kleidern, Animationen, Spielen, Möbeln, Installationen, Fotografien, Plakaten, Büchern, Filmen, Illustrationen, interaktive Arbeiten und Ausstellungskonzepten bestaunen.

© Josef Koudelka

7
Josef Koudelka bei C/O Berlin

Der in der ehemaligen Tschechoslowakei geborene Fotograf Josef Koudelka weiß, was es bedeutet, im Exil zu leben. Koudelkas Schwarz-Weiß-Fotografien sind durchdringend, intim und zugleich einfühlsam. Sein Interesse gilt ethnischen und sozialen Gruppen, die von Vertreibung oder Aussterben bedroht sind und oft auch Koudelkas eigene nomadische Lebensweise spiegeln. Josef Koudelka zählt zu den wenigen herausragenden Fotografen, deren Bilder die Entwicklung der Fotografiegeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch ihren eindringlichen, bewegenden und authentischen Blick entscheidend beeinflusst haben. Mit "Invasion / Exiles / Wall" präsentiert C/O Berlin drei wesentliche Schaffensphasen des Magnum-Fotografen.

Hiwa K: This Lemon Tastes of Apple, Video Still

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Hiwa K bei KW Institute for Contemporary Art

Mit 25 Jahren musste Hiwa K aus seinem Heimatland Irak fliehen. Mithilfe seiner Arbeit erinnert er und erhält er sich die zurückgelassene Heimat. Noch dort studierte Hiwa K Kunst, las sich in europäische Literatur und Philosophie ein und studierte anschließend, bereits in Deutschland, Musik. Als Kritiker einer indoktrinierten Kunstausbildung geht er seine Arbeit stets wie ein Forscher an: Er sucht Geschichten im Alltag und lässt sich durch Austausch auf immer andere Perspektiven ein. Hiwa K ist übrigens auch mit einer Skulptur bei der diesjährigen documenta vertreten – bei der Athener Ausgabe hat uns seine Arbeiten bereits gefesselt.

  • KW Institute for Contemporary Art Auguststraße 69, 10117 Berlin
  • Bis 13. August 2017 | Mittwoch – Montag: 11–19 Uhr, Donnerstag: 11–21 Uhr
  • Eintritt 8 Euro, ermäßigt 6

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Jan-Peter E.R. Sonntag im Tieranatomischen Theater

Für Jan-Peter E.R. Sonntag ist Sound-Art Raumkunst. Das erklärt die Wahl des Ortes – das Tieranatomische Theater – und die Narration, die der Besucher hier durchläuft; im wörtlichen Sinn. In sieben Räumen reist man primär mit dem Hörsinn durch die Jahrhunderte, startet bei den Ursprüngen der Modernen Kunst und Musik und endet in den Berliner Clubs. Schon vor zwei Jahren entwickelte Sonntag explizit für diese Räume die Kammeroper SINUS, ein Stück in drei Akten und drei Räumen. Die Installation, ein Archiv mit Apparaten, Bildern, Fotographien, Partituren und Schaltungen kreieren nun eine Ausstellung für alle Sinne.

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8 Tage Marzahn

Marzahn ist ein Ort der braun-grauen Legenden. Für viele bedeutet Marzahn Platte, Skins und Tabuzone. Mag sein, dass es da so zugeht, aber es ist etwas unfair, darüber ungesehen zu urteilen. Das dachte sich auch das Standortmarketing Marzahn-Hellersdorf und hat mit kulturellen Akteuren ein Festival möglich gemacht, das uns Zentralberlinern nicht nur Künstler mit Marzahner Wurzeln, sondern vor allem den östlichsten Bezirk mit all seinen Geschichten näher bringt. Performances, Lesungen, Filme und Fotografien erwarten euch.

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Martin Kippenberger bei Galerie Nagel Draxler

Martin Kippenberger ist bekannt als Miesepeter, als Querulant, als Nihilist und Lebemann. Er, der laut ZEIT, König der Trashkultur sein wollte “sang, soff und bastelte” wie sonst kaum einer. Seinen größten Output generierte er in den 80ern mit Medien aller Art – Skulpturen, Malereien, Fotografien, Installationen und Drucken – und wurde 1997 durch seinen frühen Tod gestoppt. Die Ausstellung “Gib mir das Sommerloch” geht übrigens zurück auf eine vorherige Ausstellung: Da kein anderer Platz im Programm frei war, füllte er 1986 in der Galerie Erhard Klein mit eben dieser uneitlen Aufforderung das Sommerloch.

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