Unkraut statt Spontanvegetation – Amtsdeutsch für Dummies

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"Soweit sich im Einzelfall ergibt, dass bei Erlass eines Verwaltungsaktes das Recht unrichtig angewandt oder von einem Sachverhalt ausgegangen worden ist, der sich als unrichtig erweist, und soweit deshalb Sozialleistungen zu Unrecht nicht erbracht oder Beiträge zu Unrecht erhoben worden sind, ist der Verwaltungsakt, auch nachdem er unanfechtbar geworden ist, mit Wirkung für die Vergangenheit zurückzunehmen." Okay, danke, ciao!

Wenn Briefe von etwaigen Behörden ins Haus flattern, kann ich davon ausgehen, dass ich wohl die Hälfte des Inhalts nicht oder nur mit Mühe verstehen werde. Denn Wörter wie Beschulung, Beelterung, Spontanvegetation und Grundstücksentwässerungsanlagen gehören nun einmal nicht zu meinem alltäglichen Sprachgebrauch – und ich denke da bin ich nicht die einzige. Wer nicht gerade ein Jurastudium hinter sich oder einige Jahre Amtsdeutscherfahrung hat, der wird sich genauso schwer tun wie ich, und sich nicht selten fragen, warum zur Hölle sich die Behörden nicht einer einfacheren Sprache bedienen.

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Aus diesem Grund sollen ab 2018 Schreiben von Bundesbehörden auch in "Leichter Sprache" verfasst werden. Das bedeutet, dass die Wortwahl einfacher, die Sätze kürzer und der Inhalt verständlicher werden soll. Bis es soweit ist, müssen wir uns allerdings noch durch den qualvollen Neologismusdschungel schlagen und um euch das ein bisschen zu erleichtern, haben wir euch ein paar besonders schöne Exemplare samt Übersetzung rausgesucht.

Spontanvegetation: klingt aufregender als es ist, bedenkt man, dass es eigentlich einfach nur Unkraut meint.

Grundstücksentwässerungsanlagen: Regenrinne it is.

Beelterung: oder auch, die Vermittlung eines Pflegekinds.

Beschulung: bedeutet einfach nur, dass man zur Schule geht.

abschlägig beschieden: abgelehnt

nicht lebende Einfriedung: Zaun

raufutterverzehrende Großvieheinheit: Wer hätte gedacht, dass man von dem einfachen Wort "Kuh" zu so einem Ausdruck kommt.

Personenvereinzelungsanlage: Klingt ganz und gar nicht nett, ist aber nur ein Drehkreuz.

Wer sich jetzt in das traumhafte Beamtendeutsch blitzverliebt hat, kann sich entweder das Langenscheidt-Wörterbuch "Behördisch" oder den Duden "Leichte Sprache" zulegen, um endlich Licht ins Dunkel zu bringen.

Das oben genannte Zitat entspricht dem § 44, Sozialgesetzbuch X.

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