So geht das St. Oberholz ab sofort gegen WLAN-Schnorrer vor

Das St. Oberholz am Rosenthaler Platz gilt als Kinderstube der digitalen Boheme Berlins – schon so manches erfolgreiche Start-Up soll hier an den dunklen Holztischen gegründet worden sein, so ranken sich die Mythen. Durch die prominente Lage und stadtweite Bekanntheit ist es nicht nur eine beliebte Anlaufstelle für Touristen und Besucher, sondern auch der Arbeitsplatz für viele, die für ihren Job nicht viel mehr als einen Laptop und WLAN brauchen. Genau die sind aber mittlerweile zum Problem geworden, denn viele nutzen das freie WiFi, ohne dafür etwas am Tresen zu bestellen – das Fass zum Überlaufen brachte ein Gast, der seinen mitgebrachten Döner im Café essen wollte. In einem offenen Brief beschreibt Oberholz die Szene so:

Kellner: „Du darfst hier keine mitgebrachten Speisen essen.“
Gast: „Aber ihr verkauft ja kein Kebab.“
Kellner: „Bitte pack das sofort weg und bestelle etwas von unserer Karte.“
Gast: „Das Kebab wird später aber kalt sein und nicht mehr schmecken.“
Kellner: „Entweder du packst es jetzt weg und bestellst etwas oder du musst bitte gehen.“
Gast packt missmutig das Kebab ein: „Aber ich habe gestern auch schon einen Kaffee bei Euch gekauft.“

Ganz schön dreist. Besitzer Ansgar Oberholz hat sich deshalb eine einfache, aber effektive Lösung einfallen lassen, um zu verhindern, dass sein Café zur gratis WLAN-Tankstelle degradiert wird. Statt wie bisher auf Selbstbedienung zu setzen, wird es von nun an Kellner geben, die die Bestellungen direkt an den Tischen aufnehmen. Kaffee und Essen zum Mitnehmen gibt es auch weiterhin. Die Neuerung klingt unspektakulär, aber daran zeigt sich eben, wie normal das unpersönliche und kostenfreie Arbeiten im Café schon geworden ist. Ansgar Oberholz hofft, dass auf diese Weise wieder mehr Wertschätzung für die Produkte und mehr Bewusstheit in der Kostenlos-Kultur der Stadt etabliert wird.

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