Kitchenstory #3: Zu Besuch im Studio von Food-Fotografin Claudia Gödke
Heute ist es endlich wieder soweit: Wir nehmen euch in unserer neuen Kitchenstory mit zu Claudia Gödke nach Hause. Claudia ist Food-Fotografin, schreibt ab und zu Rezepte und arbeitet als Foodstylistin. Ich bin schon seit Monaten ein großer Fan ihrer Fotos und hab mich riesig gefreut, dass sie dieses Jahr unter den Finalisten für die Saveur Foodblog Awards in der Kategorie "Best Photography" nominiert war. Beim Hoch- und Runterscrollen ihres Instagram-Feeds läuft einem sofort das Wasser im Mund zusammen – diese Kuchen, diese Kekse, diese Arrangements und dieses Styling!
Wir haben uns auf einen Kaffee und vegane Erdnussbällchen bei Claudia zu Hause getroffen, uns über Eukalyptus, ihre hübsche Poster- und Printsammlung und unsere Kameras unterhalten. Kuchenböden, Schokocreme und Ganache hat Claudia schon vorbereitet, die einzelnen "Bausteine" sollten wir dann gemeinsam zusammensetzen. Von Friedrichshain ging's anschließend im Auto nach Marzahn in ihr Studio. Dort wurde gestapelt, bestrichen, dekoriert, gequatscht, gelacht, gewitzelt, gegessen und angestoßen. Die Stunden sind verflogen wie Minuten und wir hatten eine ganz wunderbare Zeit mit einem verdammt leckeren Schokokuchen. Kommt rein und schaut euch um!
Seit wann bloggst bzw. fotografierst du und wie bist du dazu gekommen?
Das mit der Fotografie ist eine langanhaltende Liebe. Von 2009 bis 2012 habe ich das Fotografieren am Lette-Verein gelernt. Nach einem kurzen Abstecher in die Berliner Underground-Kuchenszene habe ich 2013 mein Faible für Süßkram mit meinem eigentlich erlernten Job kombiniert und fotografiere seitdem Essen.
Das Blog entstand dann auch eher zufällig und sollte ursprünglich eine Website werden, auf der ich meine Arbeit präsentieren kann. Seit vielen Jahren ist es nun ein merkwürdiges Portfolio-Blog-Hybrid, das ich mittlerweile sehr liebgewonnen habe.
Du bist Food-Stylistin und Food-Fotografin. Siehst du dich dennoch als klassische Foodbloggerin oder ist das etwas vollkommen anderes?
Tatsächlich habe ich am Anfang alle Aufgaben selbst erledigt: Rezepte schreiben, das Essen anrichten, fotografieren et cetera. Damals lag der Fokus jedoch nur auf süßem Backwerk. Mittlerweile unterscheide ich bei meinen Arbeiten zwischen Kundenprojekten und freien Projekten. Seit etwa zwei Jahren arbeite ich für die meisten Auftragsarbeiten mit Foodstylisten zusammen, manchmal auch Stylisten, und sehe mich heute tatsächlich als reine Foodfotografin. Die Zusammenarbeit mit Stylisten macht wirklich einen Unterschied. Das Ergebnis ist einfach konsistenter und viel schöner, als wenn ich es nur allein angehe. Wenn die Zeit es zulässt, setze ich aber gern eigene Ideen und Bilder in freien Projekten um, zu denen es dann auch oft die Rezepte auf der Website gibt.
Wie sieht ein normaler Shootingtag bei dir aus?
Kaffee trinken, Equipment fein säuberlich einpacken, zur Location oder ins Studio fahren, mit der Foodstylistin oder dem Foodstylisten den Tag durchsprechen, die geplanten Motive und das Moodboard durchgehen. Die Auswahl der Untergründe und Props erfolgt meist schon vorher, so dass man am Shootingtag selbst frei wählen und kombinieren kann. Während des Shoots steht natürlich auch die Kommunikation mit dem Kunden und die Bildabnahme an. Nach dem Aufräumen des Sets wartet dann noch die Datensicherung und – im besten Fall – eine erste Bildauswahl auf mich.
Und genau das machen wir auch mit Claudia. Von ihrer Wohnung geht's jetzt ins Studio.
Du fotografierst am liebsten mit natürlichem Licht. Das dürfte in Berlin etwas schwierig sein.
Das ist es! Die Foodfotografie habe ich mir damals bei natürlichem Licht beigebracht - und es ist mir ans Herz gewachsen. Die silbernen Schatten und die düstere Bildstimmung an einem grauen Tag sind unschlagbar. Zum Glück habe ich in meinem Studio gute Lichtverhältnisse, aber im Winter plane ich dann doch lieber einen Extra-Tag mit ein.
Von welchem Gegenstand in deiner Küche könntest du dich niemals trennen?
Von allen, die der Zubereitung von Kaffee dienen!
Wo geht du in Berlin am liebsten essen?
Die schiere Auswahl an Restaurants in Berlin ist manchmal überwältigend - und so bin ich gern dort, wo ich das Essen und die Atmosphäre schon kenne und liebe. Hier einige Favoriten: Frühstück im Aunt Benny, Hallmann und Klee oder bei Fine Bagels. Lunch im Goodies, Neumanns oder bei Big Stuff Smoked BBQ. Kuchen bei der Black Isle Bakery, im Camon oder einfach ein Stück Dänischen Apfelkuchen beim SowohlAlsAuch mitnehmen. Abendbrot im Figl, Akemi oder - wenn’s etwas schicker sein darf - im Lode&Stijn oder Sasaya.
Was ist deine Lieblingsmahlzeit?
Immer die Nächste.
Kuchen oder Sandwich?
Kuchen! 24/7
Wie lange arbeitest du an einem Rezept, bevor es auf den Blog kommt?
Von der Idee bis zum ersten Test dauert es meist nicht lang. Dann probiere ich das Rezept jedoch mindestens zweimal aus und mache mir bei jedem Test Notizen, bevor ich es final aufschreibe und veröffentliche.
Welches ist dein absolutes Lieblingsrezept und bei welchem scheiterst du?
Eins meiner absoluten Lieblingsrezepte ist ein Orangen-Mandel-Kuchen. Dafür wird eine Orange für 1,5 bis 2 Stunden gekocht, danach mit allem Drum und Dran püriert. Das Orangenpüree wird mit 6 Eiern, 150 g unraffiniertem Zucker, 100 g gemahlenen Mandeln und 1 TL Backpulver vermischt und in eine gut gefettete Form gefüllt. Bei 180° für 35-50 Minuten backen. Fertig. Kann mit Joghurt, Obst, Schokoladenglasur, Nüssen et cetera garniert und serviert werden.
Ein Rezept, an dem ich scheitere, sind ganz klar Macarons! Dafür ist die Temperatur meines Gasofens einfach zu ungenau. Egal, wie oft ich es probiert habe: Es endet immer mit lediglich zwei halbwegs akzeptablen Macarons. Und einer kleinen Sinnkrise.
Die meisten deiner Rezepte sind glutenfrei, einige auch vegan. Wie kommt’s?
Wenn es auf der Website ein Rezept gibt, dann ist es meist mein eigenes und keine Auftragsarbeit. Dementsprechend ist es naheliegend, dass es Rezepte sind, mit denen ich mich auskenne und die meine persönliche Ernährung widerspiegeln. Wegen meines allergischen Asthmas habe ich vor drei Jahren Getreide und Milchprodukte weitestgehend aus meiner Ernährung gestrichen und konnte so meinen Bedarf an Medikamenten um ein Vielfaches reduzieren. Und obwohl ich Ausnahmen mache, möchte ich im Alltag nicht auf Kuchen oder Kekse verzichten müssen. So habe ich mich mit vielen Paleo-Backrezepten vertraut gemacht und kann nun meine eigenen, getreidefreien Rezepte mit anderen teilen. Aber ob nun glutenfrei, getreidefrei, vegan oder nicht: Der Geschmack ist immer entscheidend und am wichtigsten!
Welche Foodblogs liest du regelmäßig?
Für’s Auge & Rezeptinspiration: Oh, Ladycakes, Beas Cookbook, Local Milk, Adventures in Cooking, Call me Cupcake, my name is yeh, Krautkopf, What should I eat for breakfast today? und Our Food Stories.
Für den Alltag: One Part Plant, Paleomg, Smitten Kitchen, Paleo Running Momma. Ich weiß, ich weiß - dieser Name. Aber die Rezepte sind doch so super!
Welches ist dein Lieblingskochbuch?
Lieblingskochbücher habe ich viele, aber eins, das ich immer wieder verschenke, ist der "Geschmacksthesaurus". Ein Nerdbuch über’s Essen, mit vielen Informationen zu Produkten und darüber, warum bestimmte Geschmackskombinationen Sinn ergeben. Definitive Leseempfehlung!
Was liebst du an der Berliner Foodszene am meisten und was nervt dich?
Ach, was mich nun nervt oder nicht: Am schönsten ist es doch, dass es so eine tolle Auswahl gibt und man praktisch jeden Tag etwas komplett anderes essen könnte. Sobald es dann noch Leute im Laden gibt, die nett sind und Spaß an ihrer Arbeit haben, ist doch alles bestens!
Und jetzt kommen wir zu dem schönsten Part unserer Kitchenstory, dem Kuchenessen:
Das Rezept zu dem glutenfreien Schokokuchen gibt's bald auf Claudias Blog.
Vielen lieben Dank, Claudia, dass wir einen Blick in deine Küche und in dein Studio werfen durften und für den Wahnsinnskuchen und die schöne Zeit bei dir.