Die 11 größten Lügen, die Berliner erzählen

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"Wer flüstert, der lügt", hieß es früher in der Schule, aber ach, diese Zeiten sind vorbei. Berliner lügen nämlich unverfroren und abgebrüht in der Lautstärke eines startenden Düsenjets. Sei es die Wochenendgestaltung, die Lage der neuen Wohnung oder die tiefe Freundschaft zum Spätimann – der Alltag ist gepflastert von einem Teppich aus kleinen und großen Flunkereien, bei denen wir hoffentlich niemals ertappt werden. Zum Glück sind wir hier unter uns und können endlich mal die nackte Wahrheit zugeben.

1. "Das ist gleich um die Ecke!"

Jeder, der von außerhalb nach Berlin zieht, muss diese Lektion auf die harte Tour lernen: Die Wege hier sind verdammt lang. So lang, dass man irgendwann jede Strecke unter 5 Kilometern als "um die Ecke" bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit, dass das tatsächlich der Fall ist, beträgt ungefähr Null.

2. "Der Urlaub auf Bali war wirklich total traumhaft."

Ja, mal abgesehen von der einen Woche Durchfall, den Stechmücken, den wunden Mundwinkeln von zu viel Ananas und den 250 anderen Berlinern, die zusammen mit dir im Ferienressort waren.

3. "Mit meinem Späti-Mann bin ich richtig dicke."

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Er ist quasi dein bester Buddy. Ihr seht euch mindestens vier Mal die Woche! Gut, seinen Vornamen weißt du nicht, aber hey, ihr duzt euch und er ist der einzige, der dich auch verkatert, schlecht gelaunt und mit ungewaschener Jogginghose so liebt, wie du bist: gut bezahlend. Das muss wahre Freundschaft sein. Denken übrigens auch alle deiner 600 Nachbarn, die zu ihm gehen und für die sich dein Spätimann genauso wenig interessiert wie für dich.

4. "Ich gehe am Sonntag ins Berghain."

Regelmäßige Berghainbesuche hat man als Berliner genauso ernst zu nehmen wie die Darmkrebsvorsorge und eine gewisse Ähnlichkeit besteht ja teilweise auch. Nur, dass eben der Großteil derer, die sich am Donnerstag noch mit ihren Berghainplänen brüsten, am Wochenende dann doch einen Club mit weniger langer Einlassschlange bevorzugen oder gleich ganz bürgerlich von Samstag früh bis Sonntagabend beim Brunch-Marathon versacken.

5. "Den Typ kenne ich auch, ist ein guter Kumpel von mir."

Die unsichtbare Währung Berlins lautet Vitamin B. Leute kennen und Leute kennenlernen, um davon zu reden, dass man Leute kennt oder kennengelernt hat. Im besten Fall sind sie ein bisschen berühmt oder lässig oder haben wenigstens viele Follower auf Instagram, das ist das wichtigste überhaupt. Zu betonen, dass man natürlich auch supergut befreundet ist, gibt Bonuspunkte. Muss ja keiner wissen, dass der Typ, den du "kennst", nur mal kurz was mit deiner Mitbewohnerin hatte und ihr euch einmal fast im Flur begegnet wärt.

6. "Ich mach uns Gästeliste klar!"

So fangen allerdings meist die anstrengendsten Abende an: Einer schwingt sich zum Gästelistenabchecker auf, dementsprechend keiner kümmert sich um Karten, Öffnungszeiten oder Abendkasse und am Ende passiert, was sehr, sehr oft passiert: Upsi, Gästeliste voll, hat nicht geklappt, niemanden erreicht, tja. Weil Gästelistenplätze so hart umkämpft sind, möchte natürlich jeder diejenige Person sein, die ihren Freunden Zutritt zum gelobten VIP-Bändchenland verschafft, aber das ist eben in den meisten Fällen mehr Wunsch als Wirklichkeit. Aber man darf ja träumen!

7. "Wir fahren am Wochenende raus nach Brandenburg."

Die einzigen, die tatsächlich am Wochenende von Berlin aus raus nach Brandenburg fahren, sind Brandenburger, die unter der Woche in Berlin arbeiten. Alle anderen können jetzt aufhören,so zu tun, als hätten sie Zeit und Energie, sich um ein romantisches Doppelzimmer auf dem Bio-Bauernhof zu kümmern, ein Auto zu mieten und dann noch jemanden zu finden, der sich um die empfindlichen Topfpflanzen kümmert.

8. "Meine neue Wohnung liegt voll gut."

Wohnungssuche in Berlin ist Krieg. Wer das Glück hat, überhaupt eine einigermaßen bezahlbare Bleibe zu finden, muss sich eben nicht ganz so attraktive Features der Bude schönlügen. Sie liegt zum Beispiel "fast" innerhalb des Rings, die Hauptverkehrsstraße direkt unter dem Fenster hört man "kaum" und die Nachbarschaft ist endlich mal nicht so gentrifiziert und kreuzbürgerlich, hier liegen noch Patronenhülsen auf dem Gehweg und jeden Tag steht ein anderer Polizist bei den Nachbarn vor der Tür. Aufregend!

9. "Ich kauf seit langem schon viel bewusster Lebensmittel ein."

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Die vorgereifte Bio-Avocado aus Ecuador neulich im Supermarkt, die hast du zum Beispiel sehr, sehr bewusst eingekauft. Schließlich hast du dich schon den ganzen Tag darauf gefreut. Oder diese riesigen Champignons aus Polen, die waren sogar im Angebot. Polen ist doch noch fast Brandenburg, oder? Ab und an ein Cheat-Day muss aber auch mal drin sein, das ist ja klar.

10. "Das Teil habe ich günstig auf dem Flohmarkt gekauft."

Genau, das leicht müffelige Hemd mit dem verwaschenen Aufdruck hast du für nur 35 Euro auf dem Mauerpark-Flohmarkt gekauft, du konntest die bissige Verkäuferin sogar um einen Euro runterhandeln. Aber dafür hast du eben jetzt ein richtig tolles Einzelstück! Die gelblichen Flecken unter den Armen von eingetrocknetem Deo von 1987 bekommen die Profis in der Textilreinigung für 15 Euro bestimmt auch noch raus.

11. "Ich war schon ewig nicht mehr auf Tinder."

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Ewig ist allerdings relativ. Los, schau schnell nach, ob sich in den drei Stunden seit dem letzen Login noch ein paar neue Matches ergeben haben!

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