11 Gründe, warum ich stolz auf meine Mama bin

© Dawid Sobolewski

Kinder brauchen zwei Elternteile, oder?!  Die European Society of Human Reproduction and Embryology hat Anfang des Monats die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die untersucht hat, ob Kinder alleinerziehender Mütter sich genau so gut entwickeln können wie Kinder mit zwei Elternteilen. Vorausgesetzt die Mütter haben sich selbst dazu entschieden, alleinerziehend zu sein, ergab die Studie, dass ihre Kinder sich genauso entwickeln wie die Kinder mit zwei Elternteilen. 

Alleinerziehende Mütter und Väter haben meiner Meinung nach den allergrößten Respekt verdient. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich 11 Jahre alt war und auch schon vorher hat meine Mutter die meisten erzieherischen Aufgaben alleine übernommen. Heute habe ich eine ungefähre Vorstellung, unter welchem Druck Eltern stehen. Oft müssen sie sich für ihre Erziehung rechtfertigen. Dabei wollen sie meistens nur das Beste. Ich stelle es mir irre schwer vor, unter diesem Druck dafür zu sorgen, dass sich die eigenen Kinder frei entfalten können. Ganz besonders dann, wenn die Eltern alleinerziehend sind und alleine hinter ihren erzieherischen Entscheidungen stehen müssen. Ich bin wirklich stolz auf meine Mama und hier sind die 11 Gründe, warum:

1. Mama hat immer aus wenig viel gemacht

Als meine Schwester und ich Mitte der 80er geboren wurden, hatten meine Eltern nicht sehr viel Geld. Doch mit ihrem Einfallsreichtum hat meine Mutter immer aus wenig viel gemacht. Ich erinnere mich zum Beispiel an die spannendsten Ausflüge. Heute weiß ich, dass meine Mama damals einfach immer wusste, welche Orte man wann besuchen konnte, ohne Eintritt zu bezahlen. Als Kind habe ich alle neuen Eindrücke und Erfahrungen wie ein Schwamm aufgesogen.

2. Ich durfte mit dem hässlichsten Kostüm der Welt zum Kinderfasching

Wir sind in Rand-Berlin groß geworden, in einer Siedlung in der damals tendenziell auch viele "Spießer-Mamis" ihre Kinder groß zogen. Als ich 4 Jahre alt war, entschied ich selbst, dass ich als "Engelgespenst" zum Fasching gehen wollte (ich konnte mich nicht entscheiden). Das Kostüm, ein hellblauer Kissenbezug mit Löchern, dekorierte ich mit Stoffmalstiften und abstrakten Formen aus goldenem Glanzpapier, die meine Mama für mich annähte. Auch schminken wollte ich mich selbst. Ich sah echt ziemlich bescheuert aus, aber stolz wie Bolle präsentierte ich allen im Kindergarten mein Kostüm. Und meiner Mama war es einfach egal, dass manch andere Mutti leicht die Nase rümpfte.

© Privat

3. Mama hat nie ein schlechtes Wort über meinen Vater verloren

Auch nach der Trennung und selbst als er keinen Unterhalt mehr gezahlt hat: Mama hat sich niemals negativ über meinen Vater geäußert. Nicht einmal!

4. Mama hat mich trotz allem zum Flötenunterricht gezwungen

Insgesamt war meine Mutter eigentlich nicht sehr streng. Aber ein paar Dinge waren ihr sehr wichtig. Zum Beispiel, dass ich regelmäßig zum Flötenunterricht gehe. Egal, wie sehr ich gezetert und geschimpft habe, wie doof ich den Unterricht fand, wie sehr ich es hasste, dort hinzugehen; Mama blieb hart. Und wenn ich heute ganz ehrlich zu mir selbst bin, erinnere ich mich, dass ich das gemeinsame Musizieren eigentlich geliebt habe, sobald ich einmal dort war.

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

5. Mama hatte nie eine Meinung zum neuen Freund

Über die Jahre haben meine Schwester und ich einige feste Freunde mit nach Hause gebracht. Und die waren nicht alle Zucker, um es mal freundlich auszudrücken. Doch Mama hat sich niemals negativ zu ihnen geäußert. Sie hat uns einfach vertraut. Und ihre Meinung für sich behalten.

6. Mama hat jeden jeder Zeit willkommen geheißen

Wir durften immer unsere Freunde mitbringen und selbstverständlich durften die dann auch mit uns zusammen essen. "Was weg ist, ist weg!", hat sie immer gesagt. Einzige Ausnahme: Unter der Woche gab es keine Übernachtungen.

7. Mama hat auch meine "Jungsphase" supportet

Bis zur 5. Klasse fand ich die meisten "Mädchen-Sachen" total blöd und zog es vor, meine Haare ganz kurz (also wirklich ganz kurz) zu tragen und Jungsklamotten anzuziehen. Anfangs wollte meine Mutter mir nicht immer die Kleidung kaufen, die ich toll fand. Ich weiß aber noch genau, wie sie in meiner Jungshochphase beim Einkaufen mit einer ganz tollen Hose mit Taschen an den Seiten zu mir kam. Ob mir die gefallen würde, wollte sie wissen. Ich habe mich unendlich gefreut und von da an quasi nur noch diese Hose getragen.

8. Mama hat mit Mitte 40 nochmal eine Ausbildung gemacht

Meine Mutter war damals in der Schule nicht so richtig gut. Trotzdem hat sie sich mit Mitte 40 dazu entschieden, nochmal eine schulische Ausbildung zu machen. Und mit der Hilfe von meiner Schwester und mir hat sie die Ausbildung auch erfolgreich gemeistert und kann nun in dem Beruf arbeiten, in dem sie schon immer arbeiten wollte. So viel Mut verdient wirklich größten Respekt.

9. Mama hat mir bei meiner Berufswahl vertraut

Germanistik. Nicht unbedingt ein Studienfach mit rosigen Zukunftsperspektiven. Doch meine Mama war einfach immer nur stolz auf mich, dass ich zur Uni gehe und meinen Abschluss mache. Sie hat sich bestimmt auch Sorgen gemacht, aber das hat sie niemals auf mich übertragen. Sie hat mir ihr Vertrauen geschenkt, sodass ich mir selbst auch besser vertrauen konnte.

10. Mama hat uns immer so sein lassen, wie wir sind

Es gibt einige Videos von unseren Kindergeburtstagen. Einmal habe ich davon einen kleinen Ausschnitt mit einer Freundin angesehen. Es war ein Zirkus-Geburtstag und jedes Kind hat eine kleine Nummer aufgeführt, die dann gefilmt wurde. Die meisten Kinder haben gemeinsam etwas aufgeführt. Nur ich habe eine ziemlich langweilige "Raubtier-Nummer" mit meinen Kuscheltieren zum Besten gegeben. Der Kommentar meiner Freundin: "Du warst wirklich ein seltsames Kind." Und je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir: Ja, ich glaube ich war wirklich ein wenig seltsam. Doch ich durfte zu Hause einfach immer so sein, wie ich war. Ich glaube, hätte ich diesen Freiraum nicht bekommen, hätte sich meine Kreativität nicht so entwickelt und ich wäre nicht der Mensch, der ich jetzt bin.

Empfohlener redaktioneller inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt, mit dem wir den Artikel bereichern.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden.
Beim Laden des Inhalts akzeptierst du die Datenschutzerklärung.

11. Mama hat nie Dankbarkeit erwartet

Das Abgefahrenste daran ist: Meine Mama scheint sich dessen, was sie alles für uns getan und geleistet hat, nicht so sehr bewusst zu sein. Sie hat auch niemals Dankbarkeit oder Respekt eingefordert. Natürlich war nicht alles perfekt und ich habe auch Verhaltensweisen zu Hause gelernt, die nicht immer nur gut für mich sind. Trotzdem bin ich unendlich dankbar, dass meine Mutter einfach so eine tolle Mama ist.

Zurück zur Startseite