Falscher Hase, Bouletten, Hackepeter – 11 Klassiker der Berliner Küche
Zeit für ein bisschen Esskulturgeschichte! Wurdest du auch schon einmal von Freunden, die zu Besuch kommen, nach Berliner Spezialitäten gefragt und dir wollte außer Pfeffi so gar nichts einfallen? Die Berliner Küche ist, wie die meisten Regionalküchen, eigentlich ein "Arme-Leute-Essen": Es wird viel Fleisch gegessen, auch und besonders die günstigeren Teile vom Tier wie Innereien oder zu Hack verarbeitete Reste. Als Beilage dienten oft Kartoffeln, denn die waren günstig, einfach zu besorgen und ließen sich im Keller gut überwintern. Genauso wie in Salzlake oder Essig eingelegte Produkte, als da wären Kraut, Eier oder Kapernäpfel. Und wie das bei Hausmannskost eben oft so ist, isst das Auge nicht immer unbedingt mit – dafür aber umso mehr das Herz. Wir haben 11 Klassiker inklusive Rezept zusammengetragen.
1. Kasseler mit Sauerkraut
Kasseler ist geräuchertes und gepökeltes Schweinefleisch, das entweder in Eintöpfen oder als Braten serviert wird. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es tatsächlich von einem Berliner Fleischermeister namens „Cassel“ irgendwann im 19. Jahrhundert kreiert wurde. Damit ist Kasseler mit Sauerkraut eines der wenigen originalen Berliner Gerichte. Wollt ihr selbst machen? Bitteschön.
2. Boulette mit Berliner Kartoffelsalat
Gebratene Hackfleisch-Taler gibt es in vielen Regionen und Ländern. Aber nur in Berlin tragen sie den wohlklingenden Namen Boulette. Aber nicht stilvoll französisch ausgesprochen, sondern genau wie es dort steht. Bu-Let-Te. Damit ist es nicht nur ein Produkt der Berliner Küche, sondern zugleich auch ein Zeugnis der Berliner Mundart. Dazu isst man am liebsten Kartoffelsalat mit einem Kräuter-Essig-Dressing. Mit diesem Rezept könnt ihr sie nachkochen.
3. Falscher Hase
Was tut der Berliner, wenn er sich keinen Hasenbraten leisten kann? Er macht einen aus Hackfleisch, füllt ihn mit Eiern und zack – fertig ist der falsche Hase! Diese Entstehungsgeschichte ist vielleicht frei erfunden, wir können uns aber sehr gut vorstellen, dass es genau so abgelaufen ist. Nicht frei erfunden hingegen ist dieses Rezept dafür.
4. Berliner Luft
Die Berliner Luft ist ja nicht unbedingt für ihren guten Geschmack bekannt. Dennoch ist das alte Berliner Dessert nach ihr benannt. Es besteht aus Weißwein, Zucker, Gelatine, Zitronensaft, Sahne und Himbeeren. Wer sich jetzt wundert: Ja, Berliner Luft ist auch ein Pfefferminzlikör, ihr Schnapsnasen! Aber der schmeckt eben nicht so cremig. Wie ihr aus den Ingredienzen luftige Luft bekommt, wird hier verraten.
5. Soleier
Noch ein original Berliner Rezept: Soleier. Das sind hartgekochte Eier, die in einer Salzlösung für mindestens einen Tag durchziehen und so länger haltbar sind. Man isst die Eier als Zwischenmahlzeit, zum Beispiel in Kneipen. Dazu schält man die Eier, halbiert sie, löst das Eigelb heraus, füllt die Mulde mit Öl, Essig und Pfeffer und setzt das Gelb wieder ein. Dazu wird in der Regel Senf gereicht. Dann werden die Eihälften mit einem Bissen verspeist. Klingt ein bisschen umständlich, ist aber eine echte Berliner Delikatesse.
6. Kalbsleber mit Äpfeln und Zwiebeln
Innereien sind ja bekanntlich nicht jedermanns oder -fraus Sache. Für alle, die keine explizite Leber-Phobie haben, hält die Berliner Küche eine Spezialität bereit. Die Süße der Äpfel verleiht diesem Gericht ihren ganz besonderen Geschmack. Wer's nachkochen will, findet hier die Anleitung.
7. Currywurst
Diese sehr besondere Bratwurst soll von der Berlinerin Herta Heuwer erfunden worden sein. Im September 1949, so erzählt man sich, wurde das erste mal eine Currywurst mit einer Soße aus Tomatenmark, Gewürzen und einer weiteren geheimen Zutat in Berlin-Charlottenburg verkauft. Und heute ist die Wurst das beliebteste Fast-Food-Gericht der Deutschen. Die Berliner haben ihr sogar ein Museum gewidmet. Rezept gibt's auch, aber frisch auf die Hand schmeckt's natürlich auch.
8. Königsberger Klopse
Es scheint fast, als hätten die Berliner eine kleine Schwäche für Hackfleisch. Die bekannten Klopse sind sind eine ostpreußische Spezialität und klassisches Sonntagsessen. Die Hackfleischbällchen werden traditionell in einer hellen Soße mit Kapern serviert, dazu gibt's Salzkartoffeln mit der obligatorischen Petersilie. Rezept? Hier entlang.
9. Hackepeter
Und noch einmal Hackfleisch! Wir sind wenig überrascht. Dieses mal wird es roh mit Zwiebeln serviert und unter anderem auch Fernfahrermarmelade oder Ferkelsushi genannt. Die Berliner nennen Mett schmeichelhafterweise Hackepeter. Und ja, auch aus Hackepeter, wird K... ihr habt es doch alle gerade gedacht! Die Anleitung für den perfekten Peter gibt es hier.
10. Eisbein
Eisbein ist das, was man im Winter in Berlin bekommt, wenn man sich länger als 90 Sekunden im Freien aufhält. Außerdem ist es auch die regionale Version der Schweinshaxe. Sie ist gepökelt und wird klassischerweise mit Erbsenpüree, Kartoffeln und Sauerkraut gereicht – berühmt ist sie für allerdings vor allem für ihre knusprige Kruste. Wer sich ans Zubereiten wagen möchte, findet hier ein Rezept.
11. Döner
Eine Sache darf in dieser Liste nicht fehlen und das ist ganz klar: der Döner! Zwar wird in Anatolien Fleisch schon seit hunderten von Jahren am Spieß gegrillt und anschließend im Fladenbrot verspeist, der erste deutsche Döner aber wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Berlin serviert. Vielleicht in Kreuzberg, vielleicht am Bahnhof Zoo. Sicher ist: Der Döner hat schon so manches Leben gerettet und ist der erfolgreichste Foodimport der Stadt. Ihr wollt ihn selbst machen? So geht's.