Die 11 schönsten Bahnstrecken in Berlin

Der Dezember ist bislang so grau und ungemütlich, dass wir lieber stundenlang Lichterketten entknoten würden, als freiwillig das warme Zuhause zu verlassen. Zum Radfahren ist es zu nass und zum Spazierengehen zu kalt, aber zum Glück gibt es ja noch Tram, Bus und Bahn. Wie gut, dass man es sich hier bei Schnee, Graupel und Minusgraden einfach gemütlich machen kann, während vor dem Fenster die malerische Kulisse des winterlichen Berlins vorbeizieht. Wir haben für euch die schönsten Öffi-Strecken ausgesucht, mit denen ihr die Stadt (neu)entdecken könnt, ohne euch dabei gleich eine fiese Erkältung einzufangen.

1. Tram M1 Schönhauser Allee bis Am Kupfergraben
Die ideale Strecke für alle Großstadtromantiker führt über die Kastanienallee zum Rosenthaler Platz und von dort aus an den Hackeschen Höfen vorbei weiter bis zur Friedrichstraße. In den Wagons drängen sich stylishe Expats auf dem Weg ins Sankt Oberholz, Studenten auf dem Weg zur Humboldt Uni und Freunde der Hochkultur auf dem Weg ins Theater.

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2. U1 Warschauer Straße bis Möckernbrücke
Von der Warschauer Straße passiert die U1 auf der Oberbaumbrücke die ehemalige Grenze und bietet einen fantastischen Ausblick auf die Spree. Vom Schlesischen Tor geht es weiter einmal quer durch Kreuzberg. Da auf dieser Strecke gefühlt doppelt so viele Kontrolleure unterwegs sind wie auf allen anderen, sei hier selbst dem risikofreudigsten Schwarzfahrer der Kauf eines BVG-Tickes ans Herz gelegt.

3. Bus 100 Zoo bis Alexanderplatz
Der Klassiker ist die günstige Alternative zur Stadtrundfahrt und bei sparsamen Touristen so beliebt, dass man sich am Wochenende schon ziemlich anstrengen muss, um einen der heiß umkämpften vorderen Sitzplätze im oberen Teil des Doppeldeckers zu ergattern. Die Strecke führt vom Alex an Brandenburger Tor, Schloss Bellevue und Siegessäule vorbei bis zum Bahnhof Zoo und dauert, wenn der Bus nicht Unter den Linden im Stau stecken bleibt, ungefähr eine Stunde.

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4. S75 Westkreuz bis Ostkreuz
Die Panoramastrecke fährt im Westen von Charlottenburg vorbei am Bahnhof Zoo durch den Tiergarten zum Hauptbahnhof. Im Osten weiter über den Alex entlang der Spree vorbei am Berghain bis zum Ostkreuz. Neben der tollen Aussicht bietet eine Fahrt mit der S75 zu jeder Tageszeit einen interessante Mischung aus aufgeregten Touristen und schlecht gelaunten Pendlern und darüber hinaus immer einen guten Anlass, um sich irgendwo zwischen großem Stern und Warschauer Brücke wieder daran zu erinnern, warum man irgendwann einmal in diese Stadt gezogen ist.

5. Bus 200 Zoo bis Alexanderplatz
Die zweite beliebte Touristenstrecke verkehrt ebenfalls zwischen Zoo und Alex, fährt allerdings nicht über den großen Stern sondern durch das Botschaftsviertel und am Potsdamer Platz und der Philharmonie vorbei.

6. Bus M19 Mehringdamm/An der Urania bis Grunewald
Wer mag, steigt schon am Mehringdamm ein, doch richtig spektakulär wird die Strecke erst kurz hinter der Urania. Bei einer abendlichen Fahrt über den hell erleuchteten Ku'damm kann man die geschäftige Vorweihnachtsstimmung genießen und sich ein bisschen so fühlen, als säße man in einem roten Doppeldeckerbus mit Blick auf die Londoner Oxford Street.

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7. U2 Senefelder Platz bis Vinetastraße
Im Sommer lohnt sich ein ausgedehnter Spaziergang entlang der Schönhauser Allee, vorbei am alten jüdischen Friedhof, der Kulturbrauerei und der wohl schönsten Kreuzung Berlins an der Eberswalder Straße. Im Winter genießt man lieber den Ausblick durch die Fenster der Hochbahn, die in knappen sechs Minuten einmal die Panoramastrecke des Prenzlauer Bergs hinter sich bringt.

8. U3 Wittenbergplatz bis Heidelberger Platz
Auf dieser Linie finden sich wahre Schätze unter der Erde. Die Bahnhöfe im Wilmersdorfer Bereich der U3 sind Meisterleistungen der Architektur und eigentlich viel zu schade, um einfach nur durchzufahren oder umzusteigen. Besonders der Bahnhof Heidelberger Platz mit seinen kathedralenartigen Deckengewölben ist so mühevoll gestaltet und verziert, dass es sich lohnt, hier die ein oder andere Bahn zu verpassen, um die Pracht und das Flair des frühen 20. Jahrhunderts eine Weile auf sich wirken zu lassen.

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9. Ring 41 und 42
Die Ringbahn hat gegenüber allen anderen Linien einen ganz klaren Vorteil: Wer nicht aussteigen will, kann einfach bis Betriebsschluss im Kreis fahren. Ansonsten reicht eine Stunde aus, um mit S41 (mit dem Uhrzeigersinn) oder S42 (gegen den Uhrzeigersinn) einmal fast alle Stadtteile des inneren Rings zu durchqueren und sich einmal wieder darüber klarzuwerden, dass diese Stadt mehr zu bieten hat als nur den eigenen Kiez.

10. Bus M29 Hermannplatz bis Roseneck
Weil die Berliner Morgenpost den M29 wegen vereinzelter Gewaltausschreitungen auch schon mal als „Bus der Hölle“ bezeichnete, werden vorsichtige Touristen und ältere Herrschaften aus dem Westen diese Linie wohl eher meiden. Dabei bietet der M29 einen großartigen Überblick über das alte Punkerherz von Kreuzberg 36, fährt vorbei am Görli und über die Oranienstraße bis zum Checkpoint Charlie, bevor er sich über den Ku'damm in den gutbürgerlichen Teil der Stadt vorwagt und schließlich im Grunewald landet.

11. U8 zwischen Samstagnacht und Sonntagmorgen
Die U8 gilt nicht unbedingt als klassische Schönheit unter den U-Bahnstrecken der Stadt, schließlich verkehrt sie ausschließlich unterirdisch und der Blick aus dem Fenster bietet nichts weiter als karge Tunnelwände. Interessant macht die U8 erst ihr Publikum, besonders wenn am Wochenende das Partypublikum zwischen Hermannstraße und Gesundbrunnen unterwegs ist. Die Wagen riechen, als hätte jemand die psychedelisch gemusterten Polster mit Schnaps imprägniert, es gibt jede Menge Live-Musik und wer einmal die ganze Strecke von Süden nach Norden fährt, lernt einiges über die gebrochene Seele der Großstadt. Hier zeigt sich das Berliner Nachtleben in all seinen Facetten, zwischen überschwänglicher Euphorie, katastrophalen Abstürzen und menschlichen Dramen.


Titelfoto: © Jens Oellermann; Bus 100: © Paul Easton/flickrCC, Rosenthaler Platz: © Christian Cable/flickrCC, Grunewald: © Nora Tabel, Heidelberger Platz: © Stadtlichtpunkte/Wikimedia Commons, Hermannplatz: © Charlott Tornow

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