"Im Augenblick gammele ich." – Dirk von Lowtzow im Interview

Im Rahmen des zeitgenössischen Kunst- und Kulturfestivals Foreign Affairs treten am 07.07. auch Phantom Ghost alias Dirk von Lowtzow und Thies Mynther auf. Von Lowtzow, sonst Sänger von Tocotronic, singt auf Englisch und noch tiefer als sonst. Wir haben ihm ein paar Fragen gemailt.

Wie geht’s, was machst du gerade?
Danke, sehr gut. Im Augenblick gammele ich.

Im Programm steht über euren Abend, Phantom Ghost "extemporieren mit großer Geste und zitieren dabei das klassische Broadway-Musical ebenso wie die Dichtung des viktorianischen Zeitalters oder die Psychoanalyse von Sigmund Freud". Das liest sich wahnsinnig kompliziert. Kannst du mir nochmal erklären, was ihr da genau macht? (Stell dir gern vor ich bin 12 Jahre alt, bin ich auch).
Das glaube ich Dir nicht. Ein 12-jähriger Mensch würde den Programmtext nämlich nicht kompliziert finden. In der Kurzfassung: Wir spielen alle unsere Hits aus 15 Jahren in den Klavierversionen und werden dabei von einigen alten Freunden und neuen Bekanntschaften unterstützt. Es wird lustig und trägt zur Versöhnung aller mit allem bei.

Warum drückt sich die Hochkultur eigentlich immer so kompliziert aus?
Damit die Kinder sie verstehen und die Erwachsenen nicht.

Magst du mir dein Lieblingsfremdwort verraten?
Es sind derer drei: Fuck.it.all.

Kannst du was zu der Arbeit an sich sagen? Habt ihr extra Songs dafür geschrieben oder wurde eher um eure Songs herum inszeniert?
Letzteres ist der Fall.

Wo liegt für dich der Reiz bei so einem Projekt?
Eine Art Festival im Festival zu organisieren. Sozusagen ein quatschiges Anti-Bayreuth, in dem statt Wagner Jacques Offenbach gespielt wird.

Phantom Ghost; Thies Mynther; Dirk von Lowtzow; Cosima von Bonin

Zur letzten Tocotronic-Platte hattet ihr ja auch schon ein Plüschtier als Maskottchen, in der Performance spielen Plüschtiere auch wieder eine Rolle. Kannst du dich noch an dein allererstes Plüschtier erinnern? Wie hieß es und hast du es noch?
Es war ein Esel und er hieß originellerweise "I-Ah".

Sagst du eigentlich Stoff-, Kuschel-  oder Plüschtier?
Stofftier.

Ganz privat: Wann hast du zum letzten Mal in ein Stoffplüschtier geweint und weißt du noch warum?
Das passiert leider ziemlich regelmäßig, wenn ich schlimme Alkohol-Katerdepressionen habe.

Ich empfinde dich bei Phantom Ghost irgendwie anders als bei Tocotronic – eher dandyhaft. Es wirkt so, als würdest du hier eine Rolle spielen. Begreifst du deine unterschiedlichen Arbeiten auch als unterschiedlich „gespielte“ Rollen?
Nein, Rollen sind das eigentlich nicht. Es ist nur so, dass ich bei Phantom Ghost die Hände frei habe, um herumzufuchteln. Das mache ich aus Verlegenheit und das wirkt dann, glaube ich, "dandyhaft". Schauspielerisch bin ich eigentlich nicht sonderlich begabt, wie in unserem Lied "Thrown out of Drama School" ja bereits gebeichtet wurde. Aber die Erfahrung von guter Pop-Musik führt ja fast zwangsläufig dazu, jemand anderes sein zu wollen, als man selbst ist. Wenn sie das nicht tut, ist sie meiner Ansicht nach so stinköde wie das Wesen, das man eben selbst ist.

 

Phantom Ghost | 07.07.2014 | Haus der Berliner Festspiele | Beginn: 21:00 Uhr | Eintritt: 25 Euro

Hier findet ihr das weitere Foreign-Affairs-Programm: Performing Pop & Konzerte

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Titelfoto: © Jutta Pohlmann
Phanton Ghost mit Masken: © Cosima von Bonin
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