Montag, 14.10. 'Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten' Lesung – Prince Charles (und ein Interview mit Tim Renner)
Die Faszination für Popmusik hält nun seit über 60 Jahren an. Da sind die Träume derer, die vor dem Spiegel stehen und Posen üben, und der Voyeurismus der anderen, die im Raum hinter dem Spiegel sitzen und ihnen dabei zusehen. Tim Renner ist quasi ein Spiegelputzer genau dazwischen. Als ehemaliger Geschäftsführer von Universal Music, Entdecker von Element of Crime und Rammstein, Gründer von Motor FM und jetzt Manager von Westernhagen hat er natürlich ein paar abendfüllende Geschichten und Thesen im Nachtschränkchen, die er gern teilt. Für sein drittes Buch »Wir hatten Sex in den Trümmern und träumten« hat sich Herr Renner Jungblutunterstützung bei Sarah Wächter geholt. Mit ihr hat er das Buch geschrieben. Tim hat uns, kurz bevor die Frankfurter Buchmesse ihn aufgegessen hat, noch ein paar Fragen beantwortet.
Du hast das Buch mit deiner Angestellten Sarah Wächter geschrieben, hattest du dann das letzte Chefwort? Wie habt ihr gearbeitet? Was wusste Sarah, was du nicht wusstest?
Sarah ist so wie die neue Popindustrie sein sollte: Jung, kleinteilig organisiert (sie hat sich von Motor ausbilden lassen, sich aber später als Selbständige allein auf den Weg gemacht), schlau und hartnäckig. Deshalb war sie ein idealer Sparringspartner für mich als „alten Hasen“ aus den großen Systemen. Ein letztes Wort gab es bei uns beiden nicht, dafür haben wir einiges voneinander gelernt und lassen den Leser daran teilhaben.
Bei Amazon gibt es ja die Kategorie, "Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch..". Welche Bücher wünscht du dir in eurem Umfeld?
John Niven: „Kill Your Friends“, Berthold Seeliger „Das Geschäft mit der Musik“, Tino Hahnekamp „So was von da“, Tim Renner „Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm…“, Die Bibel.
Der Titel hat ja eine nostalgischen Unterton, gibt es konkret Dinge, die du heute im Pop vermisst?
Die Unschuld! Der Vorteil ist, dass der Künstler heutzutage viel mehr Unabhängigkeit hat, doch er muss mehr wissen und verliert natürlich dabei an Unschuld. Auch unser Buch wird ihn stärker machen, aber sogleich auch manchen Musiker entjungfern.
Wo und was wird heute "gefummelt" und geträumt?
Wir fummeln und träumen doch alle noch an und von der großen Selbstverwirklichung. Der Unterschied ist nur, dass uns keine gigantischen Kosten und unüberwindbar große Systeme davon mehr abhalten können, wirklich das umzusetzen, was wir wollen. Unser Buch soll in diesem Sinne Mut machen. Aufs Fummeln muss halt auch mal der Sex, also die Umsetzung der Wünsche, folgen, sonst hat es sich irgendwann ausgeträumt…
Warum hast du mit deinem Popverständnis (vor und hinter den Kulissen) nie selbst Musik gemacht? Oder etwa doch?
Natürlich hatte ich eine Gruppe. Sie hieß 'Quälende Geräusche' und klang auch so.
Miley Cyrus hat gerade Post von Sinead o'Connor bekommen. Wenn du Miley eine Twitternachricht schicken müsstest, was würdest du ihr schreiben?
Bettina, bitte zieh Dir etwas an.
Und zum Schluss: Welche Platte möchtest du gern im nächsten Jahr hören?
Eine deutschsprachige Platte, die Virgina Jetzt! mit den The Jeremy Days als generationsübergreifendes Pop-Projekt aufnimmt. Erstmal müssen beide Bands aber die Reunion hinbekommen.
Daraus wird leider nix.
Heute Abend ab 20.00 Uhr lesen Tim und Sarah aus ihrem Buch im Prince Charles. Der Eintritt ist frei und das Buch könnt ihr hier bestellen.