Montag, 12.08. "Kohlhaas oder die Verhälltnismäßigkeit der Mittel" – Filmtheater am Friedrichshain

„Wären alle Filme so, wäre ich wahrscheinlich Schauspieler geblieben“, schreibt Robert Gwisdek bei Facebook über „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ und kündigt damit gleichzeitig auch noch an, seine Karriere als Darsteller in Film und Fernsehen erst einmal an den Nagel zu hängen. Nachdem wir „Kohlhaas“ sehen durften, verstehen wir, was er damit meint und hoffen mit ihm auf weitere grandiose Projekte dieser Art. Vielleicht kann Regisseur Aron Lehmann dafür sorgen, dass neuer Schwung ins deutsche Kino kommt. Im Interview hatten wir den Eindruck, dass er das vorhat.

In der letzten Woche hat es „Kohlhaas“ also auf die Kinoleinwand geschafft und läuft in fünf Berliner Lichtspielhäusern. Erzählt wird die Geschichte von dem jungen Regisseur Lehmann (Robert Gwisdek), der die Novelle „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist verfilmen will. Lehmanns Crew ist hoch motiviert, alle sind bereits am beschaulichen Drehort auf dem Lande angekommen und es kann losgehen. Doch ein Anruf durchkreuzt sämtliche Pläne. Die Finanzierung des Projekts ist gestorben: Keine Fördergelder, keine Unterkünfte, keine Pferde. Stattdessen gibt es lange Gesichter bei der Crew, einen Bürgermeister, der seine Hilfe zwar anbietet, aber nicht so selbstlos ist, wie er tut, und jede Menge Gratiskühe.

Im Interview verrät uns Regisseur Aron Lehmann, dass die Situation, in der sich seine Hauptfigur Lehmann befindet, für viele Low-Budget-Produktionen ziemlich exemplarisch ist: „Der Kohlhaas-Film spiegelt wider, was Filmemacher im Independent-Bereich immer wieder erleben. Man hat eine Vision im Kopf, aber nur begrenzte Mittel. Und meistens reichen die Mittel für die Vision nicht aus. Dann muss man seine Vision kleiner machen und wenn man dann die Vision den Mitteln angepasst hat, fragt man sich: Ist das noch der Film, den ich machen wollte?“ Dass „Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel“ letztlich so geworden ist, wie er werden sollte, spürt man an allen Ecken und Enden und in jedem noch so kleinen und schlichten Detail.

Wahrscheinlich ist es die Seele der Idee, der wir da auf der Leinwand zusehen dürfen, denn der echte Lehman legt darauf großen Wert: „Ich sag immer: Erst die Seele des Films, dann die Form. Wenn die Seele stimmig ist, ist es nicht so tragisch, wenn die Form sich verändert.“ Dass das so gut funktioniert, liegt natürlich auch an dem großartigen Ensemble, das die Arbeit am Set sehr genossen hat und sofort Feuer und Flamme für das Kohlhaas-Projekt war. „Die Schauspieler haben sofort zugesagt. Einfach weil sie gesehen haben, dass sie in diesem Projekt richtig spielen und sich frei entfalten können“ erzählt Aron Lehmann mit berechtigtem Stolz.

Dass der Film überhaupt entstehen konnte, verdanken wir auch Aron Lehmanns Heimatdorf, das maßgeblich an der Produktion beteiligt war. Zwar nahm die Dorfpolizei den Schauspieler Thorsten Merten vorübergehen und aus Versehen fest, doch dafür kochten die anderen Dorfbewohner ein leckeres Catering, alte Fußball-Kollegen besorgten einfach mal so das benötigte Feuerwehrauto und die eine oder andere Kuh stellte sich sogar als Reitpferd zur Verfügung. Das ist Leidenschaft und so geht Teamarbeit. Diese auf Zelluloid gebannte Leidenschaft solltet ihr euch unbedingt ansehen. Vielleicht gleich heute Abend im Filmtheater am Friedrichshain?

Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel | Filmtheater am Friedrichshain | 17:30, 19:30, 21:30 Uhr

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