Mittwoch, 27.02. Claudius Seidl liest aus "Schaut auf diese Stadt" – Mindpirates e.V.

© Matze Hielscher

Ich behaupte, dass wenn alle Journalisten so schreiben könnten wie Claudius Seidl, es keine Krise der Printmedien gebe. Seinen Artikel über den letzten Batman Film in der FAZ zum Beispiel, deren Feuilleton Chef er ist, liegt noch immer auf unserem Wohnzimmertisch. Weil er so poetisch ist. Weil er so klar ist. Während einer Premiere in Aurora hat ein Wahnsinniger ins Publikum geschossen. Seidl stellt in seinem Artikel den Superhelden und den Schurken in den Hintergrund und setzt das Kino in die erste Reihe. Er braucht nur wenige Sätze, um diesen so komplexen Ort passgenau zu beschreiben und gibt der Tragödie damit einen völlig neuen Blickwinkel. 

Er schreibt: "Denn darum geht es ja, wenn wir im Kino sind: Im Schutz der Dunkelheit wagen sich die Emotionen aus der Deckung, und unsere Sinne legen ihre Panzer ab. Man öffnet die Augen und die Ohren, und wenn der Film nicht absoluter Schwachsinn ist, dann öffnet man auch sein Herz. Man tut das, weil man berührt (und vielleicht auch durchgeschüttelt) werden will: aber ganz bestimmt nicht verletzt."

Am Mittwoch liest er aus seinen Sammlungen von Kurzgeschichten über Berlin. Dass es sich dabei nicht immer um Lobhudeleien handelt, kann man schon am Titel des Buches erlesen. "Schaut auf diese Stadt: Neue Geschichten aus dem barbarischen Berlin". Es geht um Staunen, wenn man hier neu ist, um Dinge die man nicht versteht, Menschen die man nicht versteht. Und da dies genau die große Stärke von Claudius Seidl ist - Kompliziertes poetisch und unfassbar zu machen - empfehle ich diese Lesung.

Die Umgebung könnte besser nicht sein, denn eingerahmt wird Claudius Seidl von den bereits empfohlenen Berlin Fotografien von Ralf Schmerberg.

Beginn 19.30 Uhr

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