40 DAYS OF EATING 2015 #16 – Long March Canteen

Für Maria und Sophia geht es heute auf eine lange Reise nach China, äh Kreuzberg. In der Long March Canteen kann man richtig gut und original südchinesisch essen, also alles andere als Reis mit Scheiß und Bratnudeln gibt.

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1. Maria, erzähl von deinem Tag.

Da ich offensichtlich dumm bin, habe ich von der heutigen Location in Kreuzberg tatsächlich noch nie gehört. Der Kopp ist voll, die Beine schwer, die Arbeit zieht sich in die Länge: Ich schaffe es nicht rechtzeitig und bitte Sophia und Fotografin Caro, schon mal vorzuglühen. Die beiden nehmen dieses Angebot dankend an. Im Laden angekommen, kullern mir fast die Augen raus: "Ach, hiiiier ist das! Hä? Was machst du denn hier?" Es begrüßt mich freudestrahlend: Ero. Mit dem alten Gauner habe ich vor vier Jahren schon im King Size auf den Tischen/Tresen getanzt, als er im Grill Royal gearbeitet hat und ich im King Size hinter der Bar stand und den Alkoholpegel in Mitte konstant hochgehalten habe.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

Irgendwo zwischen Südchina und Japan: Long March Canteen.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich kann kaum schreiben, ohne wässrige Augen zu bekommen. Heute ist einfach nur genial (können wir eventuell auch mal 40 Days of March Canteen machen?). Die südchinesische Küche hebt sich deutlich von den üblichen chinesischen Restaurants mit Drehtisch ab: Das Prinzip "Da waren die Augen wieder größer als der Magen" wird hier total ausgenutzt. Die Vorspeisen kommen auf einem Wägelchen und präsentieren ausnahmslos alle der hier angebotenen südchinesischen Spezialitäten. Um uns ein umfangreiches Urteil über die gigantische Karte bilden zu können, nehmen wir – richtig – viel. Das Auge wählt aus: Ochsenbäckchen (sehr fest gegart, fester Biss. Erinnert mich sehr an Knorpel, wovon ich nicht so Fan bin). Todesmutig wird außerdem noch Qualle ins Mäulchen gestopft (schmeckt voll gut!), gefolgt von Entenzungen (Achtung, es gibt ein Knöchelchen in der Mitte) sowie schleimige Okraschoten mit geraspeltem Uralt-Steinfisch (genau so steht es auf der Karte, nicht!) und Bonito-Flocken oben drauf, die Sophia genussvoll verzehrt. Ich finde die oll. Sophia: "Jaja, 'ne Qualle essen, aber 'ne Schote ekelhaft finden." Es folgt: die Weinbegleitung durch unsere liiieeebreizende Servicekraft. Sophia ist sofort schockverknallt und nur noch am Grinsen. Ich nutze ihren Zustand aus und stopfe derweil mit der einen Hand Dumplings in mich rein, mit der anderen Hand fülle ich die Kellnerin mit dem Weißwein ab.

4. Wie ist der Service dort?

Ich muss zugeben: Heute bin ich total gestresst, meine Kreativität hat sich von meinem Körper gelöst und ich ziehe sie mehr wie eine Schleppe hinter mir her. Nichts geht mehr, aus die Maus. Ende Gelände. Ich schlurfe mehr in das Restaurant, werde aber am Eingang nicht nur außerordentlich freundlich und persönlich begrüßt, sondern auch direkt von Ero umarmt. Wir und die Tische neben uns werden äußerst flink mit Nahrung und Getränken versorgt. Plus: Wir freunden uns mit der Hälfte der Belegschaft, die wir noch nicht kennen, an.
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5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Hier ist alles offen: Küche, Dampfküche, Service. Nicht nur die Dumplings werden gesteamt, sondern auch die Gäste. Es herrschen subtropische Zustände. Die Einrichtung ist sehr düster und erinnert an eine verwinkelte Gasse. Den Alltag lässt man hier definitiv draußen und wir vergessen volle Kanne die Zeit. Eine willkommene Abwechslung zu Felix, der ollen Butterbirne.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Eher jung und weltoffen als konservativ.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Mit Personen in den Wechseljahren. Es ist doch schon sehr warm hier.
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8. Worüber habt ihr gesprochen?

Es gibt wildes Geschnatter. Mit Caro, mit Ero und mit Nathalie, unserer Kellnerin. Wir reden über Vergangenes und Weinausbildung, Über das Essen natürlich, über Kinder, Ochsenbäckchen, Quallen, Wein und so weiter. Es wird viel geredet und viel getrunken und noch mehr gegessen.

9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?

Sophia hat irgendeinen Fimmel mit Coladosen.

10. Das Beste an diesem Essen...

Die Dumplings.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Natürlich ist so ein Abend immer extrem von allen möglichen Faktoren abhängig: Laune, Laune und Laune und auch die Laune ist entscheidend. Wir hatten denkbar günstige Vorraussetzungen und einen fantastischen Abend.

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1. Sophia, erzähl von deinem Tag.

Heute fällt mir ein Stein vom Herzen, der so groß ist wie der Mond! Der riesige Batzen Arbeit, der mich in den letzten zwei Wochen so auf Trapp gehalten hat, ist endlich weg. Ich kann es kaum fassen und bin unfassbar glücklich und stolz auf unser Team. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich die besten Kollegen der Welt habe? Nicht? Also, ich habe ja die besten Kollegen der Welt! Die sind nicht nur schlau und kreativ, sondern ich bin mir ziemlich sicher, dass die auch mit Abstand die schönsten Kollegen sind, die man sich vorstellen kann. Danke ihr Lieben, es war mir wie immer ein Fest, mit euch zu arbeiten! Auf dem Weg ins Restaurant verlaufe ich mich erst einmal in Kreuzberg. Ja, richtig gelesen: Ich verlaufe mich! Peinlich! Man könnte es auf das halbe Bier schieben, das ich mir zur Feier des Tages mit meinen Kollegen reingezwitschert habe. Oder ich gebe einfach zu, dass mein Orientierungssinn quasi nicht vorhanden ist.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

In der Long March Canteen in Kreuzberg. Kenn ich schon, denn hier haben meine Kollegen und ich bereits Weihnachten gefeiert.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Hier wird südchinesische Küche geboten. Die Vorspeisen suchen wir nach einem einzigen Kriterium aus: Was die Bloggerin nicht kennt, wird gefuttert. Und plötzlich essen wir also Ochsenbäckchen (nicht so meins) und Qualle. Außerdem gibt es noch Okraschoten mit Bonito-Flocken. Okra hat ja immer ein bisschen was Schleimiges, aber eigentlich sind die echt super. Uns wird gesagt, dass wir unbedingt die Entenzungen probieren sollen. Wollen die uns verarschen?! Nö, also gibt es Entenzungen. Wenn man schon Tiere isst, dann kann man ja wenigsten alles essen, oder nicht? Weiter geht die kulinarische Fahrt: Es gibt Dumplings mit Schrimp-Füllung, wir basteln Wraps mit Ente (neues Lieblingsessen!) und essen Speck mit Minze. Heute gilt wieder: Viel hilft viel. Also gibt es noch schwarze Beef-Dumplings und die wohl besten Teigtaschen der Welt: Wasserkastanie, Schwein und Lachskaviar. Zum Glück ist Maria schon satt, also kann ich die kleinen Racker ganz alleine essen. Unfassbar lecker! Fotografin Caro ist beeindruckt von meinen Dumpling-Ess-Skills und ich mache dumme Coladosenwitze. Und natürlich gibt es viel viel viel Wein. Die Stimmung steigt und beim Dessert sind wir bereits ziemlich lustig unterwegs. Allerdings erfordert die Nachspeise ein kleines bisschen Fingerspitzengefühl: Gezuckerte Bananen-Dumplings werden in kaltes Wasser geworfen, woraufhin die Zuckerschicht hart wird und man ein außen knackiges, innen weiches Bananen-Dumpling-Dingsbums erhält. Im Prinzip kein Problem, nur stellen wir uns irgendwie ziemlich doof an und die Dinger landen überall, nur nicht in unseren Mündern.

4. Wie ist der Service dort?

Ich werde direkt abgeknutscht. Volle Möhre und ohne Vorwarnung. "Nett hier", denke ich mir. Der Herr hat mich allerdings mit Maria verwechselt. Macht ja nichts, ich freue mich trotzdem über die überaus freundliche Behandlung. Wer denkt, dass das aber schon alles war, der irrt! Der Service hier ist echt nett und unsere liebreizende Kellnerin übertrifft sich heute selbst! Mit ihrer lockeren und doch professionellen Art gewinnt sie sofort unser Herz und wir wollen, dass sie unsere neue beste Freundin wird. Sie kennt sich aus mit Wein, mit Essen und ist superlustig! Außerdem empfiehlt sie uns den wohl besten Haselnussschnaps der Welt. Ok, vielleicht soll sie doch nicht unsere beste Freundin werden, vielleicht heirate ich sie einfach gleich.
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5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Die Deko ist ja schon echt der Hammer hier, allerdings empfiehlt es sich, eher im Bikini statt im Wollpulli herzukommen, denn es ist verdammt warm. Liegt wohl an der offenen Küche und an der Dumpling-Dampfstation mitten im Gastraum. Schön anzusehen, aber eben auch schön warm.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Eher junge Grüppchen und Pärchen, die sich gerne mal was gönnen und mit neuen Geschmäckern experimentieren.

7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Mit Menschen, die eher schnell schwitzen. Könnte unappetitlich werden.

8. Worüber habt ihr gesprochen?

Viel über Wein, guten Service und die liebe Familie. Wir quetschen Caro ja immer gerne über ihr Familienleben aus. Und überhaupt haben wir heute einfach nur eine richtig gute Zeit. Worüber redet man an einem tollen Weiberabend? Über alles und nichts.

9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?

Maria kennt ja wirklich jeden.

10. Das Beste an diesem Essen...

Die letzten Dumplings mit der Füllung aus Wasserkastanien, Schwein und Lachskaviar.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Das ist echt der perfekte Abschluss für so eine anstrengende Woche! Maria, Caro und ich haben so einen Spaß, wir hängen sogar noch ewig vor dem Restaurant auf der Straße ab und albern rum. Irgendwann merke ich auch gar nicht mehr, wie fertig ich eigentlich bin.

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Beim letzten Mal waren die Zwillinge bei Lucky Leek essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.


Location: Long March Canteen, Wrangelstraße 20, 10997 Berlin
FotosCarolin Weinkopf
Text: Maria und Sophia Giesecke

Mit freundlicher Unterstützung von Fissler

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