40 DAYS OF EATING 2015 #15 – Lucky Leek

Nach ihrer fast zweiwöchigen Tour de Fleisch satteln die Zwillinge heute auf veganes Essen um. Das Lucky Leek gibt es seit 2011 und serviert seitdem ausgefallene, vegane Küche.

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1. Maria, erzähl von deinem Tag.

Die Verwahrlosung setzt ein. Die Katze ist zum Glück nach wie vor ein halbwildes Tier und kann sich auch mal selbst durchs Leben schlagen. Ist es dem smarten Vieh doch gelungen, sämtliche Kindersicherungen, Verschlüsse und doppelwandigen Verpackungen zu öffnen oder durchzuknabbern (ich glaube, das Tier hat doch einen opponierbaren Daumen), sieht es bei mir nicht ganz so rosig aus. Das Säubern meiner Wohnung erfolgt nur noch nach dem "Mach ich später"-, "Schublade auf, Krempel rein"- oder "Häufchen bilden"-Prinzip und die Waschmaschine staubt auch so vor sich hin. Habe ich früher noch immer behauptet, dass es so etwas wie Multitasking nicht gibt, werde ich jetzt aufgrund meiner Lebensumstände volle Kanne dazu gezwungen: Telefonieren und Mailen gleichzeitig? Kein Problem! Das Telefon noch am Ohr geht es heute nach Prenzlauer Berg, endlich mal vegan! Wie gestern im Solar schon angemerkt, habe ich genug vom Tierverzehr.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

Schickimickivegan im Lucky Leek.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Wir bestellen grüne Smoothies als Vorspeise. In den Getränken ist viel grünes Zeug drin, sodass sie ziemlich frisch, wenn auch etwas süß schmecken – wurde wohl mit Rohrzucker nachgeholfen. Es folgt: der Gruß aus der Küche. Diesen nehmen Fotografin Tabea, die auch sonst vegan lebt, und ich, nur allzu gern entgegen. Sophia ist nicht da, die hat noch Agentur. Tabea und ich sind uns einig, dass der Gruß meeegagut ist: Tofu im leckeren Würzsaft auf Kimchigedöns und Rote-Beete-Mousse mit Walnuss oben drauf. Wirklich außergewöhnlich fein abgeschmeckt und sehr apart. Das alles kunstvoll in einem Porzellanlöffel angerichtet, trotzdem hätte ich es lieber in einem riesigen Napf serviert bekommen. Die Vorspeise ist vielmehr eine Vorspeisenplatte: Sellerie-Sashimi, Kürbiskern-Praline, Estragon-Mayonnaise und Pak Choi. Bis jetzt war alles kalt/lauwarm und sehr fein im Geschmack. Sophia trudelt ein und bekommt auch noch schnell den 1. Gang serviert. Sie schaufelt die zarten Gebilde in sich rein. Hunger, offensichtlich! Ich bin, ehrlich gesagt, total zufrieden, es folgt aber noch ein Hauptgang: Sophia nimmt irgendwas mit Blumenkohl (Blumenkohl scheint der neue Grünkohl zu sein) und ich bestelle was mit Seitan, das muss man hier mal probiert haben, wird mir gesagt. Ich bin, ehrlich gesagt, kein großer Fan von Fleischnachbildungen (vegane Wurst, etc. finde ich voll bäh) und leider gibt mir das hier auch wieder Recht: Der Seitanbatzen ist riesig und etwas trocken auf Dauer. Idee: Soße nachbestellen. Geschmacklich wurde hier nicht mit Kreuzkümmel gegeizt, muss man also mögen. Ich schaffe nicht alles, weil es einfach zu viel ist, klaue aber, zugegebenermaßen, auch viel Trüffelrisotto von Tabea. Das Dessert wird eingepackt (nicht ohne vorher ordentlich darin rumzupokeln) und mit nach Hause genommen.

4. Wie ist der Service dort?

Man will hier chic sein. Demnach übt sich der Service auch an der eher klassisch-konservativeren Variante, bricht aber ab und zu aus. Sätze wie "Das kannst du aber noch aufessen!" lassen einen leicht väterlichen Vibe durch den Raum schwirren und ich bin erst irritiert, dann entzückt. Der Mann versteht sein Handwerk, erklärt alles sehr ausführlich und als Cocktailkirsche obendrauf gibt es Berliner Schnauze (ganz wenig!).

5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Ich bin hart neidisch auf die riesigen Holzfenster – man ist ja in Berlin einiges an Prunkbau gewöhnt, aber die schießen den Sellerie echt ab. Ansonsten ist mir die Einrichtung etwas zu "deutsch"-bürgerlich. Die Stühle könnten auch gemütlicher sein, aber die Stimmung ist angenehm: sehr ruhig, alle reden leise, Klaviermusik füttert die Ohren. Ich finde es super, dass es hier nicht nur Tofu in 50 verschiedenen Aufstrichvariationen gibt, sondern wir hier eine echte Alternative zur spitzenmäßigen Fleischküche der letzten Folgen gefunden haben.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Watt älter, definitiv aus der Gegend, jedoch ohne Joggingoutfit, sondern eher in gemütlicher Bio-Baumwoll-Montur. Es sind nicht viele Tische besetzt. Das sollte sich durchaus mal ändern, es lohnt sich wirklich.
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7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Mit Ronny, der ohne Leberwurst nicht kann.

8. Worüber habt ihr gesprochen?

Wir alle vermissen die Sonne sehr. Heute höre ich (ausnahmsweise) auch mal viel zu und werde ein bisschen emotional bei den Geschichten, die heute so "angeschnitten" werden. Bisschen viel Essensmetaphern in letzter Zeit, wa? Berufskrankheit.

9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?

Faszination veganer Feta: Während ich komisches Nachbauessen nicht so mag, hat Sophia oooordentlich rein. Und sieht dabei verdammt glücklich und niedlich aus.

10. Das Beste an diesem Essen...

Der Tofugruß aus der Küche. Bitte mehr. Bitte. Jetzt wäre super.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Sophia liebt Blumenkohl. Es könnte sein, dass sie, wenn ihr sie mal auf euren Geburtstag einladet, statt eines Straußes Blumen einen Blumenkohl mitbringt. Hat sie schon mal gemacht, ich schwöre. Und ich bin nicht süß! Ich bin wild und gefährlich.

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1. Sophia, erzähl von deinem Tag.

"Ich kann heute nicht kommen", schreibe ich Maria zum gefühlt 10. Mal heute. Denn ich stecke im Büro fest, diese eine Sache will ich unbedingt noch zu Ende machen und deswegen schaffe ich es beim besten Willen nicht rechtzeitig ins Restaurant. Wie hat das damals vor einem Jahr bitte alles geklappt? Da hatte ich ja – verglichen mit diesem Jahr – so unfassbar viel Zeit. Und wie oft hatte ich bitte absolut kein Verständnis für Maria, als sie länger in der Agentur feststeckte und zu spät kam? Null Verständnis hatte ich. Schön doof war ich damals. Jedenfalls bin ich ganz plötzlich fertig mit der Arbeit. Uff, das habe ich nicht kommen sehen, also schwinge ich mich doch noch auf meinen fliegenden Besen und düse Richtung Prenzlauer Berg. Und jetzt habe ich eine Frage an euch: Woran merkt man, dass man im Prenzlauer Berg ist? An den tiptop ausgestatteten Joggergruppen, die hier zur Feierabendzeit durch die Straßen wetzen. Mit Lampen auf dem Kopf.

2. Wo habt ihr heute gegessen?

Heute wird's vegan im Lucky Leek im sportlichen Prenzlauer Berg.
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3. Was hast du bestellt und wie hat das geschmeckt?

Ich bin eine ganze Stunde zu spät! Als ich das Lucky Leek betrete, guckt mich eine zutiefst zufriedene Maria mümmelnd an und brüllt: "Komm sofort her, das ist ja so lecker!" Netterweise bekomme ich auch noch eine Vorspeise: Sellerie-Sashimi, Kürbiskern-Praline, Estragon-Mayonnaise und Pak Choi. Schmeckt wirklich sehr frisch und lecker und wird von mir geradezu weginhaliert. Ich muss ja aufholen! Die Hauptspeise ist dann auch wieder so irre vielseitig: Tandoori-Blumenkohl, schwarze Reisnudeln, Safran-Kürbis-Soße, Pak Choi und Feta-Päckchen. Wie jetzt? Veganer Feta? Ja, es gibt veganen Feta und er schmeckt fantabulös! Irgendwie salzig und cremig und käsig und doch neu. Maria und ich sind trotzdem beide ein bisschen neidisch auf das Risotto mit Trüffeln von Fotografin Tabea. Ich liebe Risotto und Trüffel! Zum Dessert gibt es eine kleine Schokopraline mit Schokokuchen und einen Löffel aus Biscuitteig. Irre! Also, auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. 100 Punkte für den Kekslöffel. Der ist zwar nur Deko und eignet sich nicht als Kuchenschaufel, aber ich applaudiere trotzdem. Bisschen Lob muss ja auch mal sein.

4. Wie ist der Service dort?

Lockerflockig werden wir durch den Menü-Dschungel geleitet und Erklär-Bär wird nicht müde, uns die einzelnen Speisen genauestens zu erklären.
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5. Was gefällt dir an dem Restaurant besonders, was nicht?

Die große Bar in der Mitte des Raumes schafft eine lockere Atmosphäre und lässt das Lucky Leek nicht zu verstockt wirken. Ich mag es ja, wenn man gehobene und gute Küche in einer ungezwungenen Umgebung zu sich nimmt. Wenn es zu etepetete wird, dann fühle ich mich schnell etwas deplaziert. Besonders toll sind hier aber die Fenster! Riesengroß und alt und so wunderschön, nur leider hinter Vorhängen und einer riesigen Markise versteckt.

6. Wie würdest du die Menschen in dem Restaurant beschreiben?

Pärchen um die 30 und eher kleinere Grüppchen, gerne auch bisschen älteres Semester.
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7. Mit wem würdest du definitiv nicht hierher kommen und warum?

Mit passionierten Fleischessern. Dumme Gespräche darüber, ob das jetzt eine richtige Mahlzeit ist, obwohl ja gar kein Fleisch auf dem Teller liegt, braucht kein Mensch! Wenn ihr eurem veganen Lieblingsmenschen ein ganz tolles Geschenk machen wollt: ein 5-Gänge Menü gibt es für 49 Euro.

8. Worüber habt ihr gesprochen?

Kalifornien, immer wieder Kalifornien! Tabea, Maria und ich wollen zusammen abhauen. Die Idee geistert seit dem Käsefondue-Abend in unserem Köpfen rum und heute sprechen wir noch viel mehr darüber. Ist ja auch eine tolle Idee. Außerdem reden wir ein bisschen über Jungs, die Arbeit, veganes Essen (wir reden eh immer viel über das Essen. Ist ja auch irgendwie logisch, oder?) und diskutieren sehr ausgiebig über die Frage, ob Maria nun underdressed ist oder nicht. Ist sie nicht.

9. Was hast du Neues über deine Schwester gelernt?

Maria ist mitfühlender als eine Kiste voller Welpen. Und süßer. Und lieber. Irgendwie hatte ich es ja schon vorher geahnt.

10. Das Beste an diesem Essen...

Der Feta. Allein schon für den Überraschungsmoment.

11. Möchtest du noch etwas sagen?

Ich bin echt froh, dass ich es noch geschafft habe. Auch wenn der Abend für mich so eine ganze Stunde kürzer ausfällt als für die anderen beiden. Obwohl Maria wirklich die komplette Zeit noch vom Gruß aus der Küche schwärmt. Wirklich die ganze Zeit. Ein bisschen Strafe fürs Zuspätkommen muss wohl doch sein, ne?!

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Beim letzten Mal waren die Zwillinge bei Solar essen. Alle Folgen 40 DAYS OF EATING gibt es hier.


Location: Lucky Leek, Kollwitzstraße 54, 10405 Berlin
FotosTabea Mathern
Text: Maria und Sophia Giesecke

Mit freundlicher Unterstützung von Fissler

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