11 Theaterstücke im Frühling, die ihr nicht verpassen solltet
Das Wetter im Frühling hat zwei Vorteile: Erstens wird es allmählich wärmer und die Tage sind endlich wieder länger. Zweitens ist es aber auch noch oft genug regnerisch, stürmisch und eklig, sodass wir eine Indoor-Beschäftigung brauchen. Und da kommen unsere geliebten Berliner Theater ins Spiel. Denn auch diesen Frühling könnt ihr euch auf zahlreiche (respektive 11) tolle Stücke freuen, für die es sich auch an einem Gut-Wetter-Tag lohnt, den Park hinter sich zu lassen.
1 "Die Möwe" – Die Schaubühne
Die Szenerie, die der Schriftsteller Anton Tschechow 1895 in ein russisches Dorf geschrieben hat, verfrachtet Thomas Ostermeier für die Schaubühne in das Berliner Umland. Ein riesiger Baum in der Mitte der Bühne bildet das Zentrum des Geschehens; die Spielstätte einer Open-Air-Aufführung des jungen Künstlers Konstantin, die das Theater revolutionieren soll. Im Publikum, das aus Freund*innen und Familie besteht, sitzt auch die Mutter des Nachwuchs-Dramaturgen – eine berühmte Schauspielerin. Doch ihr Urteil fällt nicht so aus, wie es sich ihr engagierter Sohn gewünscht hätte.
2 "As you fucking like it" – Deutsches Theater
Shakespeare-Stoff als queeres und quietschvergnügtes Kammerspiel – das Deutsche Theater macht's möglich. In der Inszenierung des Klassikers, den ihr vielleicht noch aus dem Deutschunterricht unter dem Titel "Wie es euch gefällt" kennt, fließt alles wild durcheinander. Ausgangspunkt des Chaos' ist Rosalinde, die allerlei Köpfe verdreht, sich als Mann verkleidet, mal von der einen Darstellerin gespielt wird, mal von der anderen. Nach einer Weile ist das Verwirrspiel perfekt: Wer ist wer, wer ist Mann, wer ist Frau, man weiß es nicht. Und es ist auch egal, denn es macht einfach nur Spaß.
3 "Das schönste Mädchen der Welt" – GRIPS
Falls ihr euch jetzt denkt: "Moment, die kenn ich doch", habt ihr recht. In der Adaption des Kinoerfolgs "Das schönste Mädchen der Welt" von 2018 spielt Helena Charlotte Sigal die Hauptrolle. Sie hatte kürzlich als Wildcard-Gewinnerin von "Wer stiehlt mir die Show" Joko das Moderationsmikrofon abgeluchst und viel Applaus geernet. Im GRIPS könnt ihr sie als Roxy sehen, die sich an ihrer neuen Schule vor Verehrern nicht retten kann. Doch für wen wird sie sich entscheiden?
4 "Ekman | Eyal" – Staatsoper unter den Linden
Zwei Ballettstücke an einem Abend: Die Kulturkenner*innen unter euch kennen und schätzen Alexander Ekman für seine humorvollen und dynamischen Inszenierungen. In der Doppel-Aufführung mit Sharon Eyal faszinieren neben den tollen Tänzer*innen des Staatsballetts auch die außergewöhnlichen, sehr haarigen Kostüme, die aus der Hand des Haarkünstlers Charlie Le Mindu stammen. Das zweite Stück von Sharon Eyal wiederum besticht durch harte Beats, ein düsteres Bühnenbild und klare Tanzelemente, die sich für uns nach einem Ballett gewordenen Abend im Berghain anfühlen.
5 "Antigone" – Gorki
Literaturfans kennen den Stoff von Sophokles: Antigone, die gerade ihren Bruder begraben hat, widersetzt sich dem Machtword Kreons, dem König von Theben, und wird zum Tode verurteilt. Leonie Böhm verleiht dem Klassiker Aktualität, denn auch wir fragen uns allzu oft: Wie können wir loslassen, um den Wandel voranzutreiben, den diese Welt so dringend braucht? Ob im Stück eine Antwort gefunden wird, müsst ihr selbst herausfinden. Nur eins ist sicher bei Sophokles: Am Ende sind so gut wie alle tot.
6 "The Making of Pinnocchio" – Sophiensaele
"The Making of Pinocchio" ist eine Mischung aus Film und Theater von den Künstler*innen und Lebenspartner*innen Rosana Cade und Ivor MacAskill. Ivor begleitet und verarbeitet in dem Stück seine eigene Gender Transition. Intim und humorvoll erzählen die beiden eine Geschichte über Liebe und Identität. Die Geschichte der Holzpuppe mit der langen Nase, die ein "echter Junge" sein will, wird in die queere Lebensrealität übertragen. Die Sophiensaele zeigen das Stück im Rahmen der beliebten Reihe "Queer Darlings".
7 "Così fan tutte" – Komische Oper
Eines der wohl am heißesten diskutierten Stücke der Saison ist Così fan tutte an der Komischen Oper. Der Regisseur Kirill Serebrennikov erzählt eine Geschichte über Liebe und Verlust – mit extra viel nackter Haut. Gerade erst verlobt, trennen sich Ferrando und Guglielmo von ihren Partnerinnen Fiordiligi und Dorabella, um in den Krieg zu ziehen. Bald trauern die Frauen um ihre gefallenen Männer. Aber gibt es wirklich Grund, zu trauern? "Così fan tutte" ist der Auftakt zur Da-Ponte-Triologie an der Komischen Oper. Es folgen die beiden anderen Mozart-Klassiker "Le nozze di Figaro" und "Don Giovanni".
8 "Romeo und Julia" – Theater des Westens
Und es geht weiter mit den Klassikern: Seit März könnt ihr euch eine moderne Version von "Romeo und Julia" am Theater des Westens anschauen. Es geht um ... ach, komm, ihr wisst, worum es geht. Aber es gibt einen unerwarteten Twist in der Story, denn nicht nur Julia liebt Romeo. Wer Bock auf historische Kostüme, Knittelverse und ein Muscial hat, das mit so manchen Stereotypen bricht, ist hier richtig.
9 "Die Ehe der Maria Braun" – Schaubühne
Niemand Geringeres als Rainer Werner Fassbinder hat den gleichnamigen Film von 1978 gemacht, der nun als Vorlage zum Stück an der Berliner Schaubühne dient. Es geht um Hermann und Maria Braun, die mitten im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs heiraten. Kurz darauf findet sich Maria als Kriegswitwe wieder. Sie schlägt sich durch, findet Arbeit und einen Liebhaber. Als sie diesen gerade mit nach Hause nehmen will, taucht plötzlich ihr totgeglaubter Mann wieder auf. "Die Ehe der Maria Braun" ist ein Klassiker an der Schaubühne, den man nicht oft genug sehen kann.
10 "in_between" – Chamäleon
Akrobatik-Fans aufgepasst: Das Team der Zirkuskompanie Circo Aereo hat sich erneut mit dem Chamäleon in den Hackeschen Höfen zusammengetan und die Koproduktion "in_between" entwickelt. in_between – das bedeutet irgend etwas zwischen Traum und Realität, Sehnsucht und Zugehörigkei, artistischer Perfektion und Poetik. Ein Stück, an dem man sich gar nicht sattsehen mag.
11 "Phaidras Liebe" – Berliner Ensemble
Ihr wisst es längst: Wir lieben Stefanie Reinsperger. Nach ihrer legendären Performance in "Der Theatermacher" spielt sie nun eine Solo-Doppelrolle in dieser Adaption des klassischen Phaidra-Stoffs. Im mythologischen Original wird Phaidra von Aphrodite verzaubert und verliebt sich daraufhin in ihren Stiefsohn Hippolytos. Der aber weist sie zurück, woraufhin Phaidra Suizid begeht. Typisch griechische Mythologie eben. Wie Regisseur Robert Borgemann aus diesem harten Toback einen unterhaltsamen Theaterabend macht und wie es Stefanie Reinsperger schafft, gleichzeitig Phaidra und Hippolytos zu sein – dafür müsst ihr schon selbst ins BE gehen.