Berlin hakt nach: Kommt die Currywurst wirklich aus Berlin?
Wenn man an kulinarische Klassiker aus Berlin denkt, kommt sie mit als Erstes in den Sinn: die Currywurst. Serviert mit Pommes oder Schrippe ist die golden bestäubte Königin unter den Imbisssnacks nicht aus dem Berliner Stadtbild wegzudenken.
Aber ist Berlin auch wirklich die Geburtsstätte der Currywurst? Schließlich mampft man sie im Ruhrpott mit derselben Hingabe wie hier und hat ihr sogar eine eigene Hymne gewidmet. Und Hamburg beansprucht vehement die Erfindung der Currywurst für sich. Zeit für einen Faktencheck. Ran an die Wurst!
Wer hat die Currywurst erfunden?
Die wichtigsten Zutaten für die Currywurst wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland für breitere Massen zugänglich. In der US-amerikanischen Besatzungszone brachten GIs den Ketchup mit und die Briten kamen mit Currygewürz aus den Kronkolonien im Schlepptau. Doch wer hatte zuerst die Idee, das alles mit der guten alten deutschen Wurst zu verbinden?
Unsere hanseatische Schwesternstadt begründet ihre Wurst-Poleposition mit einem Buch: "Die Erfindung der Currywurst" von Uwe Timm. In der Novelle von 1993 wird das Gericht von der Hauptfigur Lena Brücker zum ersten Mal in deren Hamburger Imbissbude zubereitet. Der Schriftsteller behauptet bereits 1947 am Hamburger Großneumarkt eine Currywurst verspeist zu haben und so zu seinem Buch inspiriert worden zu sein. Allerdings gibt es keinerlei Beweise dafür, dass hinter der Fiktion auch Wahrheit steckt. Sorry Hamburg, uns reichen nur kalte, harte Fakten!
In Berlin beansprucht Herta Heuwer die Erfindung der Currywurst für sich. Laut der Imbissbudenbetreiberin war der 4. September 1949 ein verregneter Tag mit wenig Kundschaft an ihrem Stand in der Kantstraße in Charlottenburg. Also begann sie aus Langeweile an einer Soße zu tüfteln. Die Gastronomin mischte Tomatenmark mit verschiedenen Gewürzen und verteilte den Mix auf einer aufgeschnittenen Brühwurst ohne Darmpelle. Eh voilá, die Geburtsstunde der Currywurst.
Ob sich das wirklich exakt so zugetragen hat, lässt sich nicht nachprüfen. Laut meteorologischen Aufzeichnungen hat es am 4. September schon mal gar nicht geregnet. Belegt ist aber definitiv, dass Herta Heuwer sich 1959 den Namen für ihre Spezialsoße schützen ließ – "Chillup", was sich aus Chili und Ketchup zusammensetzt. Die genaue Rezeptur nahm sie mit ins Grab. Vier Jahre nach ihrem Tod wurde im Jahre 2003 am ehemaligen Standort ihrer Wurstbude in der Kantstraße 101 ihr zu Ehren eine Gedenktafel errichtet.
Ihr Geschäft schmückte Herta Heuwer damals mit der Aufschrift "1. Currywurst-Braterei der Welt", denn schon bald adaptierten immer mehr Imbisse den Wurstsnack. Auch in der DDR brachte Konnopke's Imbiß 1960 die erste Currywurst nach Ostberlin, aufgrund von Ketchup-Knappheit aber mit ganz eigener Soßenkreation. Die Kult-Currywurst aus dem Prenzlauer Berg könnt ihr heute immer noch in der Schönhauser Allee verputzen.
Wegen wachsender Beliebtheit des Gerichts setzte die Fleischer-Innung Berlin bereits in den 1950er Jahren fest, wie die Wurst zu sein hat: nämlich eine feine, nicht gepökelte, nicht geräucherte Bratwurst mit höchstens 5 Prozent Fremdwasseranteil. Seit 2020 ist genau diese Art der "Berliner Currywurst" auch als Begriff patentlich geschützt und darf nur hier in der Hauptstadt hergestellt werden.
Internationaler Siegeszug der Currywurst
Da haben wir es also: Currywurst kommt aus Berlin und es gibt sie in ihrer Originalform auch nur hier in der Hauptstadt. Beliebt ist sie aber über Stadtgrenzen hinaus: 28 Mal in Folge wurde Currywurst mit Fritten zum beliebtesten Kantinenessen in Deutschland gewählt. Selbst an Imbissständen in Paris und New York ist man mittlerweile auf den Geschmack gekommen. Auf so eine Erfolgsstory kann wohl keine andere Wurst zurückblicken.
Keine Ahnung, wie es euch geht, aber wir haben jetzt echt Hunger bekommen. Bock auf 'ne Currywurst?